Lady Chesterfields Versuchung
kam ihr vor, als hätte sie ihn bereits verloren. Bei dem Gedanken überfiel sie ein so heftiger Schmerz, dass sie nach Luft schnappte. Michael hatte auf sie achtgegeben, als sie besonders schutzbedürftig gewesen war. Er lebte nicht nach irgendwelchen festgelegten Regeln, sondern vertraute allein seiner Urteilskraft. Sie wusste, dass es nie wieder einen Mann wie ihn in ihrem Leben geben würde.
Wenn sie doch noch heiratete, würde es ein Titelträger sein, der von ihr erwartete, dass sie seine Kinder gebar. Solchen Männern war sie vergangenes Jahr zu Dutzenden begegnet, und nicht für einen von ihnen hatte sie annähernd solche Gefühle gehegt wie für Michael Thorpe.
Sie sehnte sich danach, seine Haut an ihrer zu spüren und zu wissen, dass er sie anbetete. Es wäre der schwerste Verstoß gegen die Regeln des Anstands, wenn sie ihm gestattete, sie zu lieben. Doch es würde auch wundervoll sein.
Mit jeder Stunde schwanden die kostbaren Augenblicke, in denen sie ihre Freiheit genießen konnte. Möglicherweise war dies ihre einzige gemeinsame Nacht. Und sie wollte ihn, auch wenn es falsch war, und auch, wenn er niemals der Ihre sein konnte.
Hannah ließ das Kleid los und enthüllte ihr Korsett und das Unterhemd. Dann band sie die Petticoats auf. Sie sanken zu Boden, und sie stieg aus der Stoffwolke zu ihren Füßen heraus.
Der Weg zu dem Sessel beim Ofen schien ihr unendlich lang und der furchterregendste, den sie jemals gegangen war. Doch in ihrem Herzen wusste sie, dass sie es für den Rest ihres Lebens bedauern würde, wenn sie jetzt nicht versuchte, Michael zu erreichen.
Im Lampenlicht würde er alles von ihrem nackten Körper sehen. Ihre Haut prickelte, als sie nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet vor ihn trat.
Noch immer verharrte Michael reglos und bedachte sie mit einem Blick, als wüsste er nicht, was er von ihrem Tun halten sollte. Bis Hannah sich vor ihn kniete und mit zitternden Fingern seine Krawatte zu lösen begann. In diesem Moment legte Michael seine Hand über ihre.
„Du willst das nicht Hannah. Ich sehe, wie sehr du dich fürchtest.“
Nie in ihrem Leben war sie derart kühn gewesen, doch am meisten fürchtete sie sich davor, dass er sie zurückwies.
„Ich habe Angst, ja. Und ich weiß, dass ich dich nur darum bitten sollte, mir mit dem Korsett zu helfen, und dann weit weg von dir schlafen müsste.“
Er sah sie abwartend an, und sie legte ihm die Hand auf die Brust. Obwohl seine Miene ausdruckslos war, konnte sie fühlen, wie sein Herz raste.
„Ich weiß, dass ich es nicht tun sollte“, flüsterte sie. „Aber ich will diese Nacht mit dir. Gib mir etwas, an das ich ein Leben lang zurückdenken kann.“
16. KAPITEL
M ichael knotete die Bänder ihres Korsetts auf, und Hannah spannte sich unwillkürlich an. Er lockerte die Schnürung und strich zärtlich mit den Fingerspitzen über das hauchdünne Unterhemd. Augenblicklich richteten ihre Brustspitzen sich auf. Als er ihr half, das Korsett auszuziehen, streifte das feste Material ihre Brüste, und zwischen ihren Schenkeln begann es zu pochen. Das erwachende Verlangen brachte die Warnungen ihrer Mutter – und die ihres gesunden Menschenverstandes – zum Verstummen.
Dann stand sie vor ihm, nur noch mit dem dünnen Unterhemd und der spitzenbesetzten Unterhose bekleidet. In der Zwischenzeit hatte Michael sein Hemd ausgezogen, sodass sie zum ersten Mal seinen nackten Oberkörper sehen konnte. Sie berührte seinen verletzten Arm und stellte erleichtert fest, dass die Wunde sich nicht entzündet hatte. Auch die Abschürfungen an seinem Hals begannen zu verheilen.
„Tut es noch weh?“
„Meine Liebe, im Augenblick beherrscht mich nur ein Gefühl – eines, das rein gar nichts mit den Schmerzen zu tun hat, von denen du sprichst.“ Er sah zum Nachttisch. „Es gibt hier zwar keinen Kerzenleuchter, aber dort steht die Lampe, falls du es für notwendig erachten solltest, mich damit niederzuschlagen.“
Beinahe hätte sie gelächelt, aber ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. „Wie geht es … jetzt weiter?“ Vielleicht würde es sie beruhigen, wenn sie wusste, was auf sie zukam. „Ich weiß nicht, was ich tun soll.“
„Ganz einfach“, murmelte er, den Mund dicht an ihrem Ohr, „lass dich von mir küssen.“ Er streifte ihr das Unterhemd über den Kopf und die Unterhose über die Hüften herunter, und bevor Hannah richtig bewusst wurde, dass sie vollkommen nackt war, küsste er sie.
Heißes, fiebriges Verlangen erfasste
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