Lacunars Fluch, Teil 1: Der Auftrag (German Edition)
tat und lachte. Als das letzte Stück fiel, umarmte Rastafan ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »So, mein Sonnenstrahl. Und jetzt vögeln wir uns beide die Seelen aus dem Leib.«
Viel später lagen beide ermattet auf dem Strohsack, als es klopfte. »He Rastafan! Wo bleibst du denn?« Es war Tasman, der ungeduldig geworden war.
»Ich bin heute Abend nicht mehr zu gebrauchen«, rief Rastafan. »Leg dich schlafen auf der Ofenbank, wir reiten morgen zurück.«
»Ich verstehe«, lachte Tasman, »aber auf der Ofenbank werde ich nicht schlafen, wenn Mariella ein weiches Bett hat.«
Sie hörten, wie Tasman die Stiege wieder hinunterging. Jaryn fuhr Rastafan mit der Zungenspitze über den Hals, glitt hinter sein Ohr. »Bist du wirklich nicht mehr zu gebrauchen?«
Rastafan schloss die Augen, seine Arme waren hinter dem Kopf verschränkt. »Mal sehen. Aber nun möchte ich doch wissen, was du in Carneth treibst, zumal in der verrufensten Schenke diesseits und jenseits der Rabenhügel. Und wo hast du deinen goldenen Rock gelassen? Nicht, dass du in deinem Kittel unansehnlich wärst, aber …«
»Niemand soll wissen, wer ich bin. Ich suche jemand. Eine sehr wichtige Person. Die Spur führte in dieses Dorf, aber offenbar war sie falsch.«
»Hm, eine Person. Wie geheimnisvoll. Und die musst ausgerechnet du suchen? In der Verkleidung eines Bauern? Ich dachte, du seist ein unberührbarer Sonnenpriester, ein Erleuchteter gar, oder nicht?«
»Für all das gibt es Gründe, die ich dir aber nicht sagen darf. Und du? Was tust du in Carneth?«
»Ich besuche meine Lieblingsschenke. Außerdem habe ich ein gutes Geschäft in Aussicht, über das ich dir ebenfalls nichts sagen darf.«
»Hm, Raubzüge wahrscheinlich.«
»So etwas in der Richtung. Mich versorgt kein Sonnentempel.«
»Wie wäre es mit Arbeiten?«
»Für Doron? Eher soll mir der Schwanz abfallen! Bin ich ein tumber Bauer, der sich bückt und gehorcht und sich selbst vor den Pflug stellt, weil die Geier aus Margan ihm die Ochsen weggepfändet haben?«
»Dann hat er wohl seine Steuern nicht entrichtet.«
»Oh du Traumtänzer! Oder bist du gar nicht so arglos, wie du tust? Weißt du nicht, wie es im Land zugeht – oder willst du es nicht wissen?«
»Ich …« Jaryn zögerte. »Ich bin nicht der König von Jawendor und maße mir kein Urteil an. Wir Sonnenpriester sind zuständig für das Wohlwollen der Götter. Wir loben und preisen sie, wir besänftigen sie, wir ehren sie. Das ist unser Beitrag für das Land. Ein jeder ist an seinen Platz gestellt und tut dort seine Pflicht.«
»So wie Borrak seine Pflicht tut, Leute zu pfählen?«
»Ich mache nicht die Gesetze, ich befolge sie.«
»Unsinn! Dann hättest du mich nicht freilassen dürfen.«
Jaryn zuckte zusammen. »Wirfst du mir das vor?«
»Nein, nur dass du dich selbst belügst.«
»Ich kann gegen Borrak nichts unternehmen. Gegen ihn nicht und gegen andere Dinge, die mir vielleicht missfallen, ebenso wenig. Selbst wenn ich wollte.«
Rastafan sah ihn scharf an. »Willst du denn?«
Jaryn schüttelte unwillig den Kopf. »Hör zu, Rastafan: Ich widme mich eben jetzt einer Mission, die zum Ziel hat, das Böse zu verhindern, das über Jawendor kommen könnte. Mehr darf ich dazu nicht sagen.«
»Du Blinder! Das Böse wohnt längst in Margan. Wenn du es ausrotten willst, dann such nicht lang: Binde die Hälfte der Marganer auf einen Scheiterhaufen und zünde ihn an – so hast du vielleicht das Böse ein wenig verringert!«
»Ach, aus dir spricht der Hass, ich weiß nicht, was du erlebt hast, aber wer hasst, ist ungerecht. Außerdem möchte ich nicht mehr darüber sprechen. Es verdirbt mir die Stimmung.«
Rastafan legte ihm eine Hand auf den Schenkel. »Ja, du hast recht. Wir beide werden nichts an den Zuständen ändern. Ich lebe mein Leben, du lebst deins. Uns trennen ganze Ozeane. Aber wenn das Schicksal es gut mit uns meint, werden wir uns wiedersehen.« Er zwinkerte Jaryn zu. »So gut habe ich nämlich lange nicht gevögelt.«
Jaryn stieg die Röte ins Gesicht. Mit der süßen Erschlaffung kehrten auch die klaren Gedanken zurück, die ihm bei Rastafans Anblick im Gastraum abhandengekommen waren. Er hätte sich gewünscht, dass mehr als nur die körperliche Lust sie verbunden hätte, musste sich aber eingestehen, dass Rastafan zu weit entfernt von ihm war. Hier auf dem Strohsack lagen zwei vom Liebesspiel erschöpfte Männer, nackt und verschwitzt, die sich so nah gewesen waren, wie man sich nur sein konnte.
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