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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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sich wieder, griffen nach dem Zaumzeug, um gleich darauf zu vergessen, was sie tun wollten, griffen nach dem Pferd, bis die Geschwindigkeit des Rotgrauen die meisten von ihnen beiseite warf.
    Beim Wohnwagen angekommen, sprang sie verwegen zur Fahrerbank hinauf, schnappte die Zügel, riß sie hoch. „Hi-ya!“ kreischte sie, klatschte die Zügel hart auf die Kruppen der Pferde, um sie zum Lauf aufzuschrecken.
    Aleytys wäre beinahe vom Kutschbock gefallen; in letzter Sekunde schaffte sie es, sich zu setzen. Sie schrie dem Gespann erneut etwas zu. Der Wohnwagen sprang, hüpfte, drohte umzukippen, denn er wankte gefährlich, als er über die durcheinanderhastende Masse der Hordenkreaturen rumpelte. Irgendwie blieb er auf den Rädern. Der Rotgraue lief frei hinter dem Wagen her, den Kopf hoch und zur Seite gehalten, damit die herunterhängenden Zügel seinen Lauf nicht behindern konnten.
    Sie stürmten über die holperige, flache Umgebung außerhalb der Stadt und rollten auf eine gewundene, gefurchte Straße, die in annähernd östliche Richtung führte. Aleytys ließ das Gespann in einen schnellen Trab verfallen und schaffte es zurückzusehen.
    Es gab keine Verfolgung. Sie konnte nicht einmal mehr die Stadt sehen. Sie war hinter einer Bodenerhebung verschwunden. Es gab keine Geräusche – nichts, bis auf das rauhe Knirschen der Räder und das Klappern der Hufe. Sie sah, daß der Rotgraue stolperte, schnaubte, den Kopf hochriß; ein Zügel war zerrissen.
    „Ahai, Madar!“ Sie zog die Zügel zurück, trat die Bremse hinein. „Er wird sich den Hals brechen.“ Der Rotschimmel tänzelte zu ihr heran. „Haiyi, Knochenschüttler, ich bin ein Dummkopf.“ Sie rutschte vom Sitz herunter. „Wenn Loahn dich zurückhaben will, soll er dich suchen.“ Sie streichelte ihm sanft über die Nüstern, kraulte ihn hinter den Ohren; er schnaubte sein Wohlbehagen heraus. Dann zog sie ihm Sattel und Zaumzeug ab, warf es am Straßenrand nieder. Sie benutzte die Decke, um ihn trockenzureiben, dann schlug sie ihm auf die Kruppe. „Los, mach dich auf den Weg, Knochenschüttler.“
    Sie kletterte in den Wohnwagen zurück. Sharl wimmerte; er war verängstigt. Die beiden um ihn herumdrapierten Decken hatten ihn in Sicherheit gehalten, aber das, was um ihn herum vorging, machte ihm Angst. Außerdem lag er unbequem. Sie nahm ihn hoch und hielt ihn an sich. „Es ist schon gut, Baby“, flüsterte sie. „Es ist schon gut.“ Sie legte ihn auf die Koje und zog ihn um. Als er dalag und vor lauter Freude, daß er sich bewegen konnte, die Händchen herumschwenkte, knotete sie ein Batik-Tuch zu einer Schlaufe und legte ihn hinein; er sollte sie ständig bei sich fühlen, beruhigt sein. Dann beugte sie sich über Maissa.
    Die Frau war bewußtlos; auf ihrer Stirn prangte eine dunkle Prellung. Sie hatte sich an der Wand angeschlagen, von fesselnden Stricken auf der Pritsche gehalten. Aleytys schnitt sie los, zerrte den Knebel aus ihrem Mund und verzog das Gesicht, als sie die dunklen, schaumigen Flecken auf der Messerklinge sah. Sie wischte das Messer an Maissas Batik ab, rubbelte fest, damit sich das Blut ablöste. Dann schob sie es in die Scheide zurück, die auf der Sharl abgewandten Seite an ihrer Hüfte hing.
    Nach der Kraft tastend, tauchte sie hinein, ließ sie über die zerfetzten Handgelenke und Knöchel fließen, dort, wo die Fesseln gewesen waren; heilte die Risse und Quetschungen. Sie benutzte die Handwurzel, um Maissas Mund aufzudrücken, berührte die geschwollene, blutige Zunge, die an mehreren Stellen durchgebissen war.
    Als die Heilung vollendet war, ließ sie die Kraft kurz in ihren Händen zusammenströmen, kümmerte sich nicht um das Gefühl der Gefahr, das sie durchpulste. Maissas Augen waren offen und starrten unentwegt sie an. Sie sahen nichts, erwiderten den Blick nicht. Aleytys fröstelte. Sie beugte sich über Maissa, berührte mit den Fingern die Schläfen der kleinen Frau, ließ die angesammelte Kraft herausfließen. „Schlaf,“ flüsterte sie. „Schlaf, kleiner Kapitän. Laß alles nur ein Traum gewesen sein, wenn du wieder aufwachst. Es ist vorbei. Es gibt keinen Kampf mehr, keinen Meister. Vergiß, vergiß, vergiß …“
    Sie zog die Hände weg, unterbrach den Kraftstrom. Der kleine, dünne Körper war entspannt, die Brüste hoben und senkten sich in einem langsamen, stetigen Rhythmus. Ihr Gesicht war friedlich, die dunklen Schatten in ihrer Seele schliefen mit ihr ein. Aleytys spürte die Entspannung in ihr und

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