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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukianenko Sergej
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mir dort die designte Vika zulächelt. Zum letzten Mal. Programme weinen nicht, wenn sie gelöscht werden. Menschen weinen, aber ich habe keine andere Wahl. Wenn du dich in einem Spiegellabyrinth verläufst, zerschlage die Spiegel. Damit du wieder ans Licht gelangst.
    Die Menge stößt Schreie aus, als mein Haus in der Luft schmilzt. Garantiert muss der arme Jordan beweisen, dass das nicht sein Werk ist.
    Wir schweben über Deeptown, umarmen uns und sehen uns in die Augen.
    »Klasse«, flüstert Vika.
    »Ich weiß selbst nicht, wie ich das mache.«
    »Du weißt nicht, wie du küsst?«, fragt sie erstaunt.
    O nein, die Logik der Frauen werde ich nie begreifen.
    In der Nähe des Supermarkts, da, wo das ukrainische und das baltische Viertel aufeinandertreffen, entdecke ich zwischen einem Telefonhäuschen und einem Springbrunnen ein ruhiges Plätzchen. Hier würden wir uns trennen. Natürlich nicht sofort.

    »Du löschst deine Spuren?«, will Vika wissen.
    Ich nicke schweigend.
    »Und du glaubst, dass sie dich dann nicht finden?«
    »Das hoffe ich jedenfalls. Vielleicht können sie die Stadt rauskriegen, was ihnen aber eigentlich kaum was bringt. Trotzdem sollten die sie besser nicht kennen.«
    »Und? Verrätst du sie mir?«
    »Petersburg«, sage ich. Nichts würde ich jetzt lieber hören, als dass sie auch von da ist. Aber Vika runzelt die Stirn.
    »Piter also…. Dann warte mal kurz, ja?«
    Klar. Sie läuft in den Supermarkt, und ich trete nochmal mit dem Server in Minsk in Kontakt, um zu checken, ob auch wirklich alle Spuren beseitigt sind. Anschließend gehe ich die Reserveadressen durch, sogar die, die ich nie benutzt habe, und lösche erbarmungslos sämtliche Daten von Streamern und dem MO-Laufwerk, von den Datenträgern aus dem Bernoulli-Laufwerk und den optischen Disketten. Zum Abschluss formatiere ich die Festplatte meines Internetproviders. Das war’s. Jetzt bin ich niemals in der Tiefe gewesen.
    Vika kommt zurück.
    »Stell dir vor, ich musste anstehen«, lacht sie.
    »Musstest du noch schnell etwas besorgen?«
    »Nur eine einzige Sache.«
    Sie wedelt vor meiner Nase mit einem Flugticket herum, das sie vorsorglich zusammengefaltet hat. Ich erkenne nur ihr Reiseziel.
    »Hast du morgen früh schon was vor?«
    »Du hast doch Flugangst.«

    »Was will man machen, mit dem Zug dauert es zu lang. Holst du mich ab?«
    »Welche Maschine?«
    »Warte um zehn Uhr morgens am Infoschalter auf mich.«
    Wir kokettieren mit unserer Unabhängigkeit, denn ich könnte jetzt ohne weiteres den Rechner der Fluggesellschaften im Supermarkt danach durchforsten, wer von wo einen Flug nach Piter gebucht hat.
    Aber das lasse ich natürlich hübsch bleiben.
    »Wie erkenne ich dich?«
    »Weiß ich noch nicht«, erwidert Vika sorglos. »Und wie erkenne ich dich?«
    »Ich werde eine rote Rose zwischen den Zähnen haben«, teile ich ihr mürrisch mit.
    Ich verstehe Vika ja. Es ist eine Sache, sich in der virtuellen Welt in jemanden zu verlieben, aber eine völlig andere, ihn in der Realität zu treffen. Auch wenn es mir nicht schmeckt, das zugeben zu müssen.
    Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, ob ich den Mut gehabt hätte, ein Treffen vorzuschlagen.
    »Also um zehn am Infoschalter«, hält Vika fest. »Wir werden uns schon irgendwie erkennen.«
    »Abgemacht.«
    »Dann gehe ich jetzt, ja?«, teilt sie mir in halb fragendem Ton mit. »Ich muss noch packen.«
    »Bei uns ist es schon verdammt kalt«, warne ich sie.
    »Bei uns auch.«
    Vika wird halb durchsichtig und zerfällt zu einem Funkenregen. Was für ein Austritt aus der Tiefe !

    Auch für mich wird es höchste Zeit.
    Ich zwinkere einem Mann zu, der mehr oder weniger stehen geblieben ist, um Vikas Abgang zu beobachten. Dann verschwinde ich aus dem virtuellen Raum.
    Auf den Displays war alles dunkel. Völlig dunkel.
    Ich nahm den Helm ab.
    Auf dem Bildschirm leuchtete der goldene Hintergrund von Windows Home. Vika existierte nicht mehr. Ich hatte lange genug designte Menschen geliebt.
    Dann wollen wir mal aus dem Internet austreten. Natürlich manuell.
    Ich öffnete ein Fenster des Terminalprogramms und starrte perplex auf die blinkende Zeile.
    No dial tone!
    Allmählich sollte ich mal meine Telefonrechnung bezahlen.
    Trotzdem presste ich mir den Hörer ans Ohr und lauschte auf die Stille. Dann checkte ich die Logs: Mein Telefon war vor drei Stunden abgeschaltet worden. Genau am Ende des Arbeitstages, wie üblich bei dieser Gesellschaft.
    Hatte der virtuelle Sekretär Friedrich

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