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LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos

Titel: LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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manchmal zusammen. Sie waren zwei unabhängige und selbstbewußte Menschen, die gelegentlich die Gesellschaft des anderen suchten, aber die im übrigen beide ihr eigenes Leben lebten. So war es vor der Öffentlichkeit. Und diese Rolle fiel ihm nicht schwer.
    Aber wenn sie alleine waren, besonders so wie jetzt – im Bett, Haut an Haut, eng umschlungen und atemlos nach den leidenschaftlichen Umarmungen, einander leise Zärtlichkeiten zuflüsternd ohne Lippen oder Augen zu bewegen –, bei Gelegenheiten wie dieser war er völlig verwirrt von dem emotionalen Band, das sich zwischen ihnen entwickelt hatte. Er hatte nie eine Frau wie Jo gekannt.
    Und er hatte auch nie damit gerechnet, einmal eine emotionale Bindung zu einem Klienten zu haben. Aber bis dahin waren praktisch alle seine Klienten Männer gewesen. Bis Jo kam.
    Bis Jo kam. So viele Dinge schienen jetzt mit ihrem Namen anzufangen und aufzuhören.
    Es schien erst gestern gewesen zu sein, daß er ihre Nachricht erhalten hatte, in der sie ihm um ein Treffen wegen eines möglichen Auftrags gebeten hatte. Erst hatte er bei dem Gedanken gezögert, für sie zu arbeiten. Er hatte vorher noch nie geschäftlich mit einer Frau zu tun gehabt, und wäre ihre Familienname nicht ausgerechnet Finch gewesen, so hätte er wahrscheinlich abgesagt.
    Er war schließlich doch froh, daß er es nicht getan hatte, denn er hatte sie äußerst reizvoll gefunden. Statt einer gesetzten, würdigen Dame in mittleren Jahren, wie er erwartet hatte, sah er sich einem intelligenten, lebhaften Geschöpf gegenüber, einer jungen Frau, die ein blitzschnelles Auffassungsvermögen, überzeugende Ansichten und eine unzweifelhafte Integrität besaß. Es dauerte nicht lange, und er mußte feststellen, daß er sich freute, sie zu sehen, nicht nur wegen der interessanten Aufträge, die sie oft für ihn hatte, sondern wegen des anregenden Gefühls, das ihm ihre Gegenwart vermittelte. Er suchte nach Wegen, sie öfter sehen zu können, und wenn sie sich trafen, bemühte er sich, möglichst lange mit ihr zusammenzubleiben.
    Schließlich trafen sie sich nicht mehr nur aus geschäftlichen Gründen, und aus der oberflächlichen Bekanntschaft wurde schon bald die sexuelle Intimität von Geliebten. Auch in dieser Beziehung überraschte Jo ihn. Nach außen hin so kühl und distanziert, wie sie sich gab, wenn sie zusammen am Schachtisch oder in einem Restaurant saßen, war sie doch in der Liebe so leidenschaftlich und frei von Hemmungen, daß es ihm bis heute noch jedesmal den Atem raubte.
    Ein Rätsel, diese Frau. Easly konnte nicht entscheiden, ob sie ein Eisenkern mit dem Aussehen einer Frau oder ein verletzliches kleines Mädchen war, das sich hinter einem Metallpanzer versteckte. Manchmal schien sie das eine – und manchmal das andere zu sein. Sie brachte ihn völlig aus der Fassung, und doch genoß er dieses Gefühl.
    Eins war sicher: diese Frau war ein Freund. Sie war ein Kamerad; sie ergänzte ihn, rundete ihn ab, vermittelte ihm irgendwie das Gefühl, daß etwas fehlte, wenn sie nicht bei ihm war. Ganz besonders in Augenblicken wie diesem, wenn sie sich ganz für sich hatten.
    Sie war ein Freund, und er hatte nie Freunde gehabt, die weiblich waren. Bis Jo kam.
    Er hatte Jo das einmal gesagt, und sie hatte ihn herablassend ein typisches Produkt der Außenwelten genannt. Nach außen hin nahm er es übel, wenn man ihn als typisch für irgend etwas bezeichnete, aber innerlich mußte er zugeben, daß sie recht hatte. Seine Einstellung zu Frauen entsprach der allgemein verbreiteten und typischen Ansicht: sie waren zerbrechliche, liebenswerte Geschöpfe, dazu da, das Haus zu hüten und das Bett zu wärmen, liebe- und schutzbedürftig und gelegentlich reif für eine kleine Züchtigung; ihre Fähigkeit, selbständig zu denken und praktisch zu arbeiten, wurde in der Außenwelt streng eingeschränkt.
    Er hatte diese Gedanken natürlich nie ausgesprochen; dafür mußte er sich selbst loben. Aber er mußte auch zugeben, daß er jedesmal überrascht war, wenn eine Frau Tüchtigkeit auf irgendeinem Gebiet außerhalb des Heimes bewies, wonach er also zu Recht als »typisches Produkt der Außenwelten« klassifiziert werden konnte. Bis Jo kam.
    Vor ihr waren seine Beziehungen zu Frauen flüchtig und oberflächlich gewesen. Er wollte es so. Frauen waren da, um sie zu umarmen und beiderseitige, dringende physische Bedürfnisse zu befriedigen, aber nicht, um sich ernsthaft mit ihnen zu unterhalten. Es gab wichtigere,

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