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Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter.

Titel: Kyberiade. Fabeln zum kybernetischen Zeitalter. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem , Daniel E. Mroz
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Backen auf, pustete, prustete und verwandelte sich in einen rotierenden Luftkreisel, einen tanzenden Wirbelwind, der der kleinen Kutsche gleichsam Flügel verlieh und sie so rasch über Berg und Tal dahinsausen ließ, daß sie bald in einer Staubwolke verschwunden war. Das königliche Jagdgefolge teilte sich in mehrere Gruppen und startete eine verzweifelte Suchaktion mit Bluthunden und Geigerzählern, die Einsatzreserve der Polizei eilte im Laufschritt herbei und machte sich mit Feuereifer und Motorspritzen daran, jeden Quadratmeter Boden sorgfältig mit Wasser zu besprengen – ein offensichtlicher Unsinn, verursacht durch die vor Aufregung zitternde Hand eines Funkers, der von einem hoch in den Wolken schwebenden Beobachtungsballon chiffrierte Funksprüche an die Suchtrupps übermittelte. Ganze Heerscharen von Polizisten stolperten durch Wald und Flur, das mobile Röntgenkommando durchleuchtete jeden Baum und Strauch und jedes noch so winzige Unkraut; man grub das ganze Gelände um, zahllose Bodenproben wurden in Windeseile zur Analyse in die Laboratorien geschafft, ja selbst das königliche Kyberroß mußte vor einem Untersuchungsausschuß erscheinen und wurde vom Generalstaatsanwalt einem hochnotpeinlichen Verhör unterzogen. In der Abenddämmerung sprang eine Fallschirm Jägerdivision mit Staubsaugern und Spezialsieben über dem Gelände ab, um alles bis auf das letzte Sandkorn zu durchsuchen. Schließlich gab man den Befehl aus, jeden, der wie ein Polizist aussah, unverzüglich zu verhaften, aber das führte nur zu noch größeren Komplikationen und Peinlichkeiten, denn die eine Hälfte der Polizei arretierte prompt die andere. Als die Nacht hereingebrochen war, kehrten die Jäger bestürzt und niedergeschlagen in die Stadt zurück; sie brachten nichts als Hiobsbotschaften mit, denn es war nicht gelungen, auch nur die winzigste Spur aufzustöbern, der Monarch blieb wie vom Erdboden verschluckt.
    Bei Fackelschein um Mitternacht wurden die in Fesseln geschlagenen Konstrukteure vor den Großkanzler und Siegelbewahrer des Königs geführt, der ihnen mit donnernder Stimme erklärte:
    »So ihr der Allerhöchsten Majestät einen verderblichen Hinterhalt gelegt und sintemalen ihr euch erkühnet habt, die frevelnde Hand gegen Seine Grenzenlose Grausamkeit, unseren Allergnädigsten und Geliebten Gebieter, Herrscher und Autokraten zu erheben, so sollt ihr an den Pranger gestellt, gepfählt und gevierteilt, hernach aber mit Hülfe unseres Pulverisators-Dislokators zu Staub gemahlen und in alle vier Winde verstreut werden, zur ewigen Warnung und Abschreckung vom ruchlosen Verbrechen des Königsmords.«
    »Etwa sofort, Euer Liebden?« fragte Trurl. »Wir erwarten nämlich einen Boten …«
    »Was für einen Boten denn noch, du niederträchtiger Schurke?!«
    Doch tatsächlich wurden die Wachen am Eingang in diesem Moment beiseite gedrängt. Sie hatten es nicht gewagt, dem Post- und Telegraphenminister in höchsteigener Person mit gekreuzter Hellebarde den Zugang zu verwehren. Der Generalpostmeister näherte sich in voller Galauniform und mit klimpernden Orden dem Kanzler, zog aus seiner diamantenbesetzten Umhängetasche einen Brief und erklärte: »Mag ich auch künstlich sein, so schickt mich doch der König mein«, worauf er augenblicklich zu feinem Staub zerfiel. Der Kanzler, der seinen Augen nicht trauen wollte, erkannte sogleich den in purpurroten Lack gepreßten Siegelring des Königs; er öffnete den Brief und las, daß Seine Majestät gezwungen sei, mit dem Feind zu verhandeln, denn die Konstrukteure hätten algorithmische und algebraische Methoden angewandt, um ihn gefangenzusetzen, und jetzt stellten sie Bedingungen, die der Kanzler anhören und sämtlichst akzeptieren müsse, wenn ihm das Leben des Königs lieb sei. Unterzeichnet: »Crudelius Rex m. p. gegeben in einer Höhle unbekannten Ortes, in der Gewalt eines pseudopolizeilichen Ungeheuers, verkörpert durch drei uniformierte Personen …«
    Jetzt erhob sich ein großer Lärm und Tumult, die einen überschrien die anderen und fragten, wie denn die Bedingungen aussähen und was das alles zu bedeuten habe, Trurl aber wiederholte nur den einen Satz: »Unsere Fesseln, meine Herren, sonst spielt sich gar nichts ab.«
    Schmiede wurden gerufen, knieten nieder und nahmen ihnen die Fesseln ab. Man überschüttete die Konstrukteure mit Fragen, Trurl jedoch ließ sich auf nichts ein:
    »Wir sind hungrig, schmutzig und ungewaschen, wir brauchen sofort ein Schaumbad, eine

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