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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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Und ich glaub'
    auch noch, daß ich recht gedacht habe. Aber was
    hilft es mir? Was ist das Ende? Eine Mutter, die sich vor ihren Kindern fürchtet.«
    Dies Wort richtete sie wieder auf. Ein trotziger Stolz, der neben aller Weichheit in ihrer Natur lag, regte sich wieder, und sie ging rasch auf das Gryczinskische Haus zu.
    Die Portiersleute, Mann und Frau, und zwei halber-
    wachsene Töchter mußten schon auf dem Hinter-
    treppenwege von dem bevorstehenden Ereignisse
    gehört haben, denn sie hatten sich in die halbgeöffnete Souterraintür postiert und guckten einander
    über die Köpfe fort. Melanie sah es und sagte vor
    sich hin: »A nine-days-wonder! Ich bin eine Sehens-
    würdigkeit geworden. Es war mir immer das
    Schrecklichste.«
    Und nun stieg sie hinauf und klingelte. Riekchen war schon da, die Schwestern küßten sich und sagten

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    sich Freundlichkeiten über ihr gegenseitigem Ausse-
    hen. Und alles verriet Aufregung und Freude.
    Das Wohn- und Empfangszimmer, in das man jetzt
    eintrat, war ein großer und luftiger, aber im Verhältnis zu seiner Tiefe nur schmaler Raum, dessen zwei
    große Fenster (ohne Pfeiler dazwischen) einen ni-
    schenartigen Ausbau bildeten. Etwas Feierliches
    herrschte vor, und die roten, von beiden Seiten her halb zugezogenen Gardinen gaben ein gedämpftes,
    wundervolles Licht, das auf den weißen Tapeten re-
    flektierte. Nach hinten zu, der Fensternische gegen-
    über, bemerkte man eine hohe Tür, die nach dem
    dahintergelegenen Eßzimmer führte.
    Melanie nahm auf einem kleinen Sofa neben dem
    Fenster Platz, die beiden anderen Damen mit ihr,
    und Jacobine versuchte nach ihrer Art eine Plauderei.
    Denn sie war ohne jede tiefere Bewegung und be-
    trachtete das Ganze vom Standpunkt einer dramati-
    schen Matinee. Riekchen aber, die wohl wahrnahm,
    daß die Blicke Melanies immer nur nach der einen Stelle hin gerichtet waren, unterbrach endlich das
    Gespräch und sagte: »Laß, Binchen. Ich werde sie
    nun holen.«
    Eine peinliche Stille trat ein, Jacobine wußte nichts mehr zu sagen und war herzlich froh, als eben jetzt vom Platze her die Musik eines vorüberziehenden
    Garderegiments hörbar wurde. Sie stand auf, stellte sich zwischen die Gardinen und sah nach rechts hinaus... »Es sind die Ulanen«, sagte sie. »Willst du
    nicht auch...« Aber ehe sie noch ihren Satz beenden 181
    konnte, ging die große Flügeltür auf, und Riekchen, mit den beiden Kindern an der Hand, trat ein.
    Die Musik draußen verklang.
    Melanie hatte sich rasch erhoben und war den ver-
    wundert und beinah erschrocken dastehenden Kin-
    dern entgegengegangen. Als sie aber sah, daß Lydia
    einen Schritt zurücktrat, blieb auch sie stehen, und ein Gefühl ungeheurer Angst überkam sie. Nur mit
    Mühe brachte sie die Worte heraus: »Heth, mein
    süßer, kleiner Liebling... Komm... Kennst du deine
    Mutter nicht mehr?«
    Und ihre ganze Kraft zusammennehmend, hatte sie
    sich bis dicht an die Türe vorbewegt und bückte sich, um Heth mit beiden Händen in die Höhe zu heben.
    Aber Lydia warf ihr einen Blick bitteren Hasses zu, riß das Kind am Achselbande zurück und sagte: »Wir
    haben keine Mutter mehr.«
    Und dabei zog und zwang sie die halb widerstreben-
    de Kleine mit sich fort und zu der halb offengebliebenen Tür hinaus.
    Melanie war ohnmächtig zusammengesunken.
    Eine halbe Stunde später hatte sie sich soweit wieder erholt, daß sie zurückfahren konnte. Jede Begleitung war von ihr abgelehnt worden. Riekchens Weisheiten
    und Jacobinens Albernheiten mußten ihr in ihrer
    Stimmung gleich unerträglich erscheinen.

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    Als sie fort war, sagte Jacobine zu Riekchen: »Es hat doch einen rechten Eindruck auf mich gemacht. Und
    Gryczinski darf gar nichts davon erfahren. Er ist ohnehin gegen Kinder. Und er würde mir doch nur sa-
    gen. ›Da siehst du, was dabei herauskommt. Undank
    und Unnatur.‹«
    21

In der Nikolaikirche
    Es schlug zwei von dem kleinen Hoftürmchen des
    Nachbarhauses, als Melanie wieder in ihre Wohnung
    eintrat. Das Herz war ihr zum Zerspringen, und sie
    sehnte sich nach Aussprache. Dann, das wußte sie,
    kamen ihr die Tränen und in den Tränen Trost.
    Aber Rubehn blieb heute länger aus als gewöhnlich,
    und zu den anderen Ängsten ihres Herzens gesellte
    sich auch noch das Bangen und Sorgen um den ge-
    liebten Mann. Endlich kam er; es war schon Spät-
    nachmittag, und die drüben hinter dem kahlen Ge-
    zweig niedersteigende Sonne warf eine Fülle greller Lichter durch die kleinen

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