Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)
und oft schlief sie mit einem zufriedenen Lächeln in meinen Armen ein. Tief in meinem Inneren sehne ich mich nach Sex mit ihr, aber ich begnüge mich damit, ihr nahe zu sein, ihren Duft zu atmen, die Wärme ihrer Haut zu fühlen, und den sanften Pulsschlag an ihrem Hals. Wie oft habe ich sie im Schlaf geküsst und geflüstert: »Ich liebe dich! Du fehlst mir so!«
Damals begann ich regelmäßig zu schreiben. Über uns, über meine Gefühle, meine Hoffnungen, meine Ängste, meine unermüdlichen Bemühungen, sie am Leben zu halten und ihr die Liebe zu schenken, nach der sie sich sehnt. Manchmal habe ich geweint, als ich in Marks und Shainees Tagebuch schrieb, und beide waren so gerührt über meine aufrichtigen Gedanken, dass sie spontan beschlossen, unser gemeinsames Buch zu veröffentlichen – als Shainees letzter Roman, als ihr Vermächtnis. Ja, so nannten wir es: ihr Vermächtnis. Denn der Tumor in ihrem Kopf hatte jetzt die Größe von drei Taubeneiern. Es war nur noch eine Frage von Wochen ... oder Tagen ... Aber die genossen wir, so gut es eben ging. Wir fuhren an den Strand und schossen jede Menge Fotos, lustige und traurige, zärtliche und besinnliche, Shainee mit mir, sie mit Mark, beide mit Lexie. Und eines von uns allen, der ganzen Familie, Arm in Arm, mit einem Lächeln auf den Lippen und Tränen in den Augen.
Zur Premiere von Skippy vor zwei Wochen kam Kyle aus Sydney und wohnt seitdem in seinem Kinderzimmer, das Mark und ich für ihn eingerichtet haben. Hollywood fand er letzte Woche ›so was von cool‹, und als Mark ihn seinem Idol Russell Crowe vorstellte, fand der den Kleinen ›so was von niedlich‹, dass Kyle völlig hin und weg war. Der Gladiator rang nur so zum Spaß mit dem Rugby Star, und wer gewann? Kyle, mit leuchtenden Augen und einem zufriedenen Grinsen. Ende der Szene ... und Schnitt!
Nicht nur an den Kinokassen übertrifft Marks Film bereits jetzt alle Erwartungen. Auch die Kritiker, die in ihren Kindheitserinnerungen schwelgen, sind begeistert. Steven Spielberg und Peter Jackson, die selbst gerade einen Comic Film im Motion-Capture-Verfahren als 3D-Hybrid drehen, also weder als Zeichentrick noch als Film, riefen vorgestern an, um Mark zu gratulieren. Shainee freut sich sehr für ihn, reißt sich zusammen und gibt vor, sich besser zu fühlen. Aber die Metastasen in ihren Kopf machen sich jetzt immer stärker bemerkbar. Beim Gehen, wenn sie stolpert und stürzt, beim Greifen, wenn sie Dinge fallen lässt, beim Sprechen und beim Verstehen. Eine normale Unterhaltung fällt ihr schwer, weil sie sich nicht mehr konzentrieren kann und ihr Kurzzeitgedächtnis sie im Stich lässt, und ein Gespräch mit ihren Ärzten überfordert sie schlicht. Immer wieder fragt sie mich: »Was hat Amelia eigentlich gesagt?« Tja, was? Mit vielen medizinischen Fachausdrücken und noch mehr herzlichen Worten im Grunde immer nur dasselbe: »Wir können nichts mehr für dich tun.«
Es war ihre Entscheidung. Aber das macht es nicht leichter für mich. In den letzten Wochen musste ich mich unglaublich zusammennehmen, um nicht einfach loszuweinen. Oft habe ich mit Jodi geskypt und mit ihr über alles geredet. Ich hatte Sehnsucht nach ihr. Nach einer Familie. Nach Normalität, banal und naiv. Nach fünf Minuten ohne die Todesangst und einer Traurigkeit, die mir jeden Tag das Herz zerreißt. Jodi hat mir geholfen, mit der Situation klarzukommen. Wir haben geredet wie noch nie zuvor, und wir sind uns dabei näher gekommen, als wir es jemals waren ...
Das Baby hinten drin wimmerte jetzt.
Tim warf einen Blick über die Schulter. Der Babysitz ermöglichte einen tollen Rundumblick, genau das Richtige für kleine Entdecker und Abenteurer, die alles sehen und dabei ganz nah bei Mummy und Daddy sein wollen. Von der Kleinen sah er nur den rosa Koala Jumper mit der niedlichen Plüschöhrchenkapuze, eine Stupsnase und zwei strahlend blaue Augen. Hey, da war ja plötzlich Action! Ein winziges Fäustchen schob sich aus den Falten der Wolldecke und fuchtelte in der Luft herum. Das Baby schnaufte durch die Nase und schmatzte mit den Lippen. Ein warmes Gefühl von Liebe und Zärtlichkeit durchströmte Tim, und er genoss es einen Moment lang. Die niedliche Kleine war wirklich zum liebhaben. Shainee hatte ihn gewarnt: Wer sich auf ein Baby einlässt, schließt es in sein Herz. Und sie hatte Recht: In diesem Fall war es Liebe auf den ersten Blick.
Tim sah Jodi an. »Musst du sie stillen?«
»Nee, hab ich vorhin erst, kurz vor
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