Laennaeus, Olle
zufällig Arvid begegnet. Und
da ist es aus ihr herausgeplatzt, hat sie erzählt. All der Mist, den sie jahrelang
auf sich genommen hat, ist nur so aus ihr herausgebrochen. Doch dann bekam sie es
natürlich mit der Angst zu tun. Sie hat befürchtet, dass Arvid sie umbringen würde,
als er erfuhr, dass sie darüber Bescheid wussten, was deiner Mutter zugestoßen ist.»
Klas seufzt matt.
«Erst hab ich ihr nicht geglaubt. Aber
als sie dann im Geräteschuppen ermordet wurden, hab ich sofort gewusst, wer es getan
hat.»
Er sinkt langsam mit dem Rücken an
der Wand zu Boden.
«Und ich hatte das Gefühl, dass alles
nur deine Schuld war.»
Er holt ein paarmal tief Luft. «Ja,
zum Teufel!»
Einen Augenblick lang sieht es aus,
als hätte er vor, sich den Lauf des Gewehrs in den Mund zu stecken. Dann lässt er
die Waffe plötzlich los, sodass sie scheppernd auf den Dielenboden fällt, und sitzt
einfach nur da, geradewegs ins Leere starrend.
EPILOG
I m Nieselregen
geht er über den Friedhof. Das Laub der Blutbuche hängt glänzend und schwer herunter.
Die Maulwürfe haben in der vergangenen Nacht noch mehr kleine dunkelbraune Hügel
aufgeworfen. Es riecht nach Erde, die Luft ist sauerstoffreich und füllt seine Lungen
mit neuer Kraft.
Die Suche ist vorüber.
Im Blumenladen am Marktplatz hat er
acht dunkelrote Rosen gekauft. Er hat lange gezögert. Konrad hatte schließlich
keine Ahnung, welche Blumen Agnes mochte. Aber in seiner Vorstellung müssen es rote
Rosen gewesen sein.
In dem kleinen Schuppen neben der Kapelle
findet er eine Vase, die er mit Wasser füllt. Die Rosen machen sich gut vor dem
schwarzen Stein. Er geht in die Hocke. Streicht mit den Fingerkuppen über die feuchte
Oberfläche.
Agnes Stankiewic 1937-1968.
Der Bestatter hat ihn gefragt, ob nicht
eher «Agnieszka» auf dem Stein stehen solle. Ihr vollständiger Name. Doch Konrad
hat nur den Kopf geschüttelt. Nein, Agnes soll da stehen. So hieß sie schließlich
all die Jahre, solange er nach ihr suchte.
Als er wieder aufsteht, knackt es ein
wenig in seinen Knien. Er blickt sich auf dem Friedhof um, sucht mit seinem Blick
die Buchsbaumhecke und die leuchtend grünen Rasenflächen ab.
Wonach? Nach dem Hund.
Der räudige Köter, der ihm den Weg
gewiesen hat. Konrad hat gehofft, ihn noch ein letztes Mal zu Gesicht zu bekommen,
einen Blick des Einverständnisses austauschen zu können. Gewissermaßen Abschied
zu nehmen. Doch der Hund ist verschwunden.
Er hat wohl am Ende nach Hause gefunden,
denkt Konrad.
Herman und Signe bekommen eine Begonie.
Blass und anspruchslos.
Wenn sie wüssten, dass Klas im Gefängnis
gelandet ist, hätten sie sich dort unten in der Erde in ihrem Grab umgedreht vor
Scham. Jetzt muss er allein zurechtkommen, ihr leiblicher Sohn.
Ihr einfältiger Sohn.
War er es, der Palander diesen Zettel
hat zukommen lassen, um die Polizei auf die richtige Spur zu führen? Eva Ström meinte,
dass es so gewesen sein könnte. Falls es nun nicht doch Fatima war.
Auch egal, all das spielt jetzt keine
Rolle mehr.
Die Kriminalinspektorin klang etwas
beschämt, als sie gestern Abend anrief, um ihm noch die letzten fehlenden Puzzleteile
zu übermitteln.
Unter anderem bezüglich des Tipps,
der besagte, dass Konrad sich in der Mordnacht in Tomelilla aufgehalten hat.
«Es war Arvid Linder. Wir haben angenommen,
dass es sich um einen unbescholtenen Zeugen handelt, der über jeden Verdacht erhaben
ist. Wir müssen Sie vielmals um Entschuldigung bitten.»
Dann hat sie schnell das Thema gewechselt.
«Wr waren ihm übrigens bereits auf
der Spur, als sie den ganzen Zirkus dort in Fyledalen in Gang gesetzt haben. Sigge
Möller hat geredet. Wir haben ihm damit gedroht, Anklage wegen Mordes gegen ihn
zu erheben. Da hat er ausgespuckt, dass es Linder war, der ihn kontaktiert und ihm
den Auftrag übermittelt hat, die Luger an Feriz zu verkaufen. Linder kannte die
beiden Gangster ja durch seine Zusammenarbeit mit Berelius. Er ist ein ziemliches
Risiko eingegangen, das ist klar. Sein Plan sah wohl vor, dass die Polizei die Waffe
bei Feriz finden würde, sodass man ihn des Mordes an Herman und Signe beschuldigen
könnte.»
Sie verstummte, und Konrad meinte,
ein verächtliches Schnaufen zu hören.
«Linder muss davon überzeugt gewesen
sein, dass die Polizei Immigranten wie Feriz und seinem Freund oder auch einem
Waffendealer wie Sigge Möller niemals Glauben schenken würde, wenn ihre Aussage
gegen die eines Professors stünde. Als dann aber die
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