Lakefield House (German Edition)
über den Rücken. Der Trottel, der er vor fünf Sekunden noch gewesen war, war ihr bei Gott lieber gewesen.
Sie hatte das Gefühl, dass er direkt in sie hineinsehen konnte. Ihr wurde zittrig und sie musste ihre Hände zur Ruhe zwingen, um das Desinfektionsmittel auf einen Tupfer zu träufeln.
Sie drückte ihm den Tupfer auf die Braue, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, doch obwohl sie aus eigener Erfahrung wusste, wie höllisch dieses Zeug brannte, zuckte er nicht.
„Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.“
„An Ihrem Lachen kann ich es hören. Sie sind nicht mehr die Frau, die sie waren. Irgendetwas ist geschehen. Ich weiß, es ist indiskret und es geht mich vermutlich ohnehin nichts an, aber was war es?“
„Ihre Frage gefällt mir nicht“, antwortete sie gereizt.
„Und ich wette, dass mir die Antwort nicht gefallen wird.“
„Was für eine Antwort würde Ihnen denn nicht gefallen?“ Sie tupfte das Blut von seiner Wange und sah, dass sein zweites Auge genauso dunkelbraun leuchtete wie das andere.
„Jede, die Sie unglücklich gemacht hat.“
Shannon holte kleine Klammerpflaster aus ihrem Koffer, um sich zu beruhigen, um den Kloß loszuwerden, der ihr unerbittlich in der Kehle saß, der ihr nach all den Jahren wieder die bitteren Tränen in die Augen treiben wollte. Aber nicht mit ihr! Diesmal nicht!
Sie begann den Cut mit den Pflastern zu verschließen. Sie sagte minutenlang kein Wort, erst als sie fertig war und Robert wieder in die Augen blickte, sah sie, dass er den Faden des Gespräches nicht verloren hatte.
„In dem Falle muss ich Sie beglückwünschen.“
Er legte den Kopf schräg. „Warum?“
„Weil Sie die Wette gewonnen haben.“
*
„Connor! Connor?!“ Rebecca lief in den Garten.
„Miss Turner?“
Rebecca fuhr erschrocken herum. „Oh, Mr. Cunningham … oder Earl ... Lord … tut mir leid.“ Sie war völlig durch den Wind und hielt weiter in alle Richtungen nach Connnor Ausschau, obwohl sie wusste, dass es seinem Vater gegenüber unhöflich war.
Wo zum Teufel war er? Er hatte doch kaum Vorsprung gehabt.
„Nennen Sie mich einfach Willem“, sagte er leichthin mit seiner tiefen, und doch eloquenten Stimme, die ihren weichen irischen Akzent nicht verbarg.
Mit seinem wachen, freundlichen Gesicht, der imposanten Größe und dem schelmischen Lächeln, das auch trotz seiner ergrauten Schläfen nichts von seinem Charme verloren zu haben schien, war er Connor sehr ähnlich.
„Vielen Dank. Ich bin Rebecca“, sagte sie mit einem nervösen Lächeln und rief sich zur Ordnung. Wohin sollte Connor schon gelaufen sein. Dennoch: sie wollte sich rechtfertigen und keinesfalls wollte sie mit ihm streiten.
Als Willem Cunningham ihren Arm berührte, zuckte sie zusammen. „Oh, verzeihen Sie“, er lachte halb verlegen, halb charmant. „Ich trage an den Teichen immer Handschuhe.“ Er zog sich mit einem schnalzenden Geräusch den Gummihandschuh aus und wies auf eine kleine Sitzgruppe. „Bitte, nehmen Sie doch Platz!“
„Mr. Cunning… Willem, ich möchte keinesfalls unhöflich sein, aber ich suche Connor. Er …“
„… ist etwas aufgeregt?“ Er lächelte milde.
„Stinksauer trifft es wohl eher.“
„Wenn ich mir die Fische ansehe, komme ich immer ein wenig zur Ruhe“, ging er über ihre Feststellung hinweg und setzte sich als erster.
Rebecca schnaufte genervt und nahm schließlich auf dem gegenüberliegenden Stuhl Platz.
Willem wartete einen Augenblick, streifte sich den zweiten Handschuh ab und knetete seine Finger. „Wenn Sie mir die Bemerkung erlauben: es ist ungewöhnlich schwierig Connor wütend zu machen.“
Rebecca lachte freudlos und schlug die Beine übereinander. „Dann scheine ich offenbar ein besonderes Talent dafür zu besitzen.“
„Oh, vermutlich ist es vielmehr so, dass man von denjenigen besonders leicht gekränkt werden kann, die einem etwas bedeuten. Und soweit ich es überblicke, bedeuten Sie ihm sehr viel.“
Als Rebecca schwieg und konzentriert die Bruchsteine betrachtete, mit denen der Boden gepflastert war, seufzte Willem. „Wollen Sie es mir erzählen, oder soll ich meine Frau bitten, Sie ins Kreuzverhör zu nehmen?“
Sie sah schockiert auf, was ihn zum Lachen brachte. Er griff in einen Plastikbehälter und warf eine Handvoll bunte Kügelchen in den Teich. Dutzende Fische durchbrachen die Wasseroberfläche. In allen Farben. Sie waren wunderschön.
„Sie müssen verstehen, dass es in unserer Familie sehr wichtig ist
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