LaNague 02 - Mein Vater starb auf Jebinos
ihn. »Und so beschloß er, sie zu heiraten, sie umbringen zu lassen und sie dann zu beerben. Weißt du sonst noch etwas Neues?«
»Hab ein bißchen Geduld, Liebling. Du bist etwas zu voreilig. Eddy spielte mit dem Gedanken, sie zu heiraten, fand aber nie den Mut, den entscheidenden Schritt zu wagen – vielleicht kannst du dir jetzt ungefähr vorstellen, wie Marcy war. Aber gelegentlich ging er doch mit ihr aus, nur um sich die Möglichkeit einer Heirat offenzuhalten. Und er fand heraus, daß sie einige Male das Nervenchirurgenzentrum in Knorrs Hauptstadt aufsuchte. Nachdem er ein paar Leute bestochen hatte, erfuhr er schließlich, daß Marcy an einer außergewöhnlichen, idiopathisch-degenerativen Erkrankung des Zentralnervensystems litt. Aller Voraussicht nach würde sie in ein oder zweiJahren sterben.
Und dann beschloß er, sie zu heiraten, besonders da Knorrs Gewohnheitsrecht dem Hinterbliebenen gewisse Vorteile zugesteht. Eddy dachte, daß er es mit Marcy schon zwei Jahre lang aushalten würde, nach deren Ablauf er ein reicher Witwer sein würde.
Das dachte er. Aber die Ehe schien eine heilsame Wirkung auf Marcys Gesundheitszustand zu haben. Zwei Jahre vergingen. Dann drei. Als ihr fünfter Hochzeitstag näher rückte, war Eddy am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Marcy hatte während dieser Zeit allein das Vermögen verwaltet, ihrem Ehemann nur ein knapp bemessenes Taschengeld gegeben und geredet, geredet und nochmals geredet. Schließlich suchte er ihre Ärzte auf, um erfahren zu müssen, daß ihre Krankheit im Abklingen begriffen war. Wenn nichts Unvorhergesehenes passierte, würde sie so lange leben wie jeder andere gesunde Mensch.«
»Und dann hat er beschlossen, sie umzubringen«, stellte Jo zuversichtlich fest, aber Easly schüttelte den Kopf.
»Nein. Und dann beschloß er, sie zu verlassen, Geld hin, Geld her. Er nahm das Geld, das er von seinem wenigen Taschengeld hatte sparen können, und fuhr in die Hauptstadt, um sein Glück in einem der Kasinos zu versuchen. Er war überzeugt, daß er ein kleines Vermögen gewinnen konnte, und dann würde er Marcy adieu sagen.
Natürlich verlor er alles, was er besaß, und mußte in Schimpf und Schande wieder nach Hause zurückkehren. Und dann geschah ein Wunder – oder es sah zumindest so aus. Eddy kam ins Haus und stellte fest, daß es ganz schwach nach Zigarrenrauch roch; und dieser Geruch war besonders stark im Schlafzimmer. Zigarrenrauch! Weder er noch Marcy rauchten, und auch nur wenige ihrer Freunde, da es auf Knorr nicht viel Tabak gab. Er fragte Marcy, ob am Wochenende jemand dagewesen sei, und sie antwortete unschuldig ›nein‹ … zu unschuldig, wie es ihm vorkam.
Eddy war sprachlos. Es schien unglaublich, aber Marcy betrog ihn! Auf den Planeten des Sonnensystems um die Erde ist Untreue, wie du sicher weißt, eher die Regel als die Ausnahme, aber auf Außenwelten wie Knorr bleibt Ehebruch ein Skandal. Nicht daß es ihm etwas ausgemacht hätte – es war nur die Frage mit wem. Das warum konnte er sich vorstellen: sie war zweifellos attraktiv und in kleinen Dosen vermutlich erträglich.
Er beschloß, herauszufinden, wer ihr Liebhaber war, und ging sogar soweit, daß er einen noch unerfahrenen Polizisten, der mit seinem Gleiter in ihrer Gegend Patrouille fuhr, damit beauftragte, das Haus zu beobachten und festzustellen, wer in Eddys Abwesenheit ein und aus ging. Er hatte vor, Marcy mit öffentlicher Bloßstellung und Entehrung zu drohen, sobald er Beweise für ihre Untreue hatte, und ihr dann vorzuschlagen, seine Verschwiegenheit mit einem hübschen kleinen Teil ihres Vermögens zu erkaufen.
Aber der Streifenpolizist wußte nichts zu berichten: niemand besuchte die Jacksons. Eddys Taschengeld reichte nicht aus, um einen Detektiv zu bezahlen, deshalb gab er sich widerstrebend mit der Schlußfolgerung zufrieden, daß Marcys Affäre nur eine einmalige Sache gewesen sei – nach ihrem ersten und einzigen Treffen war Marcys Liebhaber wahrscheinlich zu der Erkenntnis gekommen, daß er kein Interesse daran hatte, sie näher kennenzulernen.«
Easly hielt inne, um ein paar Rauchringe in die Luft zu blasen und drehte sich dann wieder Jo zu. »Und dann beschloß er, sie umzubringen.«
Sie gähnte. »Es wird aber auch langsam Zeit.«
»Sein Plan war sehr konventionell, sehr einfach und sehr gut durchführbar. Er lieh sich den Gleiter eines Spielerfreundes, machte einen Abdruck vom Shuntschlüssel – bei korranischen Gleitern wird die Zündung durch
Weitere Kostenlose Bücher