Lacunars Fluch, Teil 4: Rastafans Buße (German Edition)
Naturburschengehabe, mit dem er alle Opfer einwickelt, um sie in sein Bett zu kriegen. Sag mir lieber, wie es jetzt weitergehen soll. Diese Flucht war nicht geplant und etwas überhastet.«
»Die Schriften sind bei Anamarna gut aufgehoben. Er wird sie übersetzen.« Caelian erwähnte kurz die Tafeln, die zur Entzifferung nötig gewesen waren, und seinen Besuch bei den Schwestern Tanai und Tanais. »Zu meiner Schwester nach Faemaran können wir nicht, bleibt nur mein Vater. In Araboor findet uns niemand.«
»Aber er kennt mich. Er wird mich an Rastafan verraten.«
»Ja, deshalb muss ich ihn vorher allein sprechen. In der Nähe gibt ein Dorf, dort wohnt ein Schmied mit seiner Familie, der mich schon als Knabe kannte. Er und seine Frau sind anständige Leute. Sie werden dich nichts fragen. Du wartest dort auf mich. Ich werde die Lage klären.«
»Und wenn dein Vater nicht auf dich hört? Ihr steht nicht gerade gut miteinander.«
»Dann sehen wir weiter. Lass uns Schritt für Schritt vorangehen.«
»Voran zu welchem Ziel?«
»Du weißt es. Wir haben oft darüber gesprochen. Die Schriften werden uns mehr enthüllen, so hoffe ich.«
»Verzeih Caelian, ich bin dieser Lügen und dieser vagen Prophezeiungen so überdrüssig. Ich weiß nicht, wohin ich gehöre und muss mich ständig verbergen. Kann jemand wie ich, der keine Macht, kein Ansehen mehr besitzt, noch etwas Großes vollbringen?«
Caelian blieb stehen und sah ihn eindringlich an. »Du bist Prinz Fenraond und ein Sonnenpriester, vergiss das nie. Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben, weil viele in dich ihre Hoffnungen setzen.«
»Wer? Dein Vater? Die Marganer?«
»Alle Menschen in Jawendor und in Achlad, die jede Hoffnung auf Besserung schon aufgegeben haben, und das sind viele, glaube mir. Die Kraft liegt im Volk, nicht in Margan, aber es bedarf der richtigen Männer, sie zu wecken und zu nutzen.«
»Und ich bin dieser Mann?«
»Ja. Davon bin ich überzeugt.« Caelian verschwieg, dass er dabei an zwei Könige dachte, an Brüder, die Todfeinde waren, weil ein unbarmherziges Gesetz es so wollte. Er verriet seinem Freund nicht, dass er in Rastafan und Jaryn diese Könige sah, denen es bestimmt war, das Verhängnis, das über beiden Ländern lag, aufzuheben und sie in eine glückliche Zukunft zu führen. Er behielt es für sich, weil er dies gleichzeitig für unmöglich hielt. Es standen Fragen an, auf die er keine Antworten wusste.
5
In Margan erwartete Rastafan das übliche Geschäft: Eingaben und Beschwerden häuften sich auf seinem Tisch, und er hatte nicht genug vertrauenswürdige Leute, um allem gewissenhaft nachzugehen. Suthranna hatte ihm zwei Priester aus dem Mondtempel zur Seite gegeben, die gewöhnliche Schreibarbeiten erledigten. Aber Rastafan hätte Berater gebraucht, vor allem, was die Korrespondenz mit benachbarten Herrschern anging. Er wusste zu wenig von den dortigen Verhältnissen und hatte die Beziehungen zu ihnen bisher auf einige höfliche, aber nichtssagende Briefe beschränkt.
Er musste sich um das Heerwesen kümmern, denn er befürchtete, dass sich jenseits der Grenzen Gerüchte verbreiteten, in Jawendor herrsche ein schwacher König. Sollte einer der fremden Herrscher das zu einem Angriff nutzen, musste Jawendor gewappnet sein und durfte nicht einfach die Tore Margans schließen und hoffen, dass das feindliche Heer bald wieder abzog. Die Vorgehensweisen früherer Herrscher standen Rastafan nicht zur Verfügung. Niemals würde er sich einen Frieden mit Gold oder anderen Waren erkaufen. Auch eine eheliche Verbindung mit anderen Herrscherhäusern kam bei seiner Veranlagung nicht infrage.
Er benötigte Geld, um das Heer wieder schlagkräftig zu machen. Die Offiziere hatte er hier einmal nicht gegen sich. Aber gleichzeitig wollte er der Ausbeutung der Provinzen ein Ende machen. Der Nachfolger Taymars in Caschu war noch nicht gefunden, und niemand in seiner Umgebung hatte ein offenes Ohr für Wahlen. Er hatte vorgehabt, Orchan hinzuschicken. Der hatte Erfahrungen mit der Dorfbevölkerung. Gleichzeitig wollte er ihm das Amt des Schatzmeisters anbieten. Vielleicht war der Kaufmann mit beiden Sachen überfordert?
Ein weiteres Problem stellte Lacunar dar. Rastafan wusste nicht, ob er ihn inzwischen zu seinen Freunden oder seinen Feinden zählen sollte. Er wartete auf Nachricht. Vorhaben, wie die Öffnung Margans für alle oder die Aufhebung des Berührungsverbots für Sonnenpriester mussten ohnehin aufgeschoben, wenn nicht gar
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