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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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erzählen. »Na, wir sind ihm eben nachgefahren. Weil wir ihn nicht verlieren wollten. Da haben wir keine Zeit gehabt, groß irgendwelche Formalitäten einzuhalten. Weißt eh, wie schnell’s manchmal gehen muss. Also, da müsst ihr ja jetzt nicht gleich unsere Vorgesetzten …«
    »Wem nachgefahren?« Der Nebel in Kluftingers Kopf hatte sich noch kein bisschen gelichtet.
    »Na, dem G’sichtslosen.«
    Die pietätlose Art, wie sein österreichischer Kollege über den Toten sprach, rief in Kluftinger eine Mischung aus Abscheu und Wut hervor. Der Kommissar atmete tief durch. Dies verstand Maier offenbar als Zeichen, sich einzuschalten: »Wenn ich mal zusammenfassen darf: Unsere Kollegen hier haben den Mann, der jetzt im Wohnzimmer liegt, verfolgt. Sie hatten ein Päckchen, das an ein Postfach adressiert war, das sie schon einige Zeit unter Beobachtung hatten, geöffnet und …« Maier stockte. »Was hat sich eigentlich in dem Päckchen befunden?«, fragte er, als wäre er selbst überrascht davon, dass er das noch gar nicht wusste.
    »Waffen und technisches Zeug«, warf Haas ein und fuhr fort: »Über dieses ominöse Postfach in Innsbruck sind eh schon seit einiger Zeit Transaktionen gelaufen, die, gelinde gesagt, nicht ganz koscher waren. Meist waren es elektronische und mechanische Bauteile, die von den unterschiedlichsten Personen abgeholt wurden. Nicht gut zu identifizieren, wofür die Sachen eigentlich waren. Dieses eine Packerl war aber ein besonderes, weil sich darin Waffen befanden. Wir also dem Kopflosen hinterher – und prompt haut der uns über die Grenze ab. Da sind wir ihm halt einfach hintennach gefahren.«
    »Sie hätten uns aber zumindest informieren müssen«, warf Maier ein. »Oder uns die Verfolgung überlassen. Sie hatten doch sein Kennzeichen.«
    »Jo, eh klar«, fuhr die kratzige Stimme von Bydlinski dazwischen. »Des war ja auch bestimmt nicht gefälscht. Herrschaft, dass ihr Piefkes immer so auf den Vorschriften rumreitets.« Seinen letzten Satz unterstrich Bydlinski mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    »Is eh gut, Valentin«, beschwichtigte ihn sein Kollege, der auf Kluftinger einen wesentlich vernünftigeren Eindruck machte. »Sie verstehen, wir sind auch ein bisserl überrascht, wie sich das Ganze entwickelt hat. Naja, Sie haben bestimmt auch schon mal jemand über die Landesgrenze verfolgt, ohne dass das gleich über die Einsatzzentralen gelaufen ist …?« Erwartungsvoll blickte Haas zwischen Maier und Kluftinger hin und her. Als die jedoch keine Miene verzogen, fuhr er fort: »Wie auch immer, man kann das ja auch mit Gefahr im Verzug begründen, wenn Sie’s unbedingt ganz genau haben wollen. Und wir hätten Sie ja auch sicher noch informiert, die Zusammenarbeit klappt doch sonst ganz gut.« Haas sah ihnen noch einmal in die Augen, senkte dann seine Stimme und fügte hinzu: »Vor allem auf dem kleinen Dienstweg, Sie verstehen.«
    Dann erzählte er mit seiner normalen Stimmlage weiter: »Jedenfalls ging es dann ganz schnell. Wir sind ihm bis hierher gefolgt, bis zu seiner Wohnung. Da haben wir geklingelt, als niemand aufgemacht hat, haben wir uns als Polizei ausgegeben und … bumm.«
    Kluftinger sah seinen Kollegen mit großen Augen an. Offenbar hatte der seinen Bericht jedoch beendet. »Das war alles? Bumm … und das war’s?«
    »Wann’s so einen Bumm macht, dann kommt danach eh nimmer viel«, antwortete Bydlinski.
    Wieder regte sich der Zorn im Kommissar. Er hatte nicht das Gefühl, dass die Kollegen vor ihm mit offenen Karten spielten. »Wie wär’s, wenn Sie mir ein paar Details mehr geben?«, sagte er deshalb.
    Die Österreicher sahen sich an. »Details?«, platzte es schließlich aus Bydlinski heraus. »Sie wollen Details? Die können Sie haben. Als wir den Schuss g’hört haben, haben wir die Tür aufgebrochen und sind hinein. Von unserer Zielperson hammer da schon nix mehr g’sehn. Aber gerochen hammer ihn. Nach Pulver und verbranntem Fleisch hat’s gerochen. Und das Hirn …«
    Kluftingers Magen machte einen Satz. Bydlinski musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. Dann fuhr er fort: »Sie wissen schon, die Masse an der Wand, also diese kleinen, fiesen Flecken, da, das ist …«
    »Schon gut!«, bellte Kluftinger ihm entgegen. Mit aller Macht versuchte er, die Bilder, die sein Kollege heraufbeschworen hatte, niederzukämpfen. »Ich glaube, wir können uns die Details vielleicht doch für später aufheben.« Mit diesen Worten drehte er sich um und ging auf den

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