Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
Fragen bei den gespannt lauschenden Zuhörern aus. Wirklich interessant war, was Mundra und Laffeila in dem geheim en Raum gefunden hatten: Einen J ahrtausende alten Stammbaum, an dessen Anfang die erste Schwarze Fee der Bruderschaft der Roten Sonne stand. Er reichte bis in die Gegenwart und endete mit…Liendra!
Das eine ihrer Freundinnen sich als Mitglied der Bruderschaft entpuppte, löste allgemeine Bestürzung aus. Doch die Tatsachen hatten sich, wie ein eiskalter Schneesturm, in ihrer aller Bewusstsein gedrängt und verwandelte es in einen Eiszapfen. Die Geschichte von Silp, Luhan und Bundun dagegen war schnell erzählt. Mundra und Laffeila konnten sich den größten Teil schon zusammen reimen. Nur für Tüfdulusa war es nötig , genauere Ausführungen in den B ericht einzubauen.
Nun waren alle Geschichten erzählt , und jeder war mit seinen eigenen Gedanken allein. Kaum einer war positiver Natur.
„Was meint ihr“, ergriff nun Mundra das Wort , „hat Lagon schon heraus bekommen, dass Liendra die Schwarze Fee ist?“
„Wenn er es heraus bekommen hätte, wäre er jetzt wahrscheinlich schon tot“, erklärte Luhan, der alle paar Minuten, aus purer Gewohnheit, nach seinem Schwert griff. Allerdings war es, gleich bei der Gefang ennahme , einkassiert worden . „U nd wenn Lagon erledigt ist, ist das auch unser Todesurteil .“
„Ich glaube nicht, dass Liendra Lagon töten würde“, meinte Bundun , „dazu hätte sie in der Vergangenheit genug Gelegenheit gehabt.“
Alle sahen ihn an.
„Wie kannst du dir da so sicher sein?“ , fragte Silp , „ich meine, es ist ja wohl offensichtlich, dass Liendra zu den Bösen gehört!“
„Ist das wirklich so offensichtlich?“ , krächzte Bundun , „e rinnert ihr euch nicht mehr an die Nacht, als wir den Schattenkreis besiegt haben? Als Lagon von dem roten Blitz getroffen wurde und in den Fluss stürzte ? Er war praktisch tot. Niemand hätte ihn noch rechtzeitig herausholen können. Und selbst wenn es einem von uns gelungen wäre, hätte es nur wenige M agier gegeben, die ihn retten ko nnten. Aber Liendra hat ihn gerettet! Obwohl sie hätte wissen müssen, dass der Angriff von einem aus der Bruderschaft kam. W eil nur die einen solchen Zauber benutzen. Es war ihr ganz offensichtlich bewusst, was sie riskierte! Ich glaube , Verrat gilt in der Bruderschaft nicht gerade als Jugendsünde. Auch vorher schon , hatte Liendra genug Gelegenheiten, Lagon oder uns, mit geringem Aufwand zu beseitigen. Ich bin mir sicher, dass Liendra weder Lagon, noch uns jemals etwas antun würde.“
„Und warum hat sie uns hier eingesperrt?“ , wollte Mundra wissen , „das ging aber schon gewaltig in die Richtung, uns etwas anzutun!“
Laffeila überlegte. „Vielleicht ist Liendra der Meinung, dass niemand sie haben will. Wenn man bedenkt, wie lange sie versucht hat, zu verbergen, dass sie eine Prinzessin ist…oder eine Halbnachtelfe. Natürlich auch, dass sie zur Bruderschaft gehört. Wahrscheinlich hat sie die Erfahrung gemacht, dass jeder, der die Wahrheit über sie weiß, sie hasst.“
„Typisch Weiber!“ , meinte Silp selbstgefällig.
„Halt die Schnauze, du abgebrochener Gartenzwerg!“ , giftete Mundra zurück.
„Ich frage mich nur, wie Liendra in diese Gruppe hinein geraten ist“, meinte Luhan.
„Ich denke, das kann ich erklären“, ergriff nun Tüfdulusa das Wort und ging auf eine der Steintafeln zu, die er für die Bruderschaft übersetzen sollte. „Auf diesen Steintafeln ist die ganze Geschichte der Bruderschaft der Roten Sonne aufgezeichnet. Sie ist Jahrtausende alt. Es beginn t mit der Erzählung über die letzten Tage des Silbervolkes. Dies ist wahrscheinlich die einzige Aufzeichnung aus dieser Zeit.“
„Und was steht da?“ , fragte Bundun.
„Das ist schwer wörtlich zu übersetzen, weil der Text voller Wörter, Dialekte und Redewendungen ist, die es heute nicht mehr gibt. Selbst ich kann nicht alles übersetzen. O bwohl ich zu den wenigen Experten auf diesem Gebiet gehöre. Aber die Steine erzählen ungefähr diese Geschichte: …“ Tüfdulusa räusperte sich, wie ein Oberlehrer, der seinen Schülern das Thema des nä chsten Halbjahres vorstellt. „…d as Silbervolk war am Höhepunkt seiner Entwicklung, seines Aufstiegs und seiner Ansammlung von Wissen. Es war vor etwa neun- bis zehntausend Jahren. Zu der Zeit begannen die größten Wissenschaftler und Magier eine Form der Magie zu erforschen, die es noch nie gegeben hatte. Eine Magie,
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