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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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gewinnen.
    »Da muss ich mal Christoph fragen. Er hat den von einer Dienstreise mitgebracht.«
    »Dann frag ihn doch mal. Ich könnte heute einen Schluck von deinem Wunderwodka brauchen. Lukas ist ätzend drauf, den muss ich mir in Form trinken!«
    Upps, so kenne ich die kleine sexy Pilz-Gaby ja gar nicht. Normalerweise ist sie voll des Lobes für ihren Lukas. Da sieht man mal: Es kracht überall. Streit bei anderen kann ja sehr beruhigend wirken. So entlastend. Dann weiß man wieder, dass man nicht allein ist.
     
    Später schwitze ich mich durch die Nacht und träume von Herrn Reimer, der in seiner kleinen Badehose vor mir tanzt.

8
    »Ich kann Mark zum Bus bringen!«, bietet Christoph am nächsten Morgen in ungeahnter Großherzigkeit an.
    An sich eine gute Idee. Fast schon spektakulär, vor allem wenn man bedenkt, dass er dieses Angebot freiwillig gemacht hat. Ich will ja ständig, dass er sich mehr ins Familienleben einbringt. Also sollte ich doch wohl begeistert sein.
    Aber der Bus, den er meint, ist der Bus ins Fußballcamp. Wozu habe ich denn dann heute Morgen meinen Kleiderschrank durchforstet und mir überlegt, was ich anziehen könnte, um Mark zum Fußballcamptreffpunkt zu bringen. Weshalb wohl der ganze Aufwand? Weil Herr Reimer dort sein wird und ich so die Gelegenheit hätte, noch mal ganz zufällig mit ihm zusammenzutreffen. Ich habe beschlossen mich aufzutakeln, ohne aufgetakelt auszusehen. Das ist die wahre Kunst. Lässig, aber gepflegt und sexy und vor allem unangestrengt. So, als sähe man immer so aus.
    Sich vor den zwei Wochen, die Herr Reimer mit meinem Kind und jeder Menge anderer Pubertierender verbringt, in Erinnerung zu rufen, erscheint mir klug. Nur ein kurzer, charmanter Auftritt, denn Männer neigen nun mal zur Vergesslichkeit. Außerdem habe ich seine SMS nicht beantwortet. Mir ist einfach keine schlagfertige, witzige Antwort eingefallen. Jetzt fällt mir auch nichts ein.
    »Vielleicht wäre es besser, ich würde ihn hinfahren!«, schlage ich deshalb nur vor.
    »Wieso? Glaubst du, ich finde den Weg zum Hauptbahnhof nicht?«, fragt Christoph konsterniert zurück.
    »Ne, ich dachte nur mit all den Müttern und so, das wäre nichts für dich. Und da ich ja auch auf dem Elternabend war, na ja«, stottere ich mir einen ab.
    »Ich will ja nicht mit denen in den Urlaub fahren, sondern gebe nur meinen Sohn ab!«, wundert sich Christoph.
    »Ja dann, mach halt. Ich wollte nur noch mal mit denen sprechen und so!«, stammle ich weiter.
    »Ne, lass den Papa mich fahren!«, mischt sich nun Mark ein.
    Das auch noch. Bin ich peinlicher als Christoph? Hat Mark Angst, ich küsse ihn vor versammelter Freundesschar ausgiebig ab?
    »Ja, dann viel Vergnügen euch beiden«, sage ich nur noch und denke: Das war’s mit Herrn Reimer. Vielleicht sollte ich stattdessen doch noch eine SMS schreiben. Oder mir das Ganze einfach aus dem Kopf schlagen. Ist ja eh völliger Quatsch. Und außerdem antwortet man gleich oder gar nicht …
     
    Claudia ist auffallend gut gelaunt und hat rund um die Uhr das Handy in Betrieb. Wahrscheinlich plant sie schon wilde Partynächte bei uns im Haus. Dass ich mit Rudi reden muss, fällt mir da sofort wieder ein. Also begleite ich ihn auf seinem nachmittäglichen Hundespaziergang.
    »Rudi, du passt mir gut auf die Claudia auf, gell!«, fange ich das Gespräch an.
    »Ihr müsst euch keinerlei Sorsche mache, ich pass uff«, entgegnet er.
    Ich entwerfe die wüstesten Szenarien – Hauspartys, Clubbesuche, Alkohol, Zigaretten und Ähnliches.
    »Das ist doch en liebes Mädsche, macht euch net so viel Gedanke, mir komme klar. Mir mache es uns gemütlisch solang ihr weg seid, außer es geht gesundheitlich bergab mit mir, mer weiß ja nie.«
    Es folgt eine lange Abhandlung über sein drohendes, nahes Ende. Ich versuche ihn zu beruhigen.
    »Rudi, bitte leb noch lange, ich brauche dich wirklich. Und damit meine ich nicht dein Teenagerhüten oder so. Ich, Andrea, habe dich sehr gerne um mich. Also tue mir einen Gefallen und verschiebe dein Sterben noch ein ganz klein wenig!«
    Er schmunzelt. Na, das ist bei dem Thema ja schon was.
    »Des freut mich sehr, Andrea. Ich bin auch gern mit dir zusamme. Des tut mir gut. Trotzdem, mer weiß net, wie lang mer noch hat.«
    Er kann es einfach nicht lassen.
    »Niemand, Rudi«, entgegne ich, »weiß wie lange er noch hat.«

9
    Am nächsten Morgen herrscht allgemeine Hektik. Wir fliegen am frühen Nachmittag und Christoph verbringt Stunde um Stunde mit der

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