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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Mansardenfenster. Aber es war kalt und unheimlich, und Melanie sagte, während sie dem Eintretenden entgegenging: »Du bringst so
    viel Kälte mit, Ruben. Ach, und ich sehne mich nach Licht und Wärme.«
    »Wie du nur bist«, entgegnete Rubehn in sichtlicher Zerstreutheit, während er doch seine gewöhnliche
    Heiterkeit zu zeigen trachtete. »Wie du nur bist! Ich sehe nichts als Licht, ein wahrer embarras de riches-183
    se, auf jedem Sofakissen und jeder Stuhllehne, und
    das Ofenblech flimmert und schimmert, als ob es
    Goldblech wäre. Und du sehnst dich nach Licht! Ich
    bitte dich, mich blendet's, und ich wollt', es wäre weniger oder wäre fort.«
    »Du wirst nicht lange darauf zu warten haben.«
    Er war im Zimmer auf und ab gegangen. Jetzt blieb
    er stehen und sagte teilnehmend: »Ich vergesse,
    nach der Hauptsache zu fragen. Verzeihe. Du warst
    bei Jacobine. Wie lief es ab? Ich fürchte, nicht gut.
    Ich lese so was aus deinen Augen. Und ich hatt' auch eine Ahnung davon, gleich heute früh, als ich in die Stadt fuhr. Es war kein glücklicher Tag.«
    »Auch für dich nicht?«
    »Nicht der Rede wert. A shadow of a shadow.« Er
    hatte sich in den zunächststehenden Fauteuil nieder-gelassen und griff mechanisch nach einem Album,
    das auf dem Sofatische lag. Seiner oft ausgespro-
    chenen Ansicht nach war dies die niedrigste Form
    aller geistigen Beschäftigung, und so durft' es nicht überraschen, daß er während des Blätterns über das
    Buch fortsah und wiederholentlich fragte: »Wie war
    es? Ich bin begierig zu hören.«
    Aber sie konnte nur zu gut erkennen, daß er nicht begierig war zu hören, und so sehr es sie nach Aussprache verlangt hatte, so schwer wurd' es ihr jetzt, ein Wort zu sagen, und sie verwirrte sich mehr als
    einmal, als sie, um ihm zu willfahren, von der tiefen 184
    Demütigung erzählte, die sie von ihrem eigenen Kin-
    de hatte hinnehmen müssen.
    Rubehn war aufgestanden und versuchte sie durch
    ein paar hingeworfene Worte zu beruhigen, aber es
    war nicht anders, wie wenn einer einen Spruch her-
    betet.
    »Und das ist alles, was du mir zu sagen hast?« frag-te sie. »Ruben, mein Einziger, soll ich auch dich verlieren?!« Und sie stellte sich vor ihn hin und sah ihn starr an.
    »Oh, sprich nicht so. Verlieren! Wir können uns nicht verlieren. Nicht wahr, Melanie, wir können uns nicht verlieren?« Und hierbei wurde seine Stimme momentan inniger und weicher. »Und was die Kinder an-
    geht«, fuhr er nach einer Weile fort, »nun, die Kinder sind eben Kinder. Und eh sie groß sind, ist viel Wasser den Rhein hin untergelaufen. Und dann darfst du nicht vergessen, es waren nicht gerade die glän-zendsten metteurs en scène, die es in die Hand
    nahmen. Unser Riekchen ist lieb und gut, und du
    hast sie gern, zu gern vielleicht; aber auch du wirst nicht behaupten wollen, daß die Stiftsanwärterin auf Kloster Himmelpfort an die Pforten ewiger Weisheit
    geklopft habe. Jedenfalls ist ihr nicht aufgemacht
    worden. Und Jacobine! Pardon, sie hat etwas von
    einer Prinzessin, aber von einer, die die Lämmer hü-
    tet.«
    »Ach, Ruben«, sagte Melanie, »du sagst so vieles
    durcheinander. Aber das rechte Wort sagst du nicht.

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    Du sagst nichts, was mich aufrichten, mich vor mir
    selbst wieder herstellen könnte. Mein eigen Kind hat mir den Rücken gekehrt. Und daß es noch ein Kind
    ist, das gerade ist das Vernichtende. Das richtet
    mich.«
    Er schüttelte den Kopf und sagte: »Du nimmst es zu
    schwer. Und glaubst du denn, daß Mütter und Väter
    außerhalb aller Kritik stehen?«
    »Wenigstens außerhalb der ihrer Kinder.«
    »Auch der nicht. Im Gegenteil, die Kinder sitzen ü-
    berall zu Gericht, still und unerbittlich. Und Lydia war immer ein kleiner Großinquisitor, wenigstens genferi-schen Schlages, und an ihr läßt sich die Rückschlags-theorie studieren. Ihr Urahne muß mitgestimmt ha-
    ben, als man Servet verbrannte. Mich hätte sie gern mit auf dem Holzstoß gesehen, so viel steht fest.
    Und nun, laß uns schweigen davon. Ich muß noch in
    die Stadt.«
    »Ich bitte dich, was ist? Was gibt's?«
    »Eine Konferenz. Und es wird sich nicht vermeiden
    lassen, daß wir nach ihrem Abschluß zusammenblei-
    ben. Ängstige dich nicht, und vor allem, erwarte
    mich nicht. Ich hasse junge Frauen, die beständig
    am Fenster passen, ›ob er noch nicht kommt‹, und
    mit dem Wächter unten auf du und du stehen, nur,
    um immer eine Heilablieferungsgarantie zu haben.
    Ich perhorresziere das. Und das Beste wird sein,

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