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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Aber ich habe mir einen Plan ausgedacht. Und wenn er glückt, so
    lass' ich wieder von mir hören. Und ich komm' ent-
    weder, oder ich schreibe, oder Jacobine schreibt.
    Denn Jacobine muß uns dabei helfen. Und nun Gott
    befohlen, meine liebe, liebe Melanie. Laß nur die
    Leute. Du bist doch ein liebes Kind. Leicht, leicht, aber das Herz sitzt an der richtigen Stelle. Und nun Gott befohlen, mein Schatz.«
    Und sie ging und weigerte sich, das Mäntelchen an-
    zuziehn, weil sie gerne rasch abbrechen wollte. Aber eine Treppe tiefer blieb sie stehn und half sich mit einiger Mühe selbst in die kleinen Ärmel hinein.

    Melanie war überaus glücklich über diesen Besuch,
    zugleich sehnsüchtig erwartungsvoll, und mitunter
    war es ihr, als träte das Kleine, das nebenan in der Wiege lag, neben dieser Sehnsucht zurück. Gehörte
    sie doch ganz zu jenen Naturen, in deren Herzen
    eines immer den Vorrang behauptet.

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    Und so vergingen Wochen, und Ostern war schon
    nahe heran, als endlich ein Billett abgegeben wurde, dem sie's ansah, daß es ihr gute Botschaft bringe. Es war von der Schwester, und Jacobine schrieb:
    »Meine liebe Melanie! Wir sind allein, und gesegnet seien die Landesvermessungen! Es sind das, wie Du
    vielleicht weißt, die hohen, dreibeinigen Gestelle, die man, wenn man mit der Eisenbahn fährt, überall
    deutlich erkennen kann und wo die Mitfahrenden im
    Kupee jedesmal fragen: ›Mein Gott, was ist das?‹
    Und es ist auch nicht zu verwundern, denn es sieht
    eigentlich aus wie ein Malerstuhl, nur daß der Maler sehr groß sein müßte. Noch größer und langbeiniger
    als Gabler. Und erst in vierzehn Tagen kommt er
    zurück, worauf ich mich sehr, sehr freue und eigentlich schon Sehnsucht habe. Denn er hat doch ent-
    schieden das , was uns Frauen gefällt. Und früher hat er Dir auch gefallen, ja, Herz, das kannst Du nicht leugnen, und ich war mitunter eifersüchtig, weil Du klüger bist als ich, und das haben sie gern. Aber
    weshalb ich eigentlich schreibe! Riekchen war hier
    und hat es mir ans Herz gelegt, und so denk' ich, wir säumen keinen Augenblick länger und Du kommst
    morgen um die Mittagsstunde. Da werden sie hier
    sein und Riekchen auch. Aber wir haben nichts ge-
    sagt, und sie sollen überrascht werden. Und ich bin glücklich, meine Hand zu so was Rührendem bieten
    zu können. Denn ich denke mir, Mutterliebe bleibt
    doch das Schönste... Ach, meine liebe Melanie!...
    Aber ich schweige, Gryczinskis drittes Wort ist ja, daß es im Leben darauf ankomme, seine Gefühle zu

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    beherrschen... Ich weiß doch nicht, ob er recht hat.
    Und nun lebe wohl. Immer Deine
    J. v. G.«
    Melanie war nach Empfang dieser Zeilen in einer Aufregung, die sie weder verbergen konnte noch wollte.
    So fand sie Rubehn und geriet in wirkliche Sorge,
    weil er aus Erfahrung wußte, daß solchen Überrei-
    zungen immer ein Rückschlag und solchen hochge-
    spannten Erwartungen immer eine Enttäuschung zu
    folgen pflegt. Er suchte sie zu zerstreuen und abzuziehen und war endlich froh, als der andere Morgen
    da war.
    Es war ein klarer Tag und eine milde Luft, und nur
    ein paar weiße Wölkchen schwammen oben im Blau.
    Melanie verließ das Haus noch vor der verabredeten
    Stunde, um ihren Weg nach der Alsenstraße hin an-
    zutreten. Ach, wie wohl ihr diese Luft tat! Und sie blieb öfters stehen, um sie begierig einzusaugen und sich an den stillen Bildern erwachenden Lebens und
    einer hier und da schon knospenden Natur zu freuen.
    Alle Hecken zeigten einen grünen Saum, und an den
    geharkten Stellen, wo man das abgefallene Laub an
    die Seite gekehrt hatte, keimten bereits die grünen Blättchen des Gundermann, und einmal war es ihr,
    als schöss' eine Schwalbe mit schrillem, aber heiterem Ton an ihr vorüber. Und so passierte sie den
    Tiergarten in seiner ganzen Breite, bis sie zuletzt den kleinen, der Alsenstraße unmittelbar vorgelegenen
    Platz erreicht hatte, den sie den »Kleinen Königs-
    platz« nennen. Hier setzte sie sich auf eine Bank und 179
    fächelte sich mit ihrem Tuch und hörte deutlich, wie ihr das Herz schlug.
    »In welche Wirrnis geraten wir, sowie wir die Straße des Hergebrachten verlassen und abweichen von
    Regel und Gesetz. Es nutzt uns nichts, daß wir uns
    selber freisprechen. Die Welt ist doch stärker als wir und besiegt uns schließlich in unserem eigenen Herzen. Ich glaubte recht zu tun, als ich ohne Blick und Abschied von meinen Kindern ging, ich wollte kein
    Rührspiel; entweder - oder, dacht' ich.

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