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Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Titel: Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel E. Mroz
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mit dem verräterischen Vater Kontakt aufzunehmen, stand das Fallbeil dritter Klasse, weil die örtliche Verwaltung den Fonds für den Ankauf feindlicher Spione in diesem Rechnungsjahr bereits aufgebraucht hatte, Klapauzius aber seinerseits, trotz wiederholter Überredungsversuche, kein Staatsgeheimnis erwerben wollte; zusätzlich belastete ihn der Mangel eines namhaften Barbetrages in seinen Taschen. Er beharrte stets auf seinem Standpunkt, aber der Untersuchungsoffizier schenkte seinen Worten keinen Glauben und meinte, übrigens läge, selbst wenn er wollte, die Befreiung des Gefangenen nicht in seiner Zuständigkeit. Dem Fall wurde immerhin größere Beachtung geschenkt, weil man Klapauzius Folterungen unterzog, allerdings mehr aus Diensteifer als aus Notwendigkeit. Nach einer Woche nahm seine Sache eine günstige Wendung: Man sandte den Geläuterten in die Hauptstadt, wo er, über die Vorschriften der Hofetikette unterrichtet, die Huld einer persönlichen Audienz beim König erfahren sollte. Er bekam sogar eine Trompete, denn jeder Bürger hatte an öffentlichen Plätzen seine Ankunft und seinen Abmarsch mit einem Trompetenstoß zu verkünden, und die allgemeine Subordination ging so weit, daß ein Sonnenaufgang ohne Weckruf in diesem Staate keine Gültigkeit hatte.
    Mägerlein verlangte von ihm tatsächlich neue Waffen; Klapauzius versprach, den königlichen Wunsch zu erfüllen; seine Idee, so versicherte er, sei bahnbrechend in der Geschichte der Kriegsführung. Welche Armee, fragte er, sei unbesiegbar? Doch wohl eine, die die besten Kommandeure und die diszipliniertesten Soldaten habe. Der Kommandeur befehle und der Soldat gehorche: der eine müsse also klug sein und der andere gehorsam. Der Klugheit des Verstandes aber, selbst des militärischen, seien natürliche Grenzen gesetzt. Ein überaus genialer Hauptmann könne auf seinesgleichen stoßen. Er könne auch auf dem Feld der Ehre fallen und seine Abteilung verwaist zurücklassen oder auch etwas noch Schlimmeres tun, wenn er, gewissermaßen professionell zum Denken abgerichtet, die Macht zum Gegenstand dieses Denkens mache. Sei etwa ein in den Schlachten abgestumpfter Haufen von Stabsoffizieren, denen das taktische Denken die Schläfen derart behämmert habe, daß sie sogar den Thron zu besteigen begehrten, nicht gefährlich? Hätten darunter nicht bereits viele Königreiche gelitten? Daraus ergebe sich, daß Truppenführer nur ein notwendiges Übel seien: es komme also darauf an, dieses Übel zu beseitigen. Weiter – die Zucht einer Armee bestehe darin, daß sie Befehle genau befolge. Die ideale Armee sei eine, die aus tausend Gedanken und Herzen ein Herz, einen Gedanken und Willen mache. Diesem Zweck diene die ganze Militärdisziplin – Drill, Manöver und Übungen. Das Ideal sei also eine Armee, die buchstäblich wie ein Mann handele, die Befehlsgeber und Ausführender der strategischen Pläne in einem sei. Wer verkörpere ein solches Ideal? Nur der einzelne. Man gehorche nämlich niemandem so willig wie sich selbst, und niemand führe die gegebenen Befehle so gern aus wie einer, der sie sich selbst erteilt. Darüber hinaus könne der einzelne weder versprengt werden noch sich selbst den Gehorsam verweigern oder sogar gegen sich aufmucken. Es komme also darauf an, diese Bereitschaft zum Gehorsam, diese Eigenliebe, die ein Individuum verkörpert, zur Eigenschaft tausendköpfiger Heere zu machen. Und wie mache man das? Hier begann Klapauzius, dem lauschenden König die einfachen Ideen (alles, was genial ist, ist einfach) des Meister Gargancjanus zu erklären.
    Jedem Rekruten, so legte er dar, werde vorn ein Stecker und hinten eine Steckdose anmontiert. Auf das Kommando: »Anschließen!« hüpfen die Stecker in die Steckdosen, und wo unlängst eine Bande von Zivilisten war, werde plötzlich eine mustergültige Heereseinheit stehen. Wenn die einzelnen Geister, bisher von Gedanken abgelenkt, die außerhalb des Kasernenbereichs lagen, buchstäblich zu einer Einheit militärischen Einheitsgeistes zusammenfließen, werde nicht nur automatisch die absolute Disziplin sich einstellen, sondern auch die Klugheit. Diese Klugheit verhält sich direkt proportional zur Kampfstärke. Ein Zug hat das Innenleben eines Unteroffiziers; die Kompanie ist klug wie ein Hauptmann, ein Bataillon entspricht einem Obersten, und eine Division, auch der Reserve, ist ebensoviel wert wie alle Strategen zusammengenommen. Auf diese Weise erreicht man geradezu erschreckend geniale

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