Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Titel: Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel E. Mroz
Vom Netzwerk:
sämtliche Laute des verbissenen Hämmerns und Stürmens, dann heulte es in der Luft, die schwarze Wand, die die Öffnung verdeckte, verschwand wie vom Sturmwind weggeblasen, und eine Lawine riesiger Felstrümmer stürzte herab.
    Noch rollte das Echo der Donnerschläge durch das Tal, hallte von den Bergen wider, als beide Freunde den Höhlenausgang erreichten, sich halb hinauslehnten, die Maschine erblickten, die durch den selbst ausgelösten Felssturz zerschmettert und zermalmt dalag, ein gewaltiger Block mitten in ihren acht Stockwerken, durch den sie fast in zwei Teile zerbrochen wäre. Vorsichtig stiegen sie über den noch staubenden Geröllhaufen. Um zum Bett des ausgetrockneten Baches zu gelangen, mußten sie dicht am Wrack der platt daliegenden Maschine vorbei, das so groß wie ein gestrandetes Schiff war. Stumm blieben beide vor der eingedrückten stählernen Flanke stehen. Die Maschine bewegte sich noch schwach, und man hörte, wie in ihr etwas immer schwächer rasselte und kreiste.
    »Das also ist dein unrühmliches Ende, und zwei plus zwei ist weiterhin …«, hob Trurl von neuem an, doch in diesem Augenblick summte die Maschine leise und stammelte, kaum hörbar und kaum verständlich, zum letzten Mal: »Sieben.«
    Hierauf knirschte etwas dünn in ihr, es regnete Steine, und sie starb, in einen toten Eisenklumpen verwandelt. Beide Konstrukteure blickten einander an und gingen dann stumm am ausgetrockneten Bach entlang.
     
     
     
    Die Tracht Prügel
     
     
    An der Tür des Konstrukteurs Klapauzius klopfte es. Er öffnete, steckte den Kopf hinaus und erblickte eine bauchige Maschine auf vier kurzen Beinen.
    »Wer bist du, und was willst du?«
    »Ich bin die Maschine zur Erfüllung aller Wünsche, und hergeschickt hat mich Trurl, dein Freund und großer Kollege, ich bin sein Geschenk.«
    »Ein Geschenk?« sagte Klapauzius, der recht gemischte Gefühle für Trurl hegte und dem besonders mißfiel, daß die Maschine Trurl als »großen Kollegen« bezeichnet hatte. »Na schön«, versetzte er nach kurzer Überlegung, »komm herein.«
    Er befahl ihr, sich neben den Ofen in die Ecke zu stellen, und ging wieder, scheinbar ohne sie zu beachten, an seine Arbeit. Er baute an einer kugelförmigen Maschine auf drei Beinen. Sie war fast fertig, und er war gerade dabei, sie zu polieren. Eine Weile später meldete sich die Maschine zur Erfüllung aller Wünsche wieder:
    »Ich möchte an meine Anwesenheit erinnern.«
    »Ich habe dich nicht vergessen«, sagte Klapauzius und fuhr in seiner Arbeit fort. Eine Weile später sprach die Maschine von neuem: »Darf man erfahren, was du tust?«
    »Bist du eine Maschine zur Erfüllung von Wünschen oder eine Maschine zum Fragenstellen?« fragte Klapauzius und fügte noch hinzu: »Blaue Farbe brauche ich.«
    »Ich weiß nicht, ob ich gerade die Nuance habe, die du brauchst«, erwiderte die Maschine und schob ihm eine Büchse Farbe durch die Klappe im Bauch hin. Klapauzius machte sie auf, tauchte stumm seinen Pinsel hinein und fing an zu malen. Bis zum Abend verlangte er noch Schmirgel, Karborund, einen Bohrer und weiße Farbe sowie Schrauben, und jedesmal gab ihm die Maschine gleich, was er sich wünschte. Gegen Abend bedeckte er mit einer Plane die Vorrichtung, stärkte sich, setzte sich auf einen Hocker vor die Maschine und sagte: »Wollen mal sehen, was du kannst. Du behauptest, du könntest alles machen?«
    »Alles nicht, aber verschiedene Dinge ja«, erwiderte die Maschine bescheiden. »Warst du nicht mit den Farben, mit den Schrauben und mit dem Bohrer zufrieden?«
    »Freilich, freilich!« erwiderte Klapauzius. »Aber nun verlange ich von dir etwas viel Schwierigeres. Tust du es nicht, schicke ich dich mit dem entsprechenden Dankeswort und einem Gutachten deinem Herrn zurück.«
    »Was ist es denn?« fragte die Maschine und trat neugierig von einem Bein aufs andere.
    »Na, ein Trurl«, erklärte Klapauzius. »Du sollst mir einen Trurl machen, genauso einen wie der richtige. So daß man einen nicht vom anderen unterscheiden kann!«
    Die Maschine brummte, summte, rauschte und sagte dann: »Gut, ich mache dir einen Trurl, aber geh behutsam mit ihm um, denn er ist ein sehr großer Konstrukteur!«
    »Ah, natürlich, sei unbesorgt«, sagte Klapauzius. »Nun, wo ist denn dieser Trurl?«
    »Wie? So schnell? Das ist keine Kleinigkeit«, sagte die Maschine. »Es dauert eine Weile. So ein Trurl – das ist keine Schraube und kein Lack!«
    Dennoch trompetete und klingelte sie erstaunlich

Weitere Kostenlose Bücher