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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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skeptisch drein. „Du bist keine Heilige.“
    „Aber meine Erfahrungen waren begrenzt. Ich mußte mich vorher noch nie einer solchen Sache stellen. Bisher kamen meine Liebhaber streng hintereinander.“
    „Du bist seltsam.“
    „Du müßtest mich einmal von innen sehen – bei dem Versuch, die Drehungen und Wendungen zu verstehen, würde dir schwindlig werden.“ Sie atmete tief ein. „Hallo, Keon. Kannst du nicht schlafen?“
    Er nickte kurz, um den Namenswechsel zu bestätigen. „Guten Abend, Lahela. Hat dir dein Spaziergang Spaß gemacht?“ Beim letzten Wort veränderte sich seine Stimme, wurde rauh.
    „Er war lehrreich.“
    „Lehrreich?“ Seine Augenbrauen krümmten sich, verschwanden unter dem Haarschopf, der ihm in die Stirn hing.
    „Loahn hat mir seine Lebensgeschichte erzählt.“ Sie nickte in Richtung Wohnwagen. „Würdest du mir eine Decke für unseren Neuen holen?“
    „Neuen?“ Er war aufgestanden, hatte die Planen auseinandergeschlagen – jetzt aber hielt er inne und schaute sie verblüfft an. „Hast du mit Leyilli darüber gesprochen?“
    „Morgen.“
    Er nickte und verschwand im Inneren.
    Aleytys wandte sich zu Loahn um. „Ich schlage vor, du schläfst unter einem der anderen Wohnwagen. Er wird den Tau von dir fernhalten.“
    Stavver trat wieder ins Freie und reichte Aleytys die zusammengefaltete Decke herunter. „Du bist sicher, daß du es so haben willst, Leyta?“ Er nickte zu dem anderen Mann hin. „Oder sollen wir die Plätze tauschen?“
    „Sei nicht dumm. Er weiß es besser; das solltest du auch.“
    Loahn nahm die Decke und ging fröhlich summend zum anderen Wohnwagen davon.

 
6
     
    „Nun, Aleytys?“ Stavver lehnte sich an die Seitenwand zurück, das Gesicht finster, die Finger hinter seinem Kopf verschränkt.
    „Das müßte ich dich fragen.“ Nervös ließ sie sich auf der anderen : Pritsche nieder, darauf bedacht, das Baby nicht zu stören. „Ich weiß nicht.“ Sie zog ihre Beine in die Lotosstellung und legte dann j ihre zitternden Hände auf die Knie. „Es liegt an dir, wie wir von jetzt an weitermachen.“
    „An mir?“
    „Wir sind Freunde. Wenigstens dachte ich, wir wären es.“ Sie trippelte mit ihren Fingern rasch über das feste Fleisch ihrer Schenkel.
    „So?“
    „Ich mag dich, Miks.“
    „Vielen Dank.“
    „Ich meine das ernst. Du brauchst nicht so mit mir zu reden.“
    „Wie soll ich dann mit dir reden?“
    „Du bist nicht gerade hilfsbereit.“ Sie bemühte sich, sein Gesicht in der Dunkelheit des Wohnwagens zu sehen. „Ich hätte nie …“
    Er rutschte von der Koje und stand im Hintereingang, um hinauszustarren.
    Sie rieb ihren Daumen über ihre Handfläche, kaute an ihrer Lippe. Sein Gesicht, vom Mondlicht versilbert, war verkantet und grausam. Sie spürte Zorn und Vergnügen in ihm. Vergnügen! Den Fliegen die Flügel ausreißen! Eine seltsame Befriedigung, sie sich winden zu sehen. Ein Hauch von Selbstverachtung. Ein rauhes Verlangen, sie zu bestrafen, sie mit seinem Schweigen zu prügeln.
    „Wir sind Einzelgänger, Miks. Du und ich“, sagte sie unvermittelt. „Und ich bin zur Hälfte Vryhh. Meine Mutter hat mir einen Brief hinterlassen, um mir zu erklären – mich zu warnen – keine dauerhaften Bindungen … Nie … Ich … ich kann einfach nicht soviel geben …“ Ihre Stimme verlor sich. Sie schüttelte sich und richtete ihren Rücken auf. Nach einem schwierigen Schweigen begann sie wieder zu reden, zu sich selbst, aber auch zu seinem teilnahmslosen Rücken.
    „Mein Freund, wir leben in einem unbehaglichen Bündnis zusammen, beide sind wir uns seiner Unbeständigkeit bewußt. Also verursacht alles, was es bedroht, einen unverhältnismäßigen Aufruhr. Ich nehme an, ich würde mich genauso … kaputt fühlen, wenn du mit einer anderen Frau schlafen würdest. Ich weiß nicht. Ich weiß es wirklich nicht.“
    Er bewegte sich, seine Hände beschrieben eine verkümmerte Geste, als habe er nach ihr greifen wollen und den Impuls in letzter Sekunde unterdrückt. „Schöne Philosophie.“
    „Ay-mi, Miks. Ich bin nicht dein Eigentum. Wir sind Freunde. Das will ich nicht abstreiten oder dich abstreiten lassen. Und ich brauche dich. Die Loyalität der Not. Ist das nicht stärker als Sex? Ich kenne deine … deine grundsätzlichen Auffassungen nicht, diejenigen, die tiefer gehen als das bewußte Denken. Du hast dich nie so tief kennenlernen lassen, und das weißt du.“ Sie rutschte von der Koje und glitt zu ihm, um nach seinem Arm zu

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