LaNague 04 - Detektiv im Cyberland
sah, wie seine Hand davonflog, sah, wie er auf die Knie sank und verständnislos auf seinen Armstumpf starrte, aus dem das Blut herausschoß.
Ohne nachzudenken glitt ich mit dem Sessel zur Tür, aber er rutschte auf dem blutigen Fleisch auf meinem Fußboden weg.
»Halt es fest!« brüllte ich. »Drück es ab!« Aber er schien mich nicht zu hören.
Ich stolperte aus dem Sessel heraus und kam auf die Füße. Meine Beine gaben schon nach zwei Schritten unter mir nach, daher kroch ich auf Händen und Knien weiter durch Blut und Fleischfetzen. Und die ganze Zeit brüllte ich ihm Mut zu, doch er saß nur da und starrte den Stumpf an.
Ich erreichte die Schwelle und streckte meinen Arm hinaus, hielt die Luft an und hoffte, daß ich eine Lücke zwischen den Drähten gefunden hatte. Als keiner meiner Finger abfiel, packte ich seinen Unterarm dicht über dem Schnitt und drückte zu, bohrte dabei meine Finger und den Daumen in das wenige Fleisch und versuchte an verschiedenen Punkten mein Glück, bis das Blut nicht mehr hervorpulste, dann hielt ich diese Stelle mit aller mir zur Verfügung stehender Kraft fest.
Er sah mich an und blinzelte. Sein Gesicht war weiß wie das eines Toten, und seine Augen schienen sich in seinen Schädel zurückgezogen zu haben. »Hab’ ihn erwischt. Wird Ihnen nichts mehr tun, San.«
Dann sank er auf dem Boden kraftlos zusammen.
Ich hielt seinen Armstumpf fest und begann so laut zu brüllen, wie ich es vermochte. Als die ersten Türen am Flur aufgingen, wandte ich mich zu dem Jungen um und meinte: »Wenn du jetzt unter meinen Händen stirbst, du kleiner Bastard, dann drehe ich dir deinen mageren Hals um.«
Ich dachte schon, er wäre tot, doch ich konnte schwören, daß seine Lippen sich zu einem schwachen Grinsen verzogen.
15
Ich hatte eine ganze Menge zu erklären. Zwei säuberlich zerteilte Körper auf dem Fußboden eines Wohnabteils animieren zu einer Reihe Fragen seitens der Behörden. Indem ich jeglichen Hinweis auf das Super-NDT wegließ, erzählte ich von den Streuner-Entführungen durch die beiden – meinte dazu, ich hätte keine Ahnung, warum sie es getan hatten – und daß sie versucht hätten, mich mit Mollydraht umzubringen.
Da ich eine Detektivlizenz vorweisen konnte sowie die Verletzung als Beweis für einen vorher erfolgten Angriff und weil Rotschopf und Bleichgesicht immer noch Blaster in ihren abgetrennten Händen hielten, gelang es mir, eine Verhaftung zu vermeiden. Aber der Vorfall wurde immer noch untersucht, während die Leichen zusammengesetzt und ins Leichenschauhaus transportiert wurden. Ich durfte außerdem die Megalops nicht verlassen, bevor alle noch offenen Fragen beantwortet wären.
Das machte mir überhaupt nichts aus. Ich konnte vorerst sowieso keine ausgedehnte Reise unternehmen.
Meine Arme und Beine waren jetzt etwas kräftiger, und ich konnte umhergehen und für mich selbst sorgen. Ich nahm sogar wieder die Pflege meines Fenstergartens auf. Doc wollte mich jedoch noch nicht aus dem Stützgerüst entlassen.
B.B. hatte alles gut überstanden – ich hatte mich verpflichtet, die Kosten für seine ärztliche Behandlung zu übernehmen. Seine rechte Hand heilte bestens, befand sich aber immer noch in einer Schiene, die sie zur Bewegungslosigkeit verurteilte. Dafür konnte er aber seine linke weiterhin uneingeschränkt benutzen. Zusammen ergaben wir eine voll einsatzfähige Person.
»Wir sind schon ein schönes Paar«, sagte ich, während wir es uns vor dem Vid-Gerät gutgehen ließen.
B.B. stopfte sich einen Käsehappen in den Mund und schnippte einen zweiten in Iggys Richtung.
»Ein faules Paar.«
»Ja. Faul. Aber eines Tages werde ich wieder arbeiten müssen.«
Arbeiten. Das erinnerte mich an meinen einzigen Klienten – Mr. Earl Khambot.
Eine Reihe örtlicher Streunerbanden hatte ihre weiblichen Mitglieder im Alter des Khambot-Mädchens überprüft und keines mit Fußabdrücken gefunden, die denen des Kindes auch nur entfernt glichen, die der Vater mir gegeben hatte. Ich hatte keine Ahnung, ob ich ihrer Sorgfalt beim Vergleichen trauen konnte, aber ich hatte keine andere Wahl. Ein Netzhautvergleich wäre weitaus besser gewesen, war aber unmöglich durchzuführen.
Es wurde Zeit, daß ich meinen Klienten anrief und ihm mitteilte, daß ich immer noch auf der Suche sei, bisher aber kein Glück gehabt hätte. Seltsam … es lag nun schon Wochen zurück, und er hatte nicht einmal bei mir vorbeigeschaut, um sich nach meinen Fortschritten zu
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