L.A. Woman
willst?“
Sarah zögerte. „Ich glaube, sie fragte, ob ich mit … mit ihnen ausgehe.“ Sie hatte eigentlich
mit ihr und Taylor
sagen wollen, aber sie hatte wenig Lust auch noch zu erklären, wer Taylor war. Sie wusste, dass Benjamin das alles missbilligen würde, aber es war schon zu spät.
„Ich schätze, du solltest dir das gut überlegen, bevor du zusagst.“
„Was sollte ich überlegen?“ Sarah fühlte Ärger in sich aufsteigen. „Du gehst doch jetzt auch mit irgendwelchen Typen Bier trinken, und ich werde ein oder zwei Drinks mit Martika nehmen.“
„L.A. ist nicht Fairfield, weißt du? Es ist eine viel gefährlichere Stadt.“
Sarah sah das eindrucksvolle Duo Martika und Taylor vor sich. „Das geht schon in Ordnung.“
„Du bist manchmal so naiv“, sagte Benjamin. „Aber gut. Tu, was du nicht lassen kannst. Ich muss jetzt auflegen.“
„Es ist ja nicht so, als ob ich ausgehen und mit irgendwelchen Kollegen rummachen würde“, wiederholte sie seine Worte, in der Hoffnung, seine Stimmung etwas aufzuhellen.
Und tatsächlich lachte er. „Lass uns nächste Woche telefonieren.“
„Ich liebe dich“, sagte sie schnell.
„Ich dich auch“, sagte er und legte auf.
Was ist nur mit ihm los, fragte sich Sarah nachdenklich. Sie wollte glauben, dass er sich lediglich Sorgen um sie machte, aber sie wurde das Gefühl nicht los, dass er begann, mit zweierlei Maß zu messen.
Er geht aus und trinkt mit seinen Kollegen ein Bier. Warum also sollte ich nicht dasselbe tun?
Schließlich hatte er ihr vorgeworfen, sie würde wie eine Klette an ihm kleben. Zumindest kann ich jetzt meine Unabhängigkeit beweisen, dachte sie. Sie ging ins Wohnzimmer. Martika war vollkommen darin vertieft, ihre kniehohen schwarzen Lederstiefel zu schnüren.
„Martika?“
„Mhm?“
„Gilt die Einladung noch?“
Martika blickte von ihren Stiefeln hoch. „Ist das wahr? Du willst wirklich mitkommen?“
„Nur kurz“, betonte Sarah. „Ich habe morgen bei der Arbeit viel zu tun.“
„Morgen ist Freitag. Niemand arbeitet viel an einem Freitag.“
Sarah biss sich auf die Lippen. Vielleicht war es doch keine gute Idee gewesen.
„Überhaupt arbeitet kein Mensch in der ersten Woche viel“, fuhr Martika fort, als wollte sie Sarahs Geduld auf die Probe stellen.
Dann grinste sie spitzbübisch. „Ich habe Taylor bereits gesagt, dass du nicht mitkommst. Dass du wahrscheinlich ein Buch lesen und spätestens um zehn Uhr eingeschlafen sein wirst.“ Martika hätte sie auch gleich ein langweiliges Huhn nennen können.
„Was soll das? Steht vielleicht der Name Shirley Temple quer über meine Stirn geschrieben?“
„Das muss er gar nicht“, antwortete Martika und zwinkerte ihr zu. „Du benimmst dich doch immer so. Was ist nun? Bist du bereit für einen Besuch im 5140? Nur ein paar Drinks, das verspreche ich, und wir bringen dich rechtzeitig nach Hause, damit du morgen für die Schule ausgeschlafen bist.“
„Gut“, sagte Sarah und ignorierte Martikas letzte Worte. „Ich hole nur schnell meinen Mantel. Dann kann es losgehen.“
„Das geht in die Geschichte ein“, rief Martika ihr hinterher. „Stell dir nur vor, am Ende wirst du noch mit männlichen Strippern tanzen.“
Sarah kam mit dem Mantel zurück und packte ihre Handtasche. „Nur ein paar Drinks“, wiederholte sie. Sie wollte nichts tun, was Benjamin nur noch in seiner Vorstellung bestätigen konnte, dass sie naiv war. „Keine Stripper, gar nichts in dieser Art.“
„Vorsicht, Shirley“, rief Martika mit einem boshaften Lächeln. „Du hast gerade einen Rückfall.“
„Vielleicht war das 5140 nicht die beste Idee für ihren ersten Ausgang“, murmelte Taylor leicht beunruhigt.
Martika lehnte sich in dem glatten roten Vinylkissen zurück. Das Licht war so schummrig, dass ihre Pupillen die Größe von Tellern angenommen hatten. Sarah hockte in eine Ecke gedrückt und versuchte, so wenig wie möglich aufzufallen. Martika seufzte. Das 5140 war eine ziemlich angesagte Bar, hübsch und ein wenig schäbig. Hierher verirrten sich niemals diese typischen wohlhabenden Hollywood-Kinder oder College-Idioten aus West L.A. und Santa Monica.
„Wollt ihr noch was trinken?“ schrie Martika so höflich, wie sie nur konnte, denn sie musste die dröhnende Musik zu übertönen.
Sarah schüttelte heftig den Kopf, und umklammerte mit einem schwachen Lächeln ihre Pina Colada. „Nicht für mich, aber trotzdem danke“, sagte sie und klang so verängstigt, als wäre sie
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