Lady Chesterfields Versuchung
nicht?“
„Meine Süße, wenn du mir zu nahe kommst, lehne ich jegliche Verantwortung ab für das, was dann geschieht.“
Er drehte den Docht der Lampe herunter, sodass es dunkel wurde im Zimmer, dann spürte sie, wie die Matratze auf seiner Seite des Betts unter seinem Gewicht nachgab. „Und ich rate dir, dort drüben zu bleiben, wenn du wenigstens ein bisschen Schlaf finden willst.“
Sie lächelte in der Dunkelheit und kuschelte sich unter die Bettdecke. Ob es ihm wirklich so schwerfiel, ihr zu widerstehen?
Kurz darauf spürte sie seine Hand an ihrer Wange. „Du bist zu weit auf meiner Seite“, behauptete er.
„Ich liege auf meiner Seite! Wenn ich noch weiter zur Kante rutsche, falle ich aus dem Bett!“, protestierte sie.
Plötzlich schob er sein Bein unter der Kissenbarriere hindurch zwischen ihre Schenkel. „Du bist immer noch zu weit auf meiner Seite.“
Er zog sein Bein fort, und jetzt erst fiel ihr auf, dass er quer auf dem Bett lag und seine Beine auf ihrer Seite über die Kante hinausragten. Sie begann zu lachen. „Wenn es nach dir ginge, wäre das ganze Bett deine Seite.“
„Genau. Ich stelle es dir nur leihweise zur Verfügung.“ Er griff nach ihren Händen.
„Du teilst nicht gern, nicht wahr?“
„Überhaupt nicht. Und dich schon gar nicht.“ Zärtlich strich er mit seinen Fingerknöcheln über ihre Wange. Kurz darauf hörte sie an seinen regelmäßigen Atemzügen, dass er eingeschlafen war.
Ihr Herz schlug immer noch wie wild. Genau das hatte sie sich immer von einer Ehe erträumt: ein gut aussehender Mann, der sie liebevoll neckte und ihr das Gefühl gab, geliebt zu werden. Ein Mann, der nachts neben ihr lag und ihr in der Dunkelheit süße Geheimnisse zuflüsterte.
Bitte lass nicht zu, dass er der Prinz ist, flehte sie stumm. Denn wenn er es war, hatte sie ihn so gut wie verloren.
Noch vor Sonnenaufgang stand Michael leise auf, um Hannah nicht zu wecken, die friedlich schlafend auf ihrer Seite des Bettes lag. Geräuschlos zog er sich an und verließ das Zimmer. Als er seine Hand in die Hosentasche schob, fand er den Diamantring. Er blieb stehen und sah sich den funkelnden Reif noch einmal an. Eigentlich hatte er vorgehabt, ihn dem Juwelier zurückzugeben, doch nach der letzten Nacht fragte Michael sich, ob er das wirklich wollte.
Er wusste nicht, was über Hannah gekommen war, dass sie plötzlich ihre Meinung geändert und sich ihm hingegeben hatte – nachdem sie den Ring abgelehnt hatte, mit der Begründung, dass sie wünschte, er würde etwas anderes bedeuten.
Wollte sie damit sagen, dass sie einen Mann wie ihn heiraten würde?
Natürlich war es töricht, die Möglichkeit überhaupt in Erwägung zu ziehen. Unverheiratet war er besser dran, denn er würde ihr niemals das Leben bieten können, das sie verdiente.
Grimmig dachte er an ihren bevorstehenden Besuch im Schloss. Im Grunde versprach er sich nichts davon. Wie sollte ein Mann wie er plötzlich ein Prinz werden? Es war ein Ding der Unmöglichkeit. Man würde ihn keines Blickes würdigen und ihn umgehend des Schlosses verweisen.
Wenn er jedoch tatsächlich der vertauschte Prinz war, würde er über die Mittel verfügen, Hannah zu heiraten und für sie zu sorgen. Dann konnte er sie zu seiner Prinzessin machen.
Du bist nicht in der Lage, eine Ehefrau zu unterhalten, sagte eine zynische Stimme in seinem Kopf. Mach dir nichts vor.
Aber die vergangene Nacht mit Hannah veränderte alles. Sie hatten sich geliebt, und es war besser gewesen, als er es sich je erträumt hatte.
Er war hingerissen von ihrer unschuldigen Leidenschaft. Er hatte jede Bewegung, jeden glücklicher Seufzer von ihr in sich aufgesogen wie ein Verdurstender.
Er setzte den Weg in die Schankstube fort und überlegte, ob er eine Zofe anfordern sollte, die Hannah beim Ankleiden behilflich war. Doch da er sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte, sie wieder zu berühren, bestellte er stattdessen nur Frühstück aufs Zimmer.
Geschäftig begann die Wirtin, ein Tablett für ihn zu richten, und der Wirt sprach Michael verlegen in gebrochenem Englisch an. „Lieutenant Thorpe, vergangene Nacht waren Männer hier. Sie haben nach einem Ausländer gesucht, und die Beschreibung, die sie mir von ihm gaben, trifft auf Sie zu. Ich finde, das sollten Sie wissen.“
Möglicherweise handelt es sich um die Männer des Grafen, überlegte Michael. Oder aber um die, die uns unterwegs angegriffen haben. Aber gleichgültig, wer es gewesen sein mochte, hier
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