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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Sektgläsern. Es musste Punkt irgendeine Uhrzeit sein, denn Onkel Hugos Armbanduhr gab einen Piepser ab, und es störte die Stille so, als ob einer einen fahren gelassen hätte, aber keiner lachte, sie hatten es einfach überhört.
    Mein Gott, dachte Terry, sie sind ja wirklich wie tot. Es war nicht zu ertragen und sie wollte eine Bombe legen. »Heute Nachmittag war ich mit Thomas Wiesner im Abbruchhaus«, sagte Terry. »Wollt ihr wissen, wer Thomas Wiesner ist? Also, der ist neu in der Schule. Und wollt ihr wissen, was Thomas Wiesner mit mir im Abbruchhaus gemacht hat? Ich war mit ihm, na ja, ich habe mit ihm, na ja, es war das allererste Mal.«
    Terry log mit Leichtigkeit. Sie hatte in ihrem Leben schon so viel gelogen, meistens nicht, um etwas Geschehenes zu verbergen, sondern eher das Gegenteil, um nicht zu zeigen, dass da nichts zu verdecken war.
    Die Mutter bekam einen Weinkrampf. Sie wimmerte wie ein kleines Kind, und Onkel Hugo strich ihr über das sorgfältig gelegte Haar, dass es ganz platt wurde.
    »Ich werde nicht mehr mit ihr fertig«, schluchzte sie zwischendurch. »Ich kann nicht mehr.«
    Onkel Hugo packte die Mutter ins Bett und hielt Händchen. Lieschen hatte Terry wohl durchschaut. »Du hättest nicht so zu übertreiben brauchen«, sagte sie. »Ich kann noch immer ein Pferd von einem Esel unterscheiden.«
    Terry grinste. Ihr machte die Situation Spaß.
    »Was willst du denn damit erreichen?«, fragte Lieschen.
    Terry zuckte mit den Schultern. Sie wusste es wirklich nicht. Es tat nur gut, der Mutter wehzutun.
    »Ich bin zu alt«, sagte Lieschen. »Verdammt noch mal, ich bin zu alt.«
    Terry hätte Lieschen küssen können. In ihrer Familie, wo keiner außer ihr selber ausflippte, war verdammt noch mal schon ein starker Ausdruck.
    Terry setzte ihre Beine auf den Boden. Der Sekt zischte nicht mehr. Er war warm geworden und schal. Die Reste auf den kalten Platten fingen an zu riechen, ein bisschen säuerlich und ein bisschen zu viel nach Mayonnaise. Die zur Dekoration aufgelegten Sellerieblätter wurden matt.
    Terry zündete sich eine Zigarette an und kaute abwechselnd daran und an einem Petersilienstängel. Es war Mai, ein Tag nach Kalte-Sophie, und der Jahrhundertsommer war unaufhaltsam.
    Onkel Hugo kam aus dem Schlafzimmer. Er lehnte am Türpfosten. »Und dabei wollten wir eigentlich noch ins Theater«, sagte er.
    Terry war zum Kotzen übel.
    Danach hatte die Mutter beschlossen, mit Terry die Erziehungsberatung aufzusuchen. Terry war neugierig und wehrte sich nicht. Stattdessen bereitete sie sich gründlich vor, zog sich von Kopf bis Fuß in Weiß an und war mit Make-up sparsam, so dass sie es gerade noch ertragen konnte, in den Spiegel zu sehen.
    Es war überhaupt ein Glückstag für Terry. Sie selber war hoch in Form.
    Die Beratung übernahm eine Psychologin mit einem dieser Doppelnamen. Zunächst führte sie ein Gespräch gemeinsam mit Terry und ihrer Mutter.
    Die Mutter packte aus. Terry sei unerziehbar geworden, höre überhaupt nicht mehr auf sie, obwohl sie ihr doch alles gebe, was Terry brauche. Jede andere Beziehung sei für sie schwierig geworden.
    Mit Beziehung meinte die Mutter wohl Onkel Hugo, und Terry nahm sich Onkel Hugo als Schwerpunktthema vor, sollte sie je nach ihren Problemen gefragt werden.
    Zunächst musste die Mutter sie allein lassen und die Psychologin legte Terry einen Test vor. Sie hatten vor wenigen Wochen Tests in der Schule durchgeführt, im Rahmen eines Klassenvergleichs. Terry hatte Psychotest A bekommen und nicht sonderlich gut abgeschnitten. Eben Durchschnitt. Aber sie hatten später in der Klasse die Tests durchgesprochen und da hatte Terry alles kapiert. Jetzt war sie fit in Test A.
    Die Psychologin wies Terry kurz ein, bevor sie ihr das Blatt gab. Terry musste in kurzer Zeit, die mit der Stoppuhr gemessen wurde, bestimmte Aufgaben lösen.
    »Hast du das verstanden?«, fragte die Psychologin.
    Terry nickte.
    »Hast du je einen solchen Test mitgemacht?«, fragte die Psychologin.
    Terry schüttelte den Kopf.
    Dann bekam sie das Blatt und es war Test A.
    Terry wusste, dass sie es glänzend schaffen würde. Es war natürlich einfach, wenn man mit dem Test schon geübt hatte. Und das brauchte ja keiner zu wissen.
    Die Psychologin war freundlich zu Terry. Das Testergebnis musste sie beeindruckt haben. Terry nutzte das aus. Sie versuchte, besonders brav auszusehen. Auch auf das nachfolgende Gespräch war Terry vorbereitet. Als die Psychologin sie nach ihren Problemen

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