Laktose-Intoleranz
die Unverträglichkeit hervorgerufen werden, ein besonderes Problem dar.
In Europa sind Menschen mit Laktose-Intoleranz in der Minderheit, in Asien in der Mehrheit.
Die mit Abstand häufigste Form der Laktose-Intoleranz, der primäre Lactasemangel, wurde bereits von vielen Wissenschaftlern untersucht. Man fand heraus, dass die Abnahme der Lactase-Aktivität im Anschluss an die Stillperiode einsetzt. Doch ein Vergleich sowohl zwischen verschiedenen Völkern als auch zwischen Angehörigen identischer Bevölkerungsgruppen zeigt, dass das Nachlassen der körpereigenenEnzymproduktion sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Bis zum heutigen Tag konnten sich die Forscher nicht auf eine hinreichende Begründung für dieses Phänomen einigen. Es existieren jedoch verschiedene Theorien, die diesen Vorgang zu erklären versuchen. Einige davon werden auf S. → 43 dargestellt.
Weltweite Verteilung der Laktose-Intoleranz
Weltweit lassen sich hinsichtlich der Toleranz von Milchzucker ein Süd-Nord-Gefälle und ein Ost-West-Gradient feststellen. Beträgt der Anteil der Laktose-intoleranten Menschen an der Gesamtbevölkerung in Skandinavien nur etwa 5 %, so sind es in Griechenland bereits 75 %. In Russland ist etwa jeder dritte Einwohner von einer Milchzucker-Unverträglichkeit betroffen, in Deutschland nur jeder siebte. In großen Teilen Afrikas und Asiens beträgt der Anteil der Laktose-intoleranten Menschen an der Gesamtpopulation 80–100 %.
Bemerkenswert ist, dass die Toleranz von Laktose bei einem Teil der Bevölkerung aller Völker und Rassen auch im Erwachsenenalter beibehalten wird. Vermutlich ist diese Veranlagung infolge einer genetischen Mutation vor mehreren tausend Jahren entstanden, deren nähere Umstände bis heute nicht geklärt sind. Die regionale Verteilung der Laktose-Intoleranz weist jedoch auf einen genetischen Zusammenhang zwischen den Fulani in Afrika, den Hamiten in Nordostafrika, den arabischen Nomaden sowie den Russen und Nordeuropäern hin.
Die Aufklärung in den USA ist wesentlich besser
Ein Blick über den Atlantik lässt die europäischen Verbraucher vor Neid beinahe erblassen: Anfang der 1990er Jahre begann in den USA eine Bewegung, die dazu führte, dass der Begriff Laktose-Intoleranz in weiten Teilen der Bevölkerung bekannt wurde. Pharmakonzerne sorgten damals mit einer groß angelegten Promotionaktion dafür, dass die Bürger der Vereinigten Staaten über die Risiken, die der Verzehr milchzuckerhaltiger Nahrungsmittel für viele Menschen mit sich bringt, bis ins kleinste Detail aufgeklärt wurden. Inzwischen haben sich Lactasepräparate, laktosereduzierte Milchprodukte und laktosefreie Milch-Alternativen auf dem US-amerikanischen Markt fest etabliert. Bei einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro pro Jahr sind sie aus den Regalen der Supermärkte und Drogerien nicht mehr wegzudenken. Das Thema Laktose-Intoleranz diente sogar vereinzelten TV-Serien als Vorlage für ganze Episoden, und auch bei weltweit bekannten Unterhaltungsshows, wie denen von JayLeno, Conan O’Brien oder David Letterman, wurde der weit verbreitete Enzymdefekt – teilweise in Form von Sketchen – abgehandelt. Man darf davon ausgehen, dass bei einer so gewaltigen Medienpräsenz annähernd jeder Nordamerikaner über eine hinreichende Sensibilität zum Thema Milchzucker verfügt.
Wie ist die Lage in Deutschland?
In Deutschland ist man bisher leider noch nicht so weit. Auch wenn sich in den letzten Jahren einiges getan hat auf den Märkten im deutschsprachigen Raum, die Angebotspalette laktosefreier oder laktosereduzierter Produkte ist bei Weitem nicht so umfangreich wie in einigen europäischen Nachbarländern oder in den USA. Zwar sind mittlerweile laktosefreie Milchprodukte in Supermärkten und Reformhäusern erhältlich, von einer umfassenden Versorgung mit laktosefreien Waren kann aber noch lange keine Rede sein. Dennoch, dank der hohen Nachfrage entwickelt sich der Markt in die richtige Richtung und Betroffene haben nun endlich die Möglichkeit, sich folgenlos mit wertvollen Kalziumquellen einzudecken.
WISSEN
Wie werden laktosefreie Milchprodukte hergestellt?
Das Besondere an diesen neuartigen Milchprodukten ist, dass ihr Laktosegehalt durch chemische Verfahren fast vollständig reduziert wird. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Vorgehensweisen:
Hydrolyse: Die gebräuchliche Methode besteht darin, durch Hydrolyse – also durch die Spaltung – der Laktosemoleküle mithilfe von zugeführter Lactase den
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