Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)
lassen, aber unglücklicherweise habe ich Order.«
Jaryn sah ihn mit schmalen Augen an. Nicht lange, und er würde diesen blaugrün schillernden Käfer zusammenschlagen. »Order?«, stieß er verächtlich hervor. »Von wem? Vom Herrn der stinkenden Salben, dem Beschwörer ekelhafter Dämonen?«
Caelian hob etwas affektiert die Brauen, so als sei er sowohl betroffen als auch amüsiert. »Order habe ich von Suthranna, meinem Oberbefehlshaber sozusagen, und der ist sich einig mit dem deinen, dem großartigen Sagischvar.«
»Das lügst du!«, zischte Jaryn.
Caelian zuckte die Achseln. »Woher wüsste ich sonst, dass ich dich hier treffe? Und wie hätte ich dich erkannt? Übrigens – deine Kleidung beschrieb mir dein Hündchen Saric.«
»Saric? Dir? Das glaube …« Jaryn schluckte den Rest hinunter. War das möglich? Sagte dieser Wiedehopf die Wahrheit? Suthranna mochte ebenso wie Sagischvar über seinen Auftrag informiert sein, aber das hatte er niemals in Betracht gezogen. Er schoss giftige Blicke auf Caelian ab. »Wie lautet die Order Suthrannas?«
»Dich auf deiner Suche nach dem unbekannten Prinzen zu begleiten und dich zu unterstützen.« Caelians Rechte schoss in die Höhe. »Ha! Sag nichts! Ich habe mir diese Strafe nicht ausgedacht. Ich würde jetzt viel lieber in meiner kleinen Giftküche sitzen.«
Jaryn ließ sich seine Bestürzung nicht anmerken. Dieser gelockte Floh wusste also von seiner Mission. »Dann beeile dich heimzukommen! Ich brauche keinen Begleiter, schon gar keinen Giftmischer aus dem Mondtempel.«
Caelian ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Er schulterte die Tasche und ging einfach voran. Jaryn stapfte ihm wütend hinterdrein, es gab keinen anderen Weg. Was hatte sich Suthranna dabei gedacht? Weshalb mischte er sich ein? Das war eine Sache zwischen – Nein! Ganz offensichtlich war der Mondpriester genauso wie Sagischvar eingeweiht. Drei Männer also, nur dass er nichts davon gewusst hatte. War dann sein Verdacht, der Prinz könnte sich im Mondtempel verborgen halten, gegenstandslos?
»Also gut«, schnaubte er, während er aufholte, »ich muss dich also dulden. Aber geh bitte drei Schritte hinter mir, die Achayanen befinden sich nicht auf gleicher Stufe mit den Zaradulen.«
»Ach, du bist ein Achayane?«, spottete Caelian, während er Hüften schwingend seinen Weg fortsetzte. »Beweise es! Bis jetzt sah ich nur einen Bauern mit einer speckigen Lederkappe, der sich anmaßt, ein Achayane zu sein.«
»Und du? Wo ist denn dein schwarzes Mondkostüm? Man könnte dich für einen Possenreißer halten mit deinen viel zu engen Hosen.«
Caelian blieb stehen, drehte sich um und lüftete zierlich den Saum seines Kittels. »Prachtvolle Schenkel, nicht wahr? Da wird so ein Stubenhocker wie du blass vor Neid. Ach ja, ich kann verstehen, dass du deine dürren Stecken unter Pluderhosen versteckst.«
»Schamlos und dreist, so seid ihr Zaradulen!«
»Verklemmt, prüde und eingebildet, so seid ihr Achayanen«, gab Caelian bissig zurück.
Jaryn beschloss, diese kindische Auseinandersetzung mit Schweigen zu beenden. Verdrossen lief er in Caelians Fußspuren. Er fürchtete, er musste diese hartnäckige Zecke bei sich ertragen. Natürlich hatte Suthranna ihn nicht aus Fürsorge geschickt, er sollte ihn überwachen, ausspionieren oder Ähnliches. Der Knochenfresser sollte ihn holen!
Sie marschierten, bis es dämmerte. Jaryn wusste das Dorf Caschu in der Nähe, aber dort müsste er womöglich in einem Heuschober dieselbe Luft wie Caelian atmen. Dann wollte er doch lieber unter freiem Himmel nächtigen. Ohne ihm Bescheid zu sagen, schlug er sich seitwärts in die Büsche, doch am Brechen der Zweige hörte er, dass dieser ihm folgte. Jaryn breitete unter einem Busch seine Decke aus. Caelian machte es sich neben ihm bequem. Jaryn rollte sich in seine Decke ein und wandte Caelian den Rücken zu. Er war froh, dass er nun schon gewohnt war, im Freien zu übernachten, während es diesen Mondpriester vielleicht hart ankam. Er schielte hinüber. Nein, Caelian hockte dort und holte in aller Ruhe Brot, Käse und einen geheimnisvollen Topf aus seiner Tasche.
Auch Jaryn spürte Hunger, aber vor dem Zaradulen wollte er sich nicht wie ein einfacher Landmann Brot und Käse in den Mund stopfen. Für ihn war Essen etwas Intimes, ja Gewöhnliches, das für einen Sonnenpriester genauso im Verborgenen stattzufinden hatte wie die Verrichtung der Notdurft. Natürlich hatte er das in letzter Zeit nicht mehr befolgt, aber
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