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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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vorderen Vorhänge, Loahns Augen weiteten sich, dann entspannte er sich, seine Knie waren plötzlich ganz weich und zittrig; er fiel auf die Liege zurück.
    Aleytys kicherte. „Du bist also endlich überzeugt.”
    „Vergebung, Si’a Gikena”, stammelte er.
    „Unsinn. Ein bißchen Skepsis ist etwas Gesundes. Ich würde dich für dumm halten, wenn du alles glauben würdest, was dir irgendwer sagt.”
    Sein Mund verzog sich zu einem müden Lächeln, die Erschöpfung überflutete ihn, seine Augenlider fielen schwer herunter.
    „Roll die Decke auseinander und geh schlafen. Falls du Wasser brauchst: Der Mann und ich werden draußen sein. Ruf uns. Verstanden?”
    Er nickte schläfrig.
    „Auf der Fahrt mit uns wirst du viele Dinge sehen - Dinge, die dir möglicherweise seltsam erscheinen. Wenn du merkst, daß du verwirrt bist, dann komm zu mir. Sprich nicht mit Außenstehenden über das, was dich besorgt. Verstanden?”
    Er ließ sich auf die Matratze nieder, bündelte die Decke zu einem Kopfkissen zusammen. „Ich verstehe es nicht”, erwiderte er ruhig.
    „Wie könnte ich?” Er streckte sich aus, verschränkte seine Finger hinter seinem Kopf. „Ich weiß nur, daß ich zu dir komme und akzeptiere, was du mir sagst.”
    Sie musterte ihn kühl, dann brach sie in Lachen aus. „Kein Dummkopf, wirklich nicht. Du wirst akzeptieren, was ich dir sage, selbst wenn du vermutest, daß es nicht ganz die Wahrheit ist?”
    Er lächelte ihr schläfrig zu. „Als ich mein Leben zurückerhielt, als ich dein schönes und wunderbares und freundliches Gesicht sah, gab ich meine Seele in deinen Gewahrsam; du sollst sie haben, so lange du willst.” Er gähnte, winkte dann mit einer Hand.
    „Du brauchst dir nicht die Mühe zu machen, mich zu bitten, Gikena. Sag mir nur, was ich alles zu tun habe, und ich werde es bestimmt tun.”
    Aleytys kroch durch die Planen und gesellte sich zu Stavver auf den Kutschbock. „Der da drin ist ein heller Kopf.”
    „Gefährlich?”
    „Ich glaube nicht. Immerhin könnte ich ihm den Fluch zurückgeben.” Sie blickte kurz zum Himmel hinauf. Die Farbstreifen begannen sich zu verdicken, hinterließen Flecken klaren, blauen Himmels.
    „Fahren wir los”, sagte sie forsch.
    4
    „Sie sind Außenweltler, nicht wahr?” Die Stimme des Jungen kam aus der warmen Dunkelheit hinter Aleytys. Sie fuhr herum und betrachtete ihn stumm, versuchte, den Ausdruck in seinem viel zu dünnen Gesicht zu lesen, jene komplizierte Mischung von Gefühlsregungen, die von ihm ausstrahlten. Am meisten fühlte sie eine ruhige Neugier, die sie beinahe ebensosehr überraschte wie seine Worte.
    „Was weißt du von Außenweltlern?”
    Der Junge sank neben sie, legte seine dünnen Arme auf die Knie.
    Ein breites Lächeln teilte sein dunkles Gesicht. „Im Jahr meiner Blutweihe nahm mich mein Vater mit nach Karkys, um meine Klinge zu holen.”
    „Und?”
    „Wir sind nicht gut miteinander ausgekommen, mein Vater und ich.”
    Der Junge sprach langsam, seine Blicke waren auf sie geheftet, das Weiß seiner Pupillen leuchtete bleich im Licht des tiefhängenden Mondes. „Deshalb kümmerte er sich nicht um mich, während er seinen Handel perfekt machte. Ich habe mich durch das Kar-kesh-Quartier gestohlen und hinaus auf die Sternenstraße. Niemand hat ein schäbiges Kind beachtet oder sich um sein Geplapper gekümmert. Ich habe die Sternenschiffe kommen und wieder abheben sehen, und ich habe die Fremden beobachtet und gehört, wie sie mit den maskierten Karkiskya sprachen.”
    „Im Jahr deiner Blutweihe.”
    „Ich war schon immer klein, sah jünger aus als ich bin.”
    Aleytys klopfte mit ihrem Zeigefinger auf ihre Lippen. Nach einer Weile sagte sie: „Ich habe dir gesagt, wir kommen von jenseits des Meeres, Loahn.”
    Er schnaubte leise. „Dann kommt ihr von jenseits des Meeres.
    Aber du bringst der Frau besser bei, nicht wie ein Mann Befehle zu geben.” Er nickte zu den Gestalten hin, die um das verlöschende Feuer herumgingen.
    „Ihr Name ist Leyilli.” Aleytys sprach leise. „Der große Mann heißt Keon, der andere Kale. Ich heiße Lahela.” Sie legte sich wieder ins Gras zurück, das Gesicht dem mondhellen Himmel zugewandt; sie betrachtete das fahle Rund, das majestätisch zwischen den trügerischen Gewitterwolken schwebte. „Ein Mond sieht so einsam aus”, murmelte sie. „Dort, wo ich geboren wurde, haben wir zwei.” Sie lächelte, als sie den Jungen keuchen hörte. „Sehr aufmerksam, Loahn. Wir sind alle

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