Lallbacken
Vizekanzler die Parole aus: »Wer dem Volk anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.« Mumpitz, Westerwelle: Wenn etwas richtig faul war im Staate Rom, dann die korrupte und luxussüchtige kleine Elite, die alle Reichtümer Roms unter sich aufteilte – also die typische FDP-Klientel.
Guido Westerwelle, ein Typ mit der Ausstrahlung eines Animateurs an der Käsetheke von Tengelmann, vertrat die Meinung: »Die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich hat uns die Massenarbeitslosigkeit gebracht.« Vermutlich dachte er auch, der Brückenbau hat uns die Obdachlosigkeit gebracht.
Den Gipfel politischer Blödheit erklomm Herr Westerwelle aber mit der Behauptung: »Wer arbeitet, muss mehr haben als derjenige, der nicht arbeitet. Alles andere ist Sozialismus!.« Es ist ungewiss, ob er’s kapiert, aber irgendjemand sollte dem deutschen Außenminister mal mitteilen: Die Gesellschaftsform, in der man ohne eigene Arbeit hohe Einkommen erzielen kann, heißt nicht Sozialismus, sondern Kapitalismus.
Als die Vorsitzende der Partei »Die Linke«, Gesine Lötzsch, den eher banalen Satz formulierte, »die Wege zum Kommunismus können wir nur finden, wenn wir uns auf den Weg machen und sie ausprobieren«, empörten sich vor allem jene, die den militanten Antikommunismus in der Bundesrepublik als Staatsreligion etabliert und die geistige Verfassung ihrer postfaschistischen Gesellschaft geprägt hatten, indem sie den Zusammenhang von Kapitalismus und Faschismus tabuisierten. Hauptlallbacke Guido Westerwelle, dessen Ehrgeiz immer darauf hinauslief, sich in jedem Interview als unfehlbaren Hort der politischen Vernunft zu präsentieren, forderte von SPD und Grünen eine eindeutige Absage an Regierungsbündnisse mit der Linken im Bund: »Ich fordere SPD und Grüne auf, auf Bundesparteitagen klare Unvereinbarkeitsbeschlüsse zu fassen.«
Dass die FDP nach der Wende 1989/90 gleich mit zwei DDR-Blockflöten (der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands/LDPD und der National-Demokratischen Partei Deutschlands/NDPD) fusioniert hatte, war für ihn kein Thema. Hauptsache, die FDP als Erbschleicherin dieser Blockflöten war die einzige Partei, die mit einer ehemaligen FDJ-Sekretärin eine Regierungskoalition bildete. Und dass der Namensgeber der FDP-Parteistiftung, Friedrich Naumann, ein engagierter Wegbereiter des Hitler-Faschismus war, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die FDP im Grunde ein Sammelbecken von Nazis war, dass die FDP damals eine Generalamnestie für alle Nazis forderte, dass Witzbolde von einer NSFDP sprachen, betrachtet Westerwelle vermutlich sogar als Ehre.
Er steht auf dem Standpunkt: »An Kommunismus, an sozialistischer Diktatur gibt es nichts zu romantisieren. Die Ergebnisse sind immer dieselben. Erst wird das Privateigentum enteignet, dann das Denken und dann landen Andersdenkende im Gefängnis oder Schlimmeres. Deswegen sollten wir nie in Versuchung kommen, Wege zum Kommunismus ausprobieren zu wollen.« Von ihm und seinen Leuten hat das auch niemand erwartet.
Dieser Westerwelle, ein geniales Blödeltalent, wurde gefragt: »Sie sind Mitteleuropäer, Sie sind Deutscher. Sind Sie Patriot?« Wie aus Aspik gemeißelt saß er da, blitzenden Auges, und erwiderte: »Ja, Verfassungspatriot und im besten Sinne europäischer Patriot.«
Da wäre es interessant gewesen zu erfahren: Wie sieht denn ein europäischer Patriot im schlechtesten Sinne aus? Und dann: »Ich habe sogar kein Problem damit zu sagen, ich bin stolz auf Deutschland und liebe mein Vaterland mit seinen Menschen.« Da hätte man gern gewusst, wie man das als normaler Mensch wohl machen könnte: Den östlichen Stadtrand von Berlin zum Beispiel und Gesine Lötzsch und ihre ganze Familie ganz doll liebhaben, aber auch den Bayern Klaus Ernst und alle seine Linken, dazu noch sämtliche Ossis mitsamt den Saarländern – das macht einen doch fertig, da wird man doch geisteskrank, da mutiert man doch zum Westerwelle. Und dann merkt man gar nichts mehr.
Außenminister Guido Westerwelle reist viel durch die Welt. Was er da genau treibt, weiß niemand. Immerhin bekam der Außenminister mit, dass die Menschen in Nordafrika ziemlich unzufrieden mit ihren Potentaten waren. Erst Tunesien, dann Ägypten. Und da wurde, wie schon bei seinen Vorgängern, deutlich: Deutsche Politiker interessierten sich schon immer mehr für die Stabilität Ägyptens als für die Rechte seiner Bürger. Jedenfalls wurde nicht bekannt, wann und wo Lallbacke
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