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Lakritze - Thueringen Krimi

Lakritze - Thueringen Krimi

Titel: Lakritze - Thueringen Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Tannhaeuser
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Scheu zu nehmen.
    »Er liebt seine Tiere über alles. Mehr Freude hat er ja nicht am Leben.« Sie verschränkte die Arme. Dabei zuckte ihr Zeigefinger nervös. Ihr Blick war auf Knubbel geheftet.
    »Man sollte meinen, das Landleben schenkt Ruhe und Frieden«, murmelte Ralph.
    »Uns nicht.«
    »Sie könnten wegziehen.«
    »Wovon sollten wir leben? Hier haben wir unser Auskommen, die Pension. Woanders wären wir fremd.«
    »Das kann auch ein Vorteil sein.«
    Helene wandte sich zu ihm. »Sie spielen auf Knubbels Krankheit an.«
    »Den Dorfbewohnern muss Ihr Bruder doch seltsam vorkommen.«
    »Unsinn.« Brüsk drehte sich Helene wieder nach vorn. »Knubbel hat Schweres durchgemacht, aber er ist weder dumm noch gefährlich.«
    »Und Sie? War Ihr Leben bisher leicht?«
    »Frauen sind anders, wir verkraften mehr.«
    Ralph hätte gern tiefer gebohrt. Doch die Kälte in Helenes Stimme zeigte ihm, dass er zu weit gegangen war. »Normalerweise bin ich ein höflicher Mensch, der niemanden bedrängt. Ich frage nicht aus Neugier«, erklärte er.
    »Weshalb fragen Sie dann?«
    »Sie interessieren mich.«
    »Ich?« Wieder färbten sich Helenes Wangen rot. »Was ist an mir schon dran? Nichts.«
    »Einspruch. Sie sind keine Träumerin. Sie stehen hier im Waldidyll Ihren Mann, und attraktiv sind Sie obendrein.«
    »So also sehen Sie mich.«
    Ralph hörte die Freude aus ihren Worten heraus. Er nickte lächelnd. »Frau Ritter, Sie sind es wert, dass man sich näher mit Ihnen befasst.«
    »Sagen Sie Helene zu mir. Ich habe noch Eierlikör im Schrank. Wenn Sie wollen, stoßen wir miteinander an.«
    Ralph mochte keinen Eierlikör. Fast bereute er seine voreiligen Worte. Wer wusste schon, was Helene hineindeutete. Auf jeden Fall mehr, als er hatte sagen wollen. Doch ihr erwartungsvoller Blick war auf ihn gerichtet, und da hörte er sich sagen: »Gern.«
    Helene stand auf und ging voran.
    Notgedrungen folgte er ihr ins Haus. Im Frühstücksraum stellte sie zwei Gläser und eine Flasche Eierlikör auf den Tisch. Der Anblick der gelben Flüssigkeit verursachte bei Ralph Widerwillen, doch er zwang sich, die Gläser zu füllen.
    »Prost, Helene«, sagte er. Er brachte es nicht über sich, den Likör zu trinken, sondern tat nur so. Dabei dachte er an Carla. Wo sie wohl jetzt sein mochte? Bestimmt war sie immer noch mit diesem Feuerbirk unterwegs. Er ballte die Faust. Helene stand so dicht bei ihm, dass er den Duft des Weichspülers wahrnehmen konnte, den sie beim Wäschewaschen benutzte.
    Er stellte das Glas ab, legte die Hände um Helenes Gesicht und zog sie zu sich heran. Ihre Augen weiteten sich, und Ralph sah die Angst, die ganz hinten in ihnen hockte. Er küsste sie vorsichtig, so sanft er konnte. Es war eher ein Hauch, als dass sich ihre Lippen berührten. Trotzdem versteifte sich Helene augenblicklich. Was um Himmels willen tat er bloß? Hastig ließ er sie los.
    »Warte«, flüsterte Helene.
    Ehe er wusste, was geschah, warf sie sich in seine Arme. Einen winzigen Moment lang zauderte Ralph. Es war nicht richtig, was sie taten. Doch dann riss ihn Helenes Leidenschaft hinweg.

VIERZEHN
    Nachdem Feuerbirk sich von Carla verabschiedet hatte, rief er Zagemann an. Ursprünglich hatte er Violas Kommilitonen alleine befragen wollen, es sich dann aber doch anders überlegt. Das Gelände der Hochschule für Musik Franz Liszt war groß, das Wohnheim auch. Wer weiß, ob er die Jungs so schnell fand. Sonderbar, dass Lilly außer mit Viola nur mit Jungs befreundet gewesen war. Aber vielleicht gab es dafür einen plausiblen Grund. Feuerbirk erreichte das Studentenwohnheim. Eine Weile irrte er in den Gängen herum. Zimmer rechts und links, dazwischen Gemeinschaftsküchen und Sanitärräume. Mädchen und Jungs getrennt. Nirgendwo waren Namensschilder zu sehen. Ein Mädchen half ihm schließlich weiter, trotzdem dauerte es geraume Zeit, ehe er Lillys Freunde gefunden hatte. Zum Glück waren sie alle in einem Zimmer versammelt, das zwei von ihnen teilten, sodass er sie alle auf einmal vor sich hatte.
    Da kam auch schon Zagemann um die Ecke. Er musste sich mächtig beeilt haben. Feuerbirk hatte nicht damit gerechnet, dass er so schnell eintreffen würde. Er zeigte auf drei der Jungs. »Geh mit denen auf den Flur und pass auf, dass sie nicht miteinander reden.«
    Die drei stolperten so rasch aus der Tür, dass Zagemann kaum hinterherkam.
    Der vierte blieb auf seinem klapprigen Holzstuhl sitzen und schaute Feuerbirk mit großen Augen an. Er war schmal, mit

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