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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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langen, dünnen Fingern, und hieß Richard Walz. Seine Freunde hatten ihn Slimi genannt.
    »Lilly war eine Freundin von Ihnen, nicht?«, begann Feuerbirk, nachdem er Slimis Daten notiert hatte.
    »Wir sind manchmal zusammen ins Kino gegangen.«
    »Beschreiben Sie mir Lilly, wie war sie? Was für ein Mensch?«
    Slimi knetete seinen linken Daumen so sehr, dass Feuerbirk schon befürchtete, der Junge wolle ihn sich abreißen.
    »Sie war lustig, offen. Immer für einen Spaß zu haben.«
    »Welche Späße zum Beispiel?«
    »Na ja, sie mochte Jungs und zeigte das auch.«
    »Meinen Sie damit, dass sie leicht zu haben war?«
    Slimi fuhr auf. »Was reden Sie für einen Müll?« Gleich darauf sank er wieder in sich zusammen. »Was ist schon dabei, viele Mädchen sind so.«
    »Hatten Sie ein Verhältnis mit ihr? Oder einer der anderen Jungs draußen?«
    Slimi schüttelte den Kopf. »Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir haben alle eine feste Freundin. Außerdem war Lilly nicht mein Typ. Zu kindlich, wissen Sie.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, sie kicherte oft ohne Grund. Manchmal hat sie auch ihre Stimme verstellt. Gelispelt zum Beispiel.«
    Feuerbirk merkte auf. Die getöteten Frauen hatten beide einen Sprachfehler gehabt, der von Marie war echt. Lilly hatte nur so getan als ob. War das ein Zufall? Oder hatte das für den Mörder eine Bedeutung? Feuerbirk runzelte die Stirn.
    »Lilly und Viola haben an einem gemeinsamen Projekt gearbeitet. Es ging um Volksmusik, sie haben in Sondershausen und Umgebung recherchiert. An dem Tag, an dem Lilly ermordet wurde, ist sie allein zum Sondershausener Schloss gefahren. Warum hat sie das getan, wenn sie doch sonst alles gemeinsam gemacht haben?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich wusste gar nicht, dass sie zusammen außerhalb von Weimar unterwegs waren.«
    Eine Weile sprachen sie über das Studium und die Musik. Slimi hatte nicht viel mit Volksliedern am Hut. Er stand auf Soul. Feuerbirk erfuhr von ihm nichts, das ihn weiterbrachte. Er ließ Slimi gehen und bat ihn, den nächsten Studenten ins Zimmer zu schicken.
    Bevor Slimi verschwand, drehte er sich noch einmal um. »Sie sollten Viola fragen, vielleicht kann die Ihnen mehr über Lilly erzählen.«
    Das war nichts Neues, aber Feuerbirk machte sich trotzdem eine Notiz. Sollte Slimi ruhig in dem Glauben bleiben, er hätte ihm einen wertvollen Tipp gegeben.
    Der nächste Junge war das ganze Gegenteil von Slimi. Breitschultrig und groß gewachsen, hätte man ihn für einen Baseballspieler halten können. Der Holzstuhl ächzte bedenklich, als er sich setzte.
    »Name?«, fragte Feuerbirk.
    »Paul Kleinert, geboren 1989, seit einem halben Jahr in Weimar. Ich stamme aus Leipzig.«
    Entweder hatte Paulchen keine Berührungsängste oder ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Er redete drauflos, als wären er und der Kommissar beste Kumpel. Feuerbirk hatte Mühe, ihm zu folgen.
    »Ihr Freund hat Viola erwähnt«, sagte er, als Paul eine Pause machte.
    »Die Dürre, ja, die kenne ich auch, aus dem Rhythmik-Seminar. Sie und Lilly waren Busenfreundinnen. Keine Ahnung, was Lilly an der gefunden hat.« Paul rückte mit dem Stuhl nach hinten, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Er trug teure Adidas Sneakers.
    Feuerbirk fragte: »Sie können Frau Gunder wohl nicht besonders gut leiden.«
    »Die Dürre hat nichts alleine auf die Reihe gekriegt. Lilly hier, Lilly da. Sie hat immer die gleichen Seminare belegt wie Lilly und die gleichen Vorlesungen besucht. Manchmal hat sie sogar die gleichen Klamotten gekauft. Sie hat sogar angefangen, wie Lilly zu reden.«
    »Und Lilly? Hat sie das nicht gestört?«
    Paul zuckte mit den Schultern. »Lilly hat sich nicht in die Karten gucken lassen. Sie hat so getan, als bekommt sie nichts mit. Das war so eine Masche von ihr. Sie stellte sich dumm und amüsierte sich später über die anderen.«
    Mehr brachte Feuerbirk nicht aus den Studenten heraus. Weder Slimi noch Paul oder die anderen Jungen, keiner hatte einen Verdacht, wer Lilly getötet haben konnte. Feinde hatte sie offensichtlich nicht gehabt.
    Er bat die Jungs, seine handschriftlichen Aufzeichnungen zu unterschreiben, dann überließ er sie wieder sich selbst. Er ahnte, dass sie sich den restlichen Tag in wilden Spekulationen üben würden.
    Da er nun schon an der Hochschule war, suchte er im Anschluss die Leitung auf. Der Präsident war mit dem Vizepräsidenten und der Kanzlerin in einer Beratung, doch als die Sekretärin Feuerbirk anmeldete,

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