Lady Sunshine und Mister Moon
umgehend und ohne die leiseste Anerkennung auf die Dinge, die sie mitgebracht hatte.
„Danke, Olivia“, sagte Carly, um seine Unhöflichkeit wettzumachen. „Ich danke Ihnen für Ihre Mühe.“ Nachdem die Kellnerin ihr gute Besserung gewünscht und weggegangen war, richtete Carly ihre Aufmerksamkeit erneut auf Jones, der ein Handtuch um ihren Knöchel wickelte. „Ich nehme an, dass Sie es für überflüssig halten, Ihre Kollegen zu kennen oder gar höflich mit ihnen umzugehen?“
Er klatschte Eis auf ihren Knöchel.
Sie sog die Luft zwischen ihren Zähnen ein. Als die Sternchen vor ihren Augen verschwanden, betrachtete sie ihn feindselig. „Sie sind ein echter Schatz, Jones.“ Mit der Hand, die sie nicht vor Schmerz in die Sessellehne gekrallt hatte, versuchte sie ihn zu verscheuchen. „Gehen Sie lieber“, sagte sie und ergänzte widerwillig: „Danke für Ihre Hilfe.“
Er stand vor ihr und sah von oben auf sie herab. „Werden Sie in der Lage sein, Auto zu fahren?“
Vermutlich nicht. „Es wird schon irgendwie gehen.“
„Ihr Auto hat ein Schaltgetriebe, oder?“
„Ja“, sagte sie. „Ein süßes kleines Fünfganggetriebe. Aber ich bin sicher, Sie haben Wichtigeres zu tun, als hier herumzustehen, um mit mir über mein Auto zu sprechen. Also, bitte lassen Sie sich nicht von mir aufhalten.“
Er rührte sich nicht vom Fleck. „Wie gedenken Sie nach Hause zu kommen? Haben Sie vor, Ihre rothaarige Freundin anzurufen?“
Auf keinen Fall. Heute war Treenas freier Tag. Sie und Jax waren nach der gestrigen Show nach San Francisco gefahren. Sie wollten nicht vor morgen Nacht nach Hause kommen. Carly nickte trotzdem ganz ernsthaft. „Ja, genau das werde ich tun. Und jetzt tschüss.“
Wolf betrachtete sie noch einmal von oben herab. Er wusste, dass sie log. Er würde sie selbst nach Hause bringen müssen.
Er wollte zwar keine Minute länger in ihrer Gegenwart verbringen, ganz zu schweigen von der Zeit, die es dauern würde, bis er sie in sein Auto verfrachtet, nach Hause und in ihre Wohnung gebracht hätte. Sie war leichtfertig und ohne Verantwortungsbewusstsein. Wann immer er ihr begegnete, ging sie ihm dermaßen auf die Nerven, dass er am liebsten in die Tischkante beißen würde. Oder sie übers Knie legen und ihr den runden Hintern versohlen. Das hätte man sowieso schon vor Jahren tun sollen.
Eigentlich sah ihm so etwas gar nicht ähnlich. Und genau deshalb war es ja auch das Letzte, mit ihr zusammen sein zu müssen. Wie dem auch sei: Sie war mit ihrer Arbeit für heute fertig und er ebenfalls. Und sie wohnten Tür an Tür. Es war sonnenklar, dass sie mit diesem übel geschwollenen Knöchel nicht in der Lage sein würde, Auto zu fahren. Deshalb wäre es nahezu fahrlässig, extrem verantwortungslos und fast schon kriminell, sie sich selbst zu überlassen, obwohl sie beide in dieselbe Richtung mussten.
Ganz zu schweigen davon, dass er ihr noch etwas schuldig war. Für den Schmerz, den er mit dem Eis auf ihrem Knöchel verursacht hatte. Eine überflüssige Aktion, egal wie wütend ihn ihr kleiner vorlauter Mund gemacht hatte.
Er seufzte. „Kommen Sie. Ich bringe Sie nach Hause.“
Sie sah ihn an, als ob er ihr statt der dringend benötigten Transportmöglichkeit angeboten hätte, ihren nervtötenden Hund zu verprügeln. „Nein!“, rief sie laut, bevor sie die Spieler am anderen Ende der Automatenreihe anlächelte, die von ihren Spielen hochblickten. Sie senkte ihre Stimme. „Vielen Dank, aber das ist nicht nötig.“
„So können Sie nicht fahren.“
„Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich Treena anrufe.“
„Sie haben gelogen.“
Sie bedachte ihn mit einem eisigen Blick aus ihren kühlen blauen Augen. „Und woher wollen Sie das wissen?“
„Weil ich gut bin in meinem Job. Ich kann in den Gesichtern von Menschen lesen, die viel abgebrühter sind als Sie.“
„Na gut, ich habe gelogen. Ich rufe Mack an.“
Er schüttelte angewidert den Kopf. „Sie würden Mr. Brody zu dieser späten Stunde stören, obwohl ich bereit bin, Sie nach Hause zu fahren? Sie sind wirklich die anstrengendste, unverantwort…“
„…lichste Frau, der Sie je das Pech hatten, begegnet zu sein. Ja, ja. Diese Unterhaltung hatten wir schon mal.“
Als ihre Wangen sich röteten, bemerkte Wolf zum ersten Mal, wie blass sie einen Augenblick vorher gewesen war. Sie hatte vermutlich große Schmerzen. Doch bevor er von Gewissensbissen geplagt werden konnte, reckte sie das feine, schmale Kinn in die
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