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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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ist das für ein Lärm?“
    Aleytys zuckte zusammen, hätte beinahe die Zügel fallen lassen; sie schaute sich um. „Du bist also endlich aufgewacht.“
    „Sehr intelligent. Du siehst ja, daß ich wach bin.“
    „Nun denn, was sagt man dazu?“
    Maissa ließ sich neben Aleytys nieder. Sie blickte sich kurz um, wobei ihre Augen mit einer Spur von Bosheit funkelten, als ihre Blicke über den vor ihnen dahinrumpelnden Wagen glitten.
    „Wie hast du uns herausgepaukt?“
    „Wieviel weißt du noch?“
    „Nicht viel. Es ist eher wie ein Alptraum, den man vergißt, sobald man aufwacht. Das hast du auch gemacht?“
    „Hm. Ich habe den Hordenmeister und ein paar andere getötet. Die Horde zerfiel.“
    „Diese dreckige Bestie.“ Maissa schüttelte sich, sah plötzlich alt aus.
    Aleytys konzentrierte sich eine Weile auf die Pferde. Der Weg führte in einer Reihe langer, träger Serpentinen bergabwärts.
    „Wo sind wir?“ Maissa schniefte, starrte auf die öde Landschaft.
    „Fast wieder auf der Straße.“
    „Straße?“
    „Die, auf der wir hergekommen sind. Wir werden anhalten, etwas essen, die Pferde ausruhen lassen. Danach ist es noch etwa eine Tagesreise bis zum Schiff.“
    Maissa trat gereizt gegen das Schutzbrett. „Mir ist schlecht von dieser Dreckkugel.“ Sie versank in brütendes Schweigen. Aleytys ließ sie in Ruhe und konzentrierte sich darauf, Gespann und Wagen heil nach unten zu bringen; das Gefälle wurde plötzlich steiler.
    „Geht das nicht ohne diesen verdammten Lärm?“ Maissa preßte zitternde Hände gegen die Ohren.
    „Nein.“ Aleytys trat die Bremse los, der Weg flachte für ein paar Meter ab. „Wenn es dich so sehr stört, geh hinein.“ Der Weg begann sich zu senken, der Wohnwagen nahm Fahrt auf, und Aleytys knallte die Bremse wieder hinein. Maissa zuckte zusammen, schloß den Mund zu einem störrischen Strich und verschränkte die Arme vor den Brüsten. Hin und wieder warf sie Aleytys einen rätselhaften, ärgerlichen Blick zu.
    Als Stavver seinen Wohnwagen in den Schatten des Hains zog, segnete Aleytys im stillen die Bremse. Ohne ein Wort zu sagen, sprang Maissa vom Sitz und stapfte zur Straße hin.
    Stavver berührte Aleytys’ Schulter. „Da drüben ist ein Brunnen. Ich sehe, die schlafende Schönheit ist aufgewacht.“
    „Schönheit! Wach und in gewohnt sonniger Laune.“ Sie seufzte und lehnte sich gegen ihn. „Du vertraust ihr, Miks?“
    Er streichelte mit seiner Hand an ihrem Hals auf und ab, die Augen auf die schmächtige stille Gestalt am Straßenrand gerichtet.
    „Gibt es eine Wahl?“
    „Ich glaube nicht.“
    „Wir schlafen abwechselnd.“ Er lachte und drückte ihr einen Kuß ins Haar. „Wir können eine Woche Urlaub machen und uns auf I!kwasset ausruhen. Dort habe ich Freunde.“
    „Wenn wir hinkommen.“
    „Das werden wir. Vorausgesetzt, sie zerlegt vorher nicht etwa noch den Antrieb …“
    Sie seufzte. „Ich habe all diese komplizierten Intrigen satt. Beschäftigen wir uns eine Weile mit den einfachen Dingen. Beispielsweise mit einer Menge müder Pferde, die mit Wasser versorgt werden wollen.“

 
14
     
    Maissa schlug mit der Hand gegen den Baumstamm. Die tarnende Verkleidung schälte sich ab, begann zu schrumpfen, bis das Schiff in seidigem Gold im diffusen orangenen Licht glänzte. Aleytys sah es mit Erleichterung, gefärbt von einer wachsenden Angst. Sie war es müde, darauf zu warten, daß ihr die letzte Aufgabe genannt wurde. Dreimal hatte sie es mit der Grasmagie versucht. Nichts, nicht die leiseste Spur eines Musters. Selbst jetzt, da das Schiff darauf wartete, sie davonzutragen, band die Anspannung ihren Magen zu einem Knoten. Was war die vierte Aufgabe?
    Auf Maissas ungeduldigen Ruf hin lenkte sie den Wohnwagen unter die Bäume und hielt ihn neben dem Schiff an. Stavver brachte den anderen neben ihr zum Stehen.
    „Ich glaube es nicht.“
    Er lächelte. „Hilf mir mit den Pferden.“
    Maissa kam aus dem Schiff. Ohne sie zu beachten, rannte sie die Stufen hoch, verschwand im Wohnwageninneren. Aleytys sprang hinunter. „Du machst den Anfang, Miks. Ich bin in einer Minute draußen. Mit Sharl.“
    Im Wohnwagen kauerte Maissa auf den Knien und zerrte an dem Schubfach. Sharls Schublade war fest geschlossen und dämpfte seine zornigen und verängstigten Schreie. Aleytys starrte finster auf Maissa hinunter, seufzte dann, schob die Schublade auf und hob das schreiende Baby heraus. Maissa blieb, was sie war. Sinnlos zu erwarten, sie würde sich

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