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Lackschaden

Lackschaden

Titel: Lackschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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nicht antworten? Ich gehe erst mal duschen und werde dabei über eine witzige, unverfängliche aber doch interessante Antwort nachdenken.
    Passend zu meinem kleinen Nachtschweißanfall entdecke ich unter der Dusche ein graues Schamhaar. Es hat sogar noch ein paar Freundinnen mitgebracht … Normalerweise, das heißt wenn ich aufrecht stehe, sind sie alle gnädig von ein »wenig« Bauchspeck verdeckt.
    Der Lack ist echt ab. Kann man die auch färben? Färbt man sich Schamhaare überhaupt? (Darüber habe ich in Frauenzeitschriften noch nie etwas gelesen. Aber wahrscheinlich ist selbst das Thema Diät noch erfreulicher …) Es gibt Dinge, die sind einfach nur trostlos. Seltsamerweise liest man auch nie etwas über diese kleinen fiesen drahtigen Haare, die einem gerne am Kinn wachsen …
    Schamhaare färben – ein gewagtes Unterfangen. Oder ist die Wachsvariante dann doch die effektivere Methode? Wo keine Haare sind, können auch keine grauen sein.
    Seit Tagen hat mein Körper offensichtlich nichts Besseres zu tun, als mich auf den heranrasenden Verfall hinzuweisen. Wie nett von meinem Körper! Passend zur Stimmung.
     
    Ich gehe in die Küche und mache mir einen Toast. Just in dem Moment, in dem ich anfangen will zu essen, fällt mir mein neuer Bikini ein. Schade um den Toast. Bevor ich doch noch reinbeiße, bringe ich ihn lieber zu Rudi.
    »Heute gibt’s Frühstück im Bett!«, wecke ich meinen Schwiegervater.
    »Geht’s dir besser?«, fragt er, kaum dass er wach ist.
    »Ja!«, antworte ich, was nicht hundertprozentig der Wahrheit entspricht, aber ich bringe es nicht fertig, Rudi, den Einzigen in diesem Haus, der sich dafür interessiert wie es mir geht, direkt beim Aufwachen Sorgen zu machen. »Bleib ruhig noch liegen. Ich fange mal an, die Sachen für Mark zu packen!«, füge ich noch hinzu.
    »Wenn ich dir was helfen kann, musste es nur sagen!«
    Rudi ist wirklich ein Segen. Auch wenn er manchmal eben auch sehr anstrengend sein kann.
    Während ich Marks Reisetasche packe, denke ich weiter nach. Über meine Erwartungen und die Realität. Scheint mein neuer Lieblingsthemenbereich zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass die Kinder so langsam aus dem Gröbsten raus sind und der Zeitpunkt naht, an dem wir – Christoph und ich – als Paar übrigbleiben. Was werden wir dann für ein Paar sein, wenn unsere Erziehungsarbeit abgeschlossen ist? Reicht das, was wir an Gemeinsamem haben, für die nächsten dreißig Jahre? Aber ist diese Frage nicht komplett müßig? Sollte man einfach abwarten? Einfach leben und sehen wie es läuft, sich entwickelt? Oder ist unsere Beziehung vielleicht doch ein Auslaufmodell?
     
    Ich muss meine Grübeleien vertagen, denn die Kinder kommen aus der Schule. Ausnahmsweise mal zusammen. Wahrscheinlich eine taktische Maßnahme – nach dem Motto: Zwei Zeugnisse gleichzeitig lenken auf jedes nur die 50 %ige Aufmerksamkeit. Gut ist, dass meine Erwartungen gering sind. Ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass das keine Zeugnisse sein werden, mit denen ich bei den Nachbarinnen oder Konkurrenz-Muttis Eindruck schinden kann. Eher solche, bei denen sich andere sehr schön entspannen können, schon weil ihre Kinder garantiert bessere haben.
    Ich versuche, den Ich-Habe-Die-Tollsten-Kinder-Von-Allen-Drang zu unterdrücken. Man sollte sich nicht durch seine Kinder profilieren. Klar bin ich gerne stolz auf die beiden, aber mir ist durchaus bewusst, dass an meinen Kindern keinerlei Hochbegabung auszumachen ist. Woher sollte die auch kommen? Ich war nicht gerade eine Musterschülerin und Christoph war ein solider, aber auch kein herausragender Schüler. Verlässliche Mittelklasse.
    Die Zeugnisse sind, selbst für meine Erwartungen, eher bescheiden. Das von Mark ist so eben noch mittelmäßig – bei freundlicher Betrachtung. Fast nur Dreier, keine Ausbrüche nach oben, gerade mal eine Zwei – und die in Sport.
    »In Sport hätte ich echt ne Eins verdient, aber der Arsch kann mich nicht leiden!«, legt Mark sofort los, kaum dass ich sein Zeugnis in der Hand habe.
    Sport ist mir relativ egal. Mathe und Latein, beides Vier, stechen mir ins Auge. Zwei Vierer, eine Zwei und der Rest Drei.
    »Gleich in zwei Hauptfächern ne Vier!«, sage ich und versuche, ein bisschen streng zu gucken.
    »Das ist total fies! Ich stand zwischen Drei Minus und Vier Plus und die haben sich beide für die Vier entschieden«, verteidigt sich mein Sohn. »Aber«, legt er noch nach, »was soll’s, ne Vier ist ja

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