L wie Liquidator

Titel: L wie Liquidator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang (Hrsg.) Jeschke

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Stinkdüse in dem Rollstuhl den Bruchteil einer Sekunde zu spät. Mit einem satten Plop entsandte der Stuhl einen übelriechenden Gasball, der sich sogleich wie eine teuflische Blume unter Rattes Schnurrhaaren entfaltete.
    Einer der Wachleute versuchte, den Stuhl festzuhalten, aber die alte Taxifahrerin fuhr ihm unversehens über den Fuß. Der andere Wachmann hob seinen schweren Revolver.
    Die Taxifahrerin grinste wie des Teufels Großmutter persönlich. »Fällt nicht unter die Anzeigepflicht für Umweltverschmutzung. Kein Gesetz gegen ein bißchen Geruch versprühen, Jungs. Und Ihr würdet mir ohnehin nichts tun wollen. Das Taxi beobachtet mein EEG. Wenn ich abkratze, fährt es Amok.«
    Der Wachmann mit dem verletzten Fuß hörte auf zu hüpfen. Der Wachmann mit der Kanone zuckte die Achseln. »Es ist Ihr Bier, Sir.«
    Ratte schlug sich mehrmals gegen die Schläfe und vergrub seine Schnauze schließlich in der Achselhöhle. Aber er roch nichts als ranzigen Burger mit Schwefelsoße. »Vergeßt es! Ich habe keine Zeit.«
    »Sie müssen wissen«, sagte die Taxifahrerin, »daß ich das Taxi sonst niemals verlasse. Aber ich wollte mich mit eigenen Augen davon überzeugen, was für eine Person das ist, die hier wohnt.« Die Motoren heulten auf; der mechanische Arm schloß seine Finger um die Haltegriffe des Rollstuhls. »Jetzt weiß ich es.« Sie lachte gackernd, als der Arm sie ins Taxi zurückholte. »Ich werde am Tor parken. Die Cops melden, sie seien bereit, die Straße zu säubern.«
    Die Wachmänner geleiteten Ratte zu der Wand mit den Aufzügen. Er betrat denjenigen, dessen Tür geöffnet war, legte den Daumen auf das Scannerfeld und nannte seinen Zugangscode.
    »Guten Abend, Sir«, sagte der Aufzug. »Möchten Sie direkt in Ihre Räumlichkeiten gebracht werden?«
    »Ja.«
    »In Ordnung, Sir. Möchten Sie vielleicht eine Liste der gemeinschaftlichen Einrichtungen haben, die augenblicklich zu Ihren Diensten geöffnet sind?«
    Man konnte die Verkaufsangebote nicht abstellen, deshalb hörte Ratte nicht zu und begann, sich die stinkende Substanz vom Fell zu lecken.
    »Der Pool ist nur für Schwimmanfänger geöffnet«, sagte der Aufzug, als sich die Tür schloß. »Sämtliche Einrichtungen außer dem Antigrav-Raum stehen zur Zeit zur Verfügung. Die Isolierungstanks sind voraussichtlich bis elf Uhr besetzt. Im Surrogator befindet sich zur Zeit kein weiblicher Torso; er wurde von einem Benutzer mutwillig zerstört. Wir entschuldigen uns für eventuelle Beschwerlichkeiten …«
    Die Aufzugkabine bewegte sich zweieinhalb Stockwerke hinab und hielt dann knapp über dem untersten Geschoß. Ratte blickte hoch und sah, wie sich ein dunkler Spalt in der Reihe der Lichtverteilungslamellen öffnete, durch den sich gleich darauf die Spionin fallen ließ.
    »… der Gesamttherapeut ist bis morgen früh acht Uhr nicht zu erreichen, aber die Kabinen für interaktiven Sex sind bis Mitternacht geöffnet. Die Drogenverteilungsstelle …«
    Die Spionin sah aus, als wäre sie auf Wasserskiern durch die Kloaken gesaust. Ihr blondes Haar war naß und voller Schlamm; die Bändchen um ihre Rattenschwänzchen hatte sie verloren. Ihre Jeans hatten Löcher an den Knien, und auf einer Backe trug sie einen häßlichen Kratzer. Der kunstseidene Rollkragenpullover klebte ihr feucht am Körper. Aber trotz ihres arg mitgenommenen Aussehens war ihre Hand, die den Lichtschreiber hielt, so ruhig wie die eines Gemmenschneiders.
    »Es scheint hier ein kleines Problem zu geben«, sagte der Aufzug mit besänftigender Stimme. »Es besteht kein Grund für Alarm. Diese Einheit ist zur Zeit außer Betrieb. Die Wartung wurde benachrichtigt und arbeitet bereits an der Lösung des Problems. Im Notfall verständigen Sie bitte die Sicherheit. Wir bedauern diese vorübergehende Belästigung.«
    Die Spionin feuerte eine grelle Ladung in das Paneel mit den beleuchteten Knöpfen für die Wahl des Stockwerks. Es überschüttete sie mit einem Funkenregen und wurde dunkel.
    »Wo, in Dreiteufelsnamen, haben Sie gesteckt?« fragte die Spionin. »Sie sprachen davon, daß wir uns im McDonalds im Times Square träfen, falls wir getrennt würden.«
    »Und wo waren Sie?« Ratte erhob sich auf die Hinterbeine. »Als ich an unserem Treffpunkt ankam, wimmelte es dort von Cops.«
    Der Lichtschreiber flammte auf, und er erstarrte. Die Spionin brannte Rattes grobe Umrisse auf die Stahltür hinter ihnen.
    »Verdammt sollen Sie sein für Ihre Lügen«, sagte sie. Der Lichtstrahl