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Laienspiel

Laienspiel

Titel: Laienspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr Volker Klüpfel
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aufs Display aber verriet einen anderen Anrufer.
    »Herr Yildrim! Das ist ja eine Überraschung!« Kluftinger freute sich aufrichtig.
    »Ich grüße Sie, Kollege! Ich wollte mich doch noch einmal melden, bevor auch für Sie der Alltag wieder beginnt.«
    »Freut mich. Solange Sie mir nicht sagen, dass es schon wieder eine neue Bombendrohung gibt.«
    »Keine Sorge. Im Moment ist alles ruhig. So wichtig sind Sie auch wieder nicht in Ihrem Allgäu«, lachte Yildrim.
    »Das sind doch gute Nachrichten. Je weniger wichtig, desto besser.«
    »Wie geht es Ihnen denn, mein Freund?«
    »Danke, gut. Die letzten Wochen waren aber auch nötig zur Erholung. Und es ist wieder ruhiger geworden, hier bei uns. Die Medien haben allmählich alles befragt, was reden kann, und jeden Winkel gefilmt, der von Interesse sein könnte. Langsam verlieren die das Interesse. Gott sei Dank.«
    »Na, lassen Sie den mal besser aus dem Spiel«, sagte Yildrim mit sarkastischem Unterton. »Er selbst kann ja nichts dafür, aber seine verblendeten Anhänger … Sagen Sie, wie geht es denn mit Ihrem Laienspiel? Läuft es noch?«
    »Ja, das läuft besser denn je. Wir haben einen Besucheransturm, der alle Rekorde bricht. Offenbar möchten die Leute genau sehen, wo um Haaresbreite Tausende ums Leben gekommen wären. Mit einem spontanen Interesse an Schiller kann man sich das ja wohl eher nicht erklären. Wie dem auch sei: Für die Gemeinde ist das eine Art ›Wiedergutmachung‹. Die Kehrseite der Schreckensmeldungen sozusagen. Das dürfte auch für Innsbruck und die ganze EM gelten, oder?«
    »Oh, Herr Kluftinger, da bin ich überfragt. Apropos Österreich: Haben Sie in der Zwischenzeit etwas vom Kollegen Bydlinski gehört?«
    »Nur über Dritte. Meine Kollegen haben erzählt, dass er immer freitags hier im Büro vorbeischaut. Aus privaten Gründen allerdings. Er holt jemanden ab fürs Wochenende. Wen, das können Sie sich ja denken.«
    »Die charmante Sandy, ich verstehe. Na, da haben wir ja immerhin zur Völkerverständigung beigetragen.«
    »Und wie geht es bei Ihnen weiter, Herr Yildrim?«
    »Nun, die Bedrohung nimmt nicht ab. Auch durch Fahndungserfolge nicht. Ganz im Gegenteil. Durch die Medienberichte fühlen sich immer wieder Leute ermuntert, sich sozusagen terroristisch zu betätigen. Ob Sie es glauben oder nicht: Die Bilder von den Festgenommenen üben einen bizarren Reiz aus. Einige Irre möchten es ihnen gleichtun. Aber Sie werden sich freuen, dass alles weitergeht wie früher, nicht wahr?«
    »Tut es das denn Ihrer Ansicht nach, Herr Yildrim?«, fragte Kluftinger bitter.
    »Was die äußeren Bedingungen Ihrer Arbeit angeht: bestimmt. Sicher, ansonsten haben sich die Vorzeichen geändert.«
    »Ja.« Kluftinger machte eine lange Pause. »Die Welt hat sich verändert.«
    »Ja. Das tut mir leid für Sie. Aber das genau war das Ziel. Und das haben die auch ohne großes Blutvergießen erreicht: Niemand in unserem Land, ja niemand in der westlichen Welt kann sich wirklich sicher fühlen nach diesem Ereignis. Auch das Erntedankfest oder die Bergmesse können zur Zielscheibe werden. Die Unschuld der Provinz, dieses beruhigende Gefühl, das uns die Heimat vermittelt, ist unwiederbringlich verloren.«
    »Und daran konnten wir die Terroristen nicht hindern, das ist der bittere Nachgeschmack, der bleibt.«
    »Kluftinger«, sagte Yildrim ruhig, »ich weiß nicht, ob Sie damit den Leuten nicht zu viel Sensibilität zuschreiben. Die Menschen vergessen schnell. Denken Sie an BSE, AIDS oder Tsunamis: Was aus den Schlagzeilen ist, ist schnell auch aus dem Sinn. Und das ist in diesem Fall auch besser so.« Etwas weniger nachdenklich fuhr er fort: »Aber seien Sie stolz auf sich. Sie haben Ihre Heimat vor dem Schlimmsten bewahrt.«
    Kluftinger wiegelte ab: »Wir waren ein Team. Und ich war nur ein kleines Rädchen darin. Auf dem Gebiet war ich ein Laie, wirklich.«
    »Und haben sich zum Profi gemausert.«
    »Danke für die Blumen. Manchmal bin ich aber lieber Laie, das sag ich Ihnen ehrlich. Heute Abend spielen wir wieder. Vielleicht kommen Sie ja noch einmal vorbei und sehen sich unser Theater an.«
    »Ich werde sehen, was ich tun kann«, versprach Yildrim. »Kluftinger, machen Sie es gut. Beschützen Sie Ihre Leute, damit die in Ruhe schlafen können. Bleiben Sie, wie Sie sind. Und bleiben Sie wachsam. Wir sehen uns.«
    »Ja, Herr Yildrim. Wir sehen uns. Aber hoffentlich nur noch privat«, sagte Kluftinger.
    »Alles Gute!«, schob Yildrim noch nach und legte

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