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Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition)

Titel: Lachen mit Tränen in den Augen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Myles , Barbara Goldstein
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beugte sich über sie und hauchte ihr Küsse auf die Wangen. Beide lächelten, beide schwiegen, beide sahen zu dem Umschlag auf dem Nachttisch: Das grösste Geschenk von allen .
    Was hatte das zu bedeuten?, fragte sich Tim. Stammt der Umschlag vielleicht von Jodi?
    Kyle stand breitbeinig auf der kippeligen Matratze und hielt sich mit einer Hand an ihm fest. Den Daumen der anderen steckte er in seinen Mund. Er hatte schon lange nicht mehr am Daumen gelutscht – ein Zeichen, wie bewegt er in diesem Augenblick war. Hey, ein Schwesterchen! Jemand, den er beschützen konnte! Jemand, den er liebhaben konnte!
    Neben Shainee und Jodi hockte Tim sich aufs Bett. »Setz dich, Kyle!«
    Auf allen vieren kroch er an ihm vorbei zurück zu Shainee, setzte sich neben sie in die Kissen und schaute aufmerksam zu, wie Tim das Baby ganz vorsichtig aus dem Koala Jumper aus dickem Fleece befreite. Darunter trug die Kleine, die mittlerweile aufgewacht war, einen Strampler aus plüschzartem Nicki mit einem eingesticken Hug me!
    Und das tat Kyle, als Tim ihm sein Schwesterchen in die Arme legte: Er drückte sie ganz doll, aber sehr behutsam. Dann betrachtete er sie, ein bisschen scheu, aber völlig fasziniert. Die kleinen Fäustchen, die in der Luft herumfuchtelten. Die Beinchen, die gegen ihn strampelten. Das Gesichtchen mit der kecken Stupsnase und den großen blauen Augen, die ihn ansahen, aber nicht erkannten.
    Immer wieder schaute Kyle zu Mummy und Daddy, dann sah er wieder das Baby an, streichelte mit den Fingerspitzen durch den weichen Haarflaum und berührte das winzige Ohr. »Ist die süß!«
    »Sag’s ihr«, schlug Jodi vor.
    Kyle beugte sich über das Schwesterchen auf seinem Schoß, das leise Geräusche von sich gab wie ein frisch geschlüpftes Vögelchen, und flüsterte: »Du bist ja sooo niedlich!« Dann schmatzte er ihr einen Kuss auf die Wange und bekam dafür prompt eine geknallt. Kyle riss die Augen auf und grinste erstaunt, und erneut huschte sein Blick zu Tim.
    Auch Shainee lächelte ihn an. Sie tastete nach seiner Hand. »Oh, Tim. Du hast eine wundervolle Familie. Halte sie fest.«
    Gerührt drückte er ihre Hand. Sie fühlte sich kalt an, und sie wurde nicht wärmer, als er ganz sanft ihre Finger rieb.
    Kyle sang jetzt für sein Schwesterchen Baby Mine . Den Song aus dem Film mit dem niedlichen Elefantenbaby Dumbo hatte Jodi ihm immer vorgesungen, wenn er abends ins Bett gesteckt wurde.
    Das Lied klang so rührend und so niedlich, dass selbst Mark, der neben Tim stand und ihm die Hand auf die Schulter legte, mit seinen Gefühlen rang.
    Die Kleine spürte die Wärme ihres Bruders, lauschte auf das beruhigende Pochen seines Herzens und auf seine hohe Kinderstimme, die mit ganz viel Liebe und Zärtlichkeit sang.
    Als Tim Shainee wieder ansah, kullerten Tränen über ihre Wangen. Aber sie erwiderte seinen Blick nicht mehr.
    Ganz still war sie von ihnen gegangen – im schönsten und bewegendsten Augenblick.
    Und glücklich sah sie aus. Denn alles war so, wie sie es sich gewünscht hatte. Mit bunten Luftballons und duftenden Blumen, glitzernden Karten mit besten Wünschen und hübschen Geschenken, und sogar einem drei Tage alten Baby. Keine Trauer. Nur Würde und Gelassenheit. Zufriedenheit. Lebensfreude. Und Liebe, ganz viel Liebe.
    Tim konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte mit zuckenden Schultern. Jodi sprang auf, ging um das Bett herum und zog ihn hoch, um ihn drei Schritte weiter in die Arme zu schließen und zu trösten.
    Mark nahm unterdessen seinen Platz ein, um mit einem langen Kuss Abschied von ihr zu nehmen, und Lexie kümmerte sich liebevoll um die Kleinen, die beide zu heulen und zu schluchzen begannen. Ray nahm Kyle auf den Arm und setzte sich mit ihm aufs Sofa, wo ein MP3-Player für ihn bereitlag. Die beiden Jungs würden sich gemeinsam Videos ansehen, die Shainee und Kyle bei einer fröhlichen Sandschlacht am Strand zeigten. Das war im letzten Sommer gewesen.
    Sanfte Ukulele-Musik erfüllte jetzt den Raum. Hayden hatte das Lied angedreht, das seine Schwester sich gewünscht hatte. Israel Kamakawiwo’oles Somewhere over the rainbow hatte ihr immer Trost geschenkt. Und Hoffnung.
    Das Lied ertrug Tim einfach nicht. Er wollte nicht hören, wie es am Ende im Schweigen verklang, einer Stille, die ihm körperliche Schmerzen bereiten würde, das wusste er genau.
    Er löste sich aus Jodis tröstender Umarmung und strich ihr mit dem Finger zärtlich über die Wange. Dann drehte er sich abrupt um und

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