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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Schlüsselbeinen, hinten an meinem Hals und an meinem Schädel verschraubt. Konnte deshalb meinen Hals überhaupt nicht drehen – mußte meinen ganzen Oberkörper herumschwenken, um nach rechts oder links zu sehen. Ich kam mir vor wie ein Cyborg.
    Sämtliche Ärzte wollten über mich schreiben, aber Doc hatte ihnen gegenüber jedes Vorrecht. Er sagte, es würde ihm helfen, seine Approbation zurückzubekommen. Wie konnte ich ihm das verweigern, nachdem er sofort gekommen war, als ich ihn dringend brauchte? Ich erlegte ihm jedoch zwei Beschränkungen auf: Er durfte meinen Namen nicht nennen, und er mußte warten, bis ich meine Rechnung mit NeuroNex beglichen hatte.
    Doc brachte mich nach Hause. Der Streuner öffnete meine Abteiltür, ehe wir sie erreicht hatten. Iggy hockte auf seiner Schulter.
    »Mr. Dreyer, Mr. Dreyer! Sie wieder zu Hause!« Er zitterte fast vor Aufregung. »So froh, so froh!«
    »Was treibst du denn hier?«
    »Wohnen. Sauberhalten, Hund füttern.« Er streichelte Iggys Flanke.
    »Das ist kein Hund, das ist eine Echse.«
    Doc sagte: »B.B. wird sich um dich kümmern, Sig.«
    Der Streuner versuchte, meine Hand zu greifen und mich zu meinem Sessel zu führen. Ich schüttelte ihn ab.
    »Ich brauch’ keine Hilfe.« Ich ließ mich in den Sessel sinken und aktivierte ihn, damit er sich meinem Körper anschmiegte. Er nahm auch auf das Halsgestell Rücksicht.
    »Und wie du Hilfe brauchst«, widersprach Doc. »Ich werde B.B. zeigen, wie er die Neurostimulatoren an deinem Hals anlegen muß, damit der Heilungsprozeß weiterhin beschleunigt abläuft.«
    Ich sah mich in meinem Wohnabteil um. Es war sauber – viel sauberer, als der Autoservice es je hinterließ.
    »Wie bist du denn reingekommen?« fragte ich. Die Tür war auf meine Handfläche codiert. Es gab einen Schlüssel, den ich hätte weitergeben können, wenn ich gewollt hätte, aber ich hatte ihn bisher niemandem überlassen.
    »Bin gar nicht gegangen.«
    »Soll das heißen, du bist die ganze Woche hiergeblieben, ohne ein einziges Mal hinauszugehen?«
    Er lächelte mich an. »Sicher. Hatte Essen, hatte Bett, hatte Dusche, hatte Vid. Viel Vid. Hab’ ganzen Tag und ganze Nacht geguckt.« Er breitete die Arme aus und drehte sich langsam. »Wunderbarer Himmel.«
    Als ich in sein sauber strahlendes, seliges Gesicht sah, konnte ich erkennen, daß er tatsächlich glaubte, den Himmel gefunden zu haben. Vielleicht hatte er das auch. Er mußte praktisch vor dem Vid-Gerät gelebt haben. Dabei hatte er wohl auch seine Realsprache geübt, denn er sprach viel besser.
    »Hast du mir was zum Essen übrig gelassen?«
    »O ja!«
    »Meinst du, du kannst uns etwas zum Abendbrot bereiten?«
    »Abendbrot? O ja! Aber ganz bestimmt, ja!« sagte er und eilte hinüber zur Küchenkonsole.
    Er hatte tatsächlich lange vor dem Vid-Gerät gesessen.
    Doc blinzelte mir zu. »Er wird alles ganz gewiß richtig machen.«
    Ich sagte nichts, während ich dem hageren kleinen Affen zusah, wie er durch mein Abteil schoß, als gehörte es ihm. Mir gefiel die Vorstellung gar nicht, mit jemandem zusammenzuleben, aber ich konnte auch erkennen, daß ich mich daran würde gewöhnen müssen, zumindest einstweilen.

 
14
     
    Eines mußte ich zugeben: Der Streuner erwies sich als nützlich. Er lernte in Null Komma nichts die Knochen- und Neurostimulatoren zu bedienen und hielt den Behandlungsplan geradezu peinlich genau ein. Er massierte meine sich langsam erholenden Gliedmaßen, hielt das Wohnabteil in Ordnung und machte Besorgungen.
    Er sorgte auch für eine ständige Konversation. Vorwiegend waren es Fragen. Der Junge war geradezu ein schwarzes Loch, was Wissen betraf. Er wußte so gut wie nichts von der Welt, und alles, was ich ihm darüber erzählte, stellte für ihn eine größere Entdeckung dar. B.B. betrachtete mich als Ausbund an Gelehrtheit. Glaubte glatt, ich sei das Größte und Beste auf dieser Welt. Fand ich irgendwie nett. Und weckte in mir den Wunsch, seinen Erwartungen gerecht zu werden.
    Er lenkte mich mit den Behandlungen und seinem ständigen Gerede so wirkungsvoll ab, daß ich die Knöpfe kaum vermißte. Jedenfalls noch nicht. Ich konnte nicht sagen, wie ich ohne ihn jene ersten Tage überstanden hätte.
    »Du hast mir noch gar nicht verraten, woher du wußtest, daß jemand mir mit Mollydraht eine Falle gestellt hatte«, sagte ich am dritten Tag zu ihm, während er den Knochenwuchsstimulator gegen meinen Nacken drückte. Das Brummen wanderte durch meinen Hinterkopf und

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