Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
Einzelstück! Er war Lagon der wichtigste. Anders als der von Sabbal war dieser in sauberen und ordentlichen Buchstaben geschrieben.
Lieber Lagon,
verzeih, dass ich erst jetzt schreibe. Aber für jemanden in meiner Position ist es ver dammt schwer , einen nicht offiziellen Brief, ohne u mständlichste Anrede und viel Geschwafel im Mittelteil , zu versenden. Ich wollte einen Brief als deine Freundin schreiben und nicht als Prinzessin von Kaldorien. Überhaupt hängt mir der Titel schon zum Hals raus.
Weißt du noch, wie ich zu dir gesagt habe, mein Posten in Korroniea würde nur erfordern, dass ich darauf achte, dass die Botschaft nicht abbrennt? Du wirst nicht glauben, was man als Verwalterin einer Botschaft alles für Pflichten zu erfüllen hat! Ich muss jedes Formular, das hier gedruckt wird, erst unterschreiben, bevor es ausgefüllt werden darf. Außerdem muss ich bei jeder Sitzung, die hier in der Botschaft stattfindet, anwesend sein.
Das Klima hier in Korroniea ist ziemlich angespannt. Jedermann erwartet, dass Dorrok den Pakt der Könige jederzeit angreifen könnte und mit jedem Tag, an dem nichts geschieht, wächst die Unruhe. Zwar gilt Korroniea als sicher. Aber für viele andere Städte gilt das nicht und deshalb kommen imme r mehr Flüchtlinge in die Stadt. V or allem aus den Grenzländern, zu denen auch Kaldorien gehört. Du kannst dir also vorstellen, dass in der Botschaft jede Menge Papierkram anfällt .
Aber ich wollte dich nicht mit meinen Problemen belästigen. Ich kann mir denken, dass dein Training und die Ausbildung zum Eliteliewanen anstrengend genug ist und wollte dich nur über das Notwendigste informieren.
Also mach, dass du bald wieder hier bist, denn wir können hier wirklich jeden Liewanen gebrauchen.
Viele liebe Grüße
Liendra
Der letzte Brief auf der Fensterbank war auch der letzte , den Lagon zugeschickt bekommen hatte . U nd von allen, die er bekommen hatte, war er der einzige , den er auch erwartet hatte. Dieser war weder mit einer krakeligen, noch mit einer sauberen Handschrift geschrieben, sondern
M it Druckbuchstaben. Die Botschaft darauf lautete:
Der Liewane Z weiten Pf ades, Lagon, hat sich morgen um 8 Uhr , vor der großen Halle der Festung, zu m Ablegen der Prüfu ng für den D ritten Pf ad einzufinden.
Gestern Abend wurde Lagon der Brief feierlich und persönlich von Heggal überreicht, genau wie den anderen, die zusammen mit ihm die Ausbildung angetreten hatten. Es war nicht so, dass es eine große Überraschung war, schon Tage vorher hatte Heggal die Nachricht nicht mehr für sich behalten können und jedem, der es hören wollte oder auch nicht, davon erzählt, wie es seine Schüler in kürzester Zeit geschafft hatten , die Prüfungsreife zu erlangen. Diese Reden mussten allerdings nur ein paar wenige G epeinigte ertragen, denn außer Heggal, seinen vier Schülern, Heggals Freund und Kobold Kopriep und Bundun befanden sich nur noch drei Leute in der Festung.
Der erste war der Festungskommandant und Liewane D ritten Grades Liedis. Er war ein Liewane der ersten Stunde und nun in Würde ergraut und kurz vor dem Ruhestand, wie er sagte.
Sgalta war für die Bibliothek in der Festung zuständig. Diese war kleiner und spezialisierter, als die in der Gaddenspitze , aber immer noch riesig. Sgalta hatte jedoch eine Methode entwickelt , jedes einzelne Buch, das sich in den Regalen befand, zu registrieren, zu katalogisieren und sogar zu erkennen, wer es als letzter ausgeliehen hatte. Dies erkannte er an der Art, wie es in das Regal zurück gestellt wurde. Sgalta war derjenige aus der Festungsbesatzung, mit dem Lagon am meisten zu tun hatte. Fast jeden Tag hatte er sich neue Bücher aus der Bibliothek geholt oder brachte die vom Vortag zurück. Jedes Mal tat er dies unter den wachsamen Augen von Sgalta, der am liebsten mit einer Axt über ihn hergefallen wäre, wenn er eines der Bücher zu grob anfasste.
Von wesentlich gemäßigteren Charakter war Antano. Er war in der Festung für die Küche zuständig und sah auch genau so aus. Sein Leibesumfang war beeindruck end und seine sonstige Genügsamkeit war der dominierende Gr und dafür, dass es Anta no nie weiter als zum Liewanen Z weiten Grades gebracht hatte.
Aber um Aufstieg ging es auch gar nicht in der Festung. Weder Liedis noch Sgalta oder Antano hatten jemals den Wunsch geäußert , sich von der Festung versetzen zu lassen. Keiner von ihnen hatte dies jemals in Erwägung
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