Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lakefield House (German Edition)

Lakefield House (German Edition)

Titel: Lakefield House (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Washington
Vom Netzwerk:
hatte, der wenig geschickt hinter einer Bruchsteinmauer versteckt gewesen war.
    Diese Frau hatte ihn getroffen wie ein Blitzschlag, und der Gedanke, dass er sich wie ein unfähiger Trottel benommen hatte, verbesserten die Situation nicht unbedingt. Ein unfähiger Trottel, der sich von einem siebzigjährigen Gärtner hatte niederschlagen lassen, korrigierte er sich. Was für eine jämmerliche Kombination.
    Beim Aussteigen begann er bereits seine schmerzende Nackenmuskulatur zu spüren, das Pochen in seinen Schläfen, und wusste, dass beides morgen noch viel schlimmer sein würde. Dass er sich auch ausgerechnet von einem Greis hatte K.O. schlagen lassen müssen, der nur halb so groß war wie er.
    Er zitterte den Schlüssel ins Schloss der niedrigen, leuchtend blau gestrichenen Holztüre und warf sie hinter sich zu. Ihm war speiübel und alles drehte sich bedenklich linkslastig. Sein Gesicht fühlte sich angeschwollen an und die verarztete Braue drückte auf sein Sichtfeld. Er trat sich die Schuhe ab und ließ sich wie in Zeitlupe auf die schmale Couch nieder. Tiefes Einatmen war schmerzhaft, bewegen war noch schmerzhafter und sogar blinzeln war unangenehm. Er hätte gerne geduscht oder sich wenigstens das zerknitterte, fleckige Jackett ausgezogen, aber stattdessen schloss er erschöpft die Augen.
    Während er langsam in einen traumlosen Schlaf glitt, war sein letzter Gedanke, dass der Besuch in Cunningham Hall ganz anders verlaufen war, als geplant.
     
    Der Schwindel schien ihm das Schlimmste am neuerlichen Aufwachen zu sein. Allerdings nur, bis er sich bewegt hatte, und die Übelkeit mit einer mächtigen Welle über ihm zusammenschlug. Hastig stolperte er ins Badezimmer und erreichte die Toilette mit einem verzweifelten langen Schritt. Gerade noch rechtzeitig.
    Dann saß er auf dem Boden, den Rücken an die kalten Fliesen gelehnt, die Augen geschlossen, und wischte sich das Gesicht mit reichlich Toilettenpapier ab. Sein Atem ging keuchend, der kalte Schweiß stand ihm auf der Stirn. Man musste kein Arzt sein, um zu begreifen, dass er eine Gehirnerschütterung hatte. Oh, was hätte er nicht für ein Glas Wasser gegeben? Aber der Zahnputzbecher und der Wasserhahn waren zwei Meter entfernt und damit unerreichbar.
    An die Ereignisse, die vor der Gehirnerschütterung lagen, glaubte er sich noch erinnern zu können. Jedenfalls erinnerte er sich an Shannon, und das mehr als lebhaft. Auch die Fahrt zurück ins Cottage und jede Facette seines Kopfschmerzes, der Übelkeit und des Schwindels waren ihm noch gegenwärtig. Er war nicht bewusstlos gewesen und hoffte deswegen, dass sich die Symptome mit ein bisschen Ruhe legen würden.
    Vorsichtig streckte er die Beine aus und schlug sie übereinander. Ein herrliches Gefühl, wenn der Schmerz  nachließ. Vielleicht ließ es sich einrichten, dass er einfach für die nächsten zwei bis drei Tage im Bad sitzen blieb. Vermissen würde ihn sicher keiner, dachte er, und nickte wieder ein.
     
    „Shan?“ … „Shannon?“
    Sie schreckte auf. „Hm? Was?“
    „Meine Güte, wo bist du denn mit deinem Kopf?“ Aaron Logan tätschelte ihr in einer väterlichen Geste den Arm, während er ihr mit der anderen Hand die Kastrationszange entgegenhielt. Er hatte strahlendblaue Augen, war ein drahtiger großer Mann mit reichlich Humor und der größten Biobullenmastanlage im nördlichen Irland.
    „Tut mir leid, heute Morgen ging bei uns alles drunter und drüber.“ Sie dachte an den eigenartigen Engländer, der sie mit seiner Art sie zu durchschauen aus der Fassung gebracht hatte. Kaum hörte sie das ironische Glucksen ihres Kunden.
    „Wieso? Hat sich eines der Dienstmädchen mit dem Besteck vertan?“
    Shannon kniff die Augen zusammen und riss ihm das Werkzeug aus der Hand. „Du solltest dich nicht über mich lustig machen, wenn ich ein Sedativum in der einen und eine Kastrationszange in der anderen Hand habe.
    Er lachte noch lauter. „Ich bin 68 und glücklicher Witwer. Tu mit mir, was du willst.“
    Unweigerlich fing Shannon an zu grinsen. „Ich arbeite wirklich gerne mit dir zusammen, Aaron. Du bist einer der wenigen, die nicht versuchen mir an die Wäsche zu gehen, während ich ihre Kühe besame.“
    Er zog die Braue in die Stirn. „Ich glaube nicht, dass es viele Kerle gibt, die dich bedrängen, und danach noch lebendig genug sind, um davon zu erzählen.“
    Shannons Blick verfinsterte sich, was sie unter einem Lächeln zu verstecken suchte. Einer ist es leider, dachte sie und

Weitere Kostenlose Bücher