Lagrosiea - Der Schattenkreis (German Edition)
und diesen Weg nimmt.“
„Na wunderbar, müssen wir durch eine Schlangengrube?“ , wollte Silp wissen.
„Nun , das gerade nicht. Aber wartet ab, bis ihr es selber seht. Da drüben müssen wir durch.“
Es genügte ein Schritt durch das Tor in den Nebenhof, um zu erkennen , was Sabbal gemeint hatte. Auf dem Hof herrschte ein empörender Gestank der, wie es schien, von einem Kanal kam , der von den Grundmauern des Palastes ausging und bis an die Außenmauer führte, wo der Inhalt durch ein schweres Gitter in die Abwasserkanäle der Stadt lief. Die stinkende Substanz entsprang einem dunklen Rohr das, wie Lagon entsetzt feststellte, groß genug war, dass man darin aufrecht gehen konnte.
„Du willst, dass wir durch einen Abwasserschacht kriechen?“ , fragte Silp empört.
„Nicht kriechen“, meinte Sabbal beschwichtigend , „da drin können wir alle stehen.“
„Das ist mir völlig egal!“ , brüllte Silp , „ich steige da nicht rein! In dem Gestank verrecken wir ja!“
„Also, wenn es nur das ist“, mischte sich Quallot ein , „dann kann ich euch helfen.“
„Und wie willst du das machen?“ , fragte Lagon. „I ch habe nicht das Gefühl, dass man diesen Gestank einfach so verschwinden lassen kann.“
„Das wird auch nicht nötig sein“, erklärte Quallot . „I ch kann eure Wahrnehmung so verändern, dass dieser, na ja… Geruch, sich für euch so verändert, dass er verträglicher wird.“
„Wie erträglich?“ , fragte Laffeila.
„Ziemlich erträglich. Für gewöhnlich nehmen alle ihren Lieblingsduft, Blumen und frisch gemähtes Gras, oder so etwas. Aber wenn ihr lieber etwas anderes haben wollt, kann ich euch auch das riechen lassen.“
„Dafür haben wir jetzt keine Zeit“, ermahnte Lagon. „L ass uns einfach den Geruch von Baumharz riechen.“
„Geht in Ordnung“, meinte Quallot.
„Wie kommst du denn darauf?“ , fragte Bundun.
„Ist mir einfach so eingefallen“, gestand Lagon, der den Waldgeruch schon immer gemocht hatte.
„Dann haben wir das ja geklärt“, stellte Sabbal fest , „also dann, folgt mir!“ Und mit einem Satz sprang er in die trotzdem noch stinkende Brühe.
„Na los!“ , sagte Lagon, mit mehr als unmotiviertem Gesichtsausdru ck .
„ E s ist so eigentlich ganz angenehm“, erklärte Sabbal allen voran, während die and e ren versuchten , nicht so sehr darauf zu achten , worin sie gerade liefen .
„Damals, als meine Freunde und ich diesen Weg nehmen mussten, hatten wir nicht so einen tollen Geruchszauber. Das war viel unangenehmer. Zurück konnten wir zum Glück einen Hinterausgang nehmen, weil wir uns Uniformen geliehen hatten. Aber diesen Geruch hatten wir noch Tage später an uns hängen.“
„Der spinnt doch!“ , zischte Bundun Lagon ins Ohr . „W arum hast du dich eigentlich damals von ihm retten lassen müssen? Dich von Dorroks Handlangern foltern und töten zu lassen , wäre wahrscheinlich gnädiger gewesen, als das hier.“
„Für dich vielleicht“, brummte Lagon. „Silp, bist du bereit?“
„Noch nicht“, antwortet dieser . „I ch brauche noch ein wenig Vorbereitung.“
„Beeil dich!“ , riet Lagon, „wir könnten jederzeit deinen Einsatz brauchen.“
„Wohin führt eigentlich dieses Rohr?“ , fragte Bundun.
„Zum privaten Meereszoo des Fürsten, wie es scheint“, antwortete Sabbal.
„Wie meinen…?“ , fragte Laffeila.
„Na ja, in dem Keller sind mehrere Wasserbecken, in denen sich Duzende von Meere s fichern befinden . Keine Ahnung, was das genau für Biester sind oder wofür dieser verrückte Fürst sie braucht. D as, worin wir hier laufen, sind die Abwässer aus diesem Horror-Aquarium. Ich glaube wir sind da.“
Sie hatten das Ende des Tunnels erreicht , wo die, allmählich wieder zu stinken beginnende , Brühe aus einem Rohr in der Decke sprudelte.
„Puh, wie lange hält denn dieser Zauber?“ , fragte Silp.
„Nicht mehr lange“, meinte Quallot . „W ir sollten hier schleunigst raus! Denn wenn wir es bisher auch nicht gerochen haben, das Einatmen dieser Dämpfe ist nicht besonders gesund.“
„Und wie sollen wir das machen? Wir können ja nicht durch dieses Loch da oben kriechen“, stellte Bundun fest.
„Müssen wir auch nicht“, rief Sabbal . „D urch diesen Treppenaufgang kommen wir auch wunderbar in den Palast.“
Und wirklich befand sich in einer Nische ein versteckter Zugang zu einer Wendeltreppe, der nur zu erkennen war, wenn man genau hin sah.
Auf dem Weg nach oben verflüchtigte sich
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