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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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hörte. Die kleine Frau stand direkt hinter der Bank, die Hände ruhten auf der obersten Latte.
    „Es sieht so aus, als würden sie sich auf eine Art Zeremonie vorbereiten. Dies ist die Straße zu den Seengebieten; dort vorn.”
    Maissa zappelte herum, wiederholt kratzten ihre Fingernägel über die verwitterte Oberfläche des Holzes. „Das weiß ich. Sieh dich um.
    Alle Wagen zurückgefahren. Irgendwo. Außer unserm. Das macht mich nervös, Hexe.” Sie lachte plötzlich, ihre Augen glitzerten vor Bosheit. „Damit du es weißt: Du kommst ziemlich dicht an dieses Ungeheuer heran.”
    Aleytys schüttelte sich. „Erinnere mich nicht daran.” In finsterem Schweigen beobachtete sie den Wagen. Fünf Jünglinge krabbelten von zwei kalt dreinblickenden Wächtern angetrieben - die Leiter hinauf. Vor dem zerfetzten Zelteingang hielten sie an, stellten sich in einer unregelmäßigen Reihe auf.
    Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, kam der Meister heraus, bückte sich durch das ausgefranste Rund, blieb blinzelnd im nebligen Zwielicht stehen, die weißen Locken leuchteten wie ein Heiligenschein um den grotesken Schädel. Er nickte kurz der Reihe der Jünglinge zu; ging an ihnen vorbei. Während er sich auf einem Fellhaufen niederließ, bewegten sich die Jünglinge in einer unsicheren Reihe, um sich vor ihm auf den Wagenboden zu setzen; das Gesicht vom Meister abgewandt, die Beine im Lotos-Sitz gefaltet, die Hände auf den Knien ruhend.
    „Das Bestimmen eines Meisters”, murmelte Aleytys. „Es fängt an.”
    „Was?”
    „Psst. Ich erzähle es dir später.”
    Der Wagen des Meisters war auf eine kleine Anhöhe hinaufgezogen und der Wohnwagen dicht daneben auf der Sonnenuntergangsseite abgestellt worden. Die Tausende zählenden Angehörigen der Horde standen dichtgedrängt in einer keilförmigen Masse, die am Fuß der Anhöhe begann und sich bis hinauf zur Ebene der drei dahinterliegenden kleinen Hügel fortsetzte. Die Stehenden schwiegen, waren so still, daß sie wie ein Wald von Statuen wirkten. Warten … es lag Spannung in der Luft… warten.
    Mit einem gewaltigen Klangausbruch wurde damit begonnen, die Trommeln zu schlagen. Zuerst hämmerten sie wild, ohne erkennbare Gemeinsamkeit, doch dann erhob sich aus dem Klangchaos langsam, triumphierend, ein trommelnder Doppelschlag.
    Aleytys hörte ein leises Murmeln, ein flüsterndes, kaum hörbares Geräusch, das durch die Menge flatterte. Hinter sich vernahm sie ein schwaches Echo. Als sie sich umdrehte, starrte Maissa mit glasigen Augen auf den Meister und stöhnte sehr, sehr leise; ein rhythmisches Flüstern, das zum Doppelschlag der Trommeln paßte. Aleytys schluckte, schloß die Augen und preßte die Hände fest darauf, zwang sich dann zuzusehen, das drängende Bedürfnis nach Wissen zog ihre Blicke wie magisch an.
    Der Meister beugte sich langsam vor, pflanzte seine Ellenbogen auf seine Knie. Er senkte den massigen Schädel auf die Hände.
    Der Singsang wurde lauter, verschmolz mit dem Tamtam der Trommeln.
    Der Schamane trat aus dem Zelt, stellte sich aufrecht neben den Meister; sein Kopf reichte ihm kaum bis zur Oberseite der fleischigen Schulter. Er kreuzte seine Arme über der mageren Brust und schaute umher, eine groteske, kleine Gestalt mit einem klappernden Kilt angetan, der aus Lederstreifen gefertigt war, die durch kleine, polierte Schädel gefädelt waren; bei jeder Bewegung, die er machte, tanzten sie herum und klapperten gewaltig gegeneinander.
    Die Sänger begannen, rhythmisch zu schwanken, verlagerten ihr Gewicht zuerst nach rechts, dann nach links, dann wieder zurück, immer wieder. So dicht waren sie gedrängt, daß die geringste Ungleichheit im Rhythmus sie hätte haufenweise durcheinandertaumeln lassen. Aber es gab keine Ungleichheit. Als teilte sie sich einen einzigen Verstand, schwankte die Horde nach rechts, dann nach links, ohne Unterbrechung. Die Trommler schlugen den Doppelschlag, harte, monoton schlagende, gefühllose, schwielige Hände streichelten die Häute mit mechanischer Exaktheit.
    „Ah … oh … ah … oh …” Der Schamane umkreiste den Meister und die Jünglinge, seine Füße bewegten sich im Einklang mit dem lauten, stöhnenden Schreien des vielzüngigen Wesens, das die Hügel bedeckte.
    Aleytys konnte fühlen, wie Maissas Körper hinter ihr in genau demselben Rhythmus vor und zurück pendelte, wie sie dasselbe „Ah … oh … ah … oh …” murmelte, wieder, wieder, immer wieder.
    Die Trommelschläge bebten in

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