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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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war zufrieden.
    Wieder auf dem Kutschbock, machte sie die Zügel los, ihr Geist tastete hinaus auf der Suche nach dem minzgrünen Strom von Stavvers Gegenwart. Sie fand ihn leicht. Voraus. In den Hügeln. Sie trat die Bremse los und trieb das Gespann mit einem Schnalzer zu einem gleichmäßigen Trott an. Der Rotgraue wieherte leise und rannte dem Gespann voraus. Aleytys lachte, weil sich ihr Herz so wunderbar leicht fühlte.
    „In Ordnung, Knochenschüttler, wir werden zusammenbleiben.“

 
12
     
    „Ist mit dir alles in Ordnung?“ Stavver ließ sie los und trat zurück; besorgte Blicke glitten über sie, er runzelte die Stirn. Der Mond war untergegangen, und nur das Licht der Sterne erhellte den felsigen Hang.
    „Gut genug – und ich bin froh, dich zu sehen, Miks.“
    „Sie haben dich verletzt?“
    „Ein bißchen. Aber ich bin mehr angewidert als verletzt.“ Sie schüttelte sich und ging zu ihm, streckte die Hände aus. „Das viele Töten …“
    „Es ist vorbei, Lee.“ Er drückte sie sanft an seine Brust.
    „Für mich. Für dich.“ Sie spürte sein Herz stark unter ihrem Ohr schlagen.
    Er bewegte sich, löste sich von ihr. „Maissa?“
    „Im Wohnwagen. Schläft.“
    „Ist sie bei Verstand?“
    „Ich weiß nicht. Ich habe versucht, sie vergessen zu lassen. Ich weiß nicht, ob ich Erfolg hatte.“
    „Es war schlimm?“ Er verlagerte sein Körpergewicht; seine Füße machten ein schnarrendes Geräusch auf dem steinigen Boden. „Sie wurde vergewaltigt?“
    „Ja.“ Aleytys erforschte sein Gesicht. „Du hast nicht nach mir gefragt. Nein.“ Sie hob eine Hand, als er auf sie zukam. „Bemühe dich nicht. Ja. Der Meister hatte mich. Pahh! Ich werde nicht eher wieder sauber sein, als bis ich mich eine Woche lang in einem heißen Bad eingeweicht habe. Niemand hat mich je behandelt wie … Hast du jemals eine Frau benutzt, Miks? Benutzt. Das ist das richtige Wort. Hast du je eine Frau benutzt; dich nicht darum geschert, was sie fühlte oder nicht fühlte …? Wolltest du sie nicht als Person, sondern als Annehmlichkeit, als ein Ding, das du ausgelacht hättest, falls es dir zu verstehen gegeben hätte, daß es ein menschliches Wesen mit eigenen Rechten ist … ein Ding, das du in keiner Weise kennen wolltest – außer in einer …?“
    Er lachte trocken, wobei sein überschattetes Gesicht eine gleichgültige Grausamkeit annahm, die von neuem an ihrem Gefühl für ihn rüttelte. „Es kommt vor.“
    „Nun, dem Madar sei Dank, mir ist es jedenfalls noch nie zuvor passiert, und – wenn ich das auch nur im geringsten zu bestimmen habe – es wird mir auch nie wieder passieren.“
    „Du hast die Vereinigung also nicht genossen. Das überrascht mich.“
    „Red nicht so mit mir.“ Sie versteifte sich, plötzlich wütend. „Wenn du der Eifersucht die Zunge leihen mußt, Miks, spar es dir auf, bis es gerechtfertigt ist.“
    „Eifersucht! Du schmeichelst dir!“
    „Du …“ Plötzlich unfähig, weiterzureden, lief Aleytys die Hintertreppe des Wohnwagens hinauf. „Ich bin müde. Kümmere dich um die Pferde.“ Ohne sich um seinen ärgerlichen Ausruf zu kümmern, stieß sie durch die Planen und ließ sich auf eine der Pritschen plumpsen. „Huhh!“ Sie hämmerte mit der Faust ärgerlich auf die Matratze. „Bastard!“
    Sharl bewegte sich in der Schlaufe und schrie seinen Hunger hinaus. Ihr Zorn verrauchte. Sie hob den Kleinen an die Brust und saß da, die Augen verträumt, während sie ihn stillte. Als er fertig war, machte sie ihm ein Nest in einer Schublade und steckte eine Decke um ihn fest. Dann streckte sie sich auf der Pritsche aus, fühlte sich warm, müde, war sich der Geräusche ringsum bewußt, hörte sie jedoch nicht wirklich.
    Als Stavver in den Wohnwagen kam, war sie fast eingeschlafen. Sie fühlte, wie er sich über sie beugte.
    „Lee, ich bin ein Dummkopf.“
    Sie blinzelte mit schweren Augenlidern, lächelte schlaftrunken. „Das bist du wirklich.“
    „Ich wollte nicht eingestehen, daß jemand soviel Macht über mich hat.“
    „Ich weiß.“
    „War es wirklich so schlimm?“
    „Mhmm.“ Sie kämpfte dagegen an, wach zu werden. „Ich will mich nicht erinnern …“
    „Lee …“ Seine Hände berührten sanft ihr Gesicht, bewegten sich tiefer, legten sich auf ihre Brüste. „Bist du sehr müde? Wir könnten eine gute Erinnerung daraus machen.“
    Aleytys fühlte, wie Wärme sie durchpulste. Sie fing seine Hände ein, führte sie an die Lippen. „Ich bin nicht zu

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