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LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

LaNague 04 - Detektiv im Cyberland

Titel: LaNague 04 - Detektiv im Cyberland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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computerberechneten Nachrichtentypen attraktiv, aber eher durchschnittlich aussehen zu lassen und sie regelmäßig auszutauschen – für den Fall, daß das Publikum sich zu sehr an eine dieser künstlichen Erscheinungen gewöhnte. Aber wir alle hatten unsere Favoriten. Meiner war Nachrichtentyp Vier. Diese schrille Erscheinung war der sichere Hinweis darauf, daß wir nun eine Graffitikapsel zu sehen bekamen, die jemand in den Datenstrom hineingeschmuggelt hatte.
    Feuerkopf kam ohne Umschweife zur Sache.
    »Unten bei M.A. Central wird laut um Hilfe geschrien. Es scheint so, als seien die unteren Etagen von kleinen Kinderbanden besetzt worden. Vielleicht sollte ich lieber sagen, von einer Bande kleiner Kinder.«
    Ein schneller Schnitt auf eine Totale von der Halle im Parterre der Pyramide. Sie war voller Streuner, die umherrannten, auf den Treppen herumwimmelten und in den Aufwärts- und Abwärtsschächten spielten. Der Sprecher setzte seinen Bericht zu den Aufnahmen fort:
    »Zur Information derer unter Ihnen, die sich stets von den Parterreregionen fernhalten: Was Sie dort sehen, sind sogenannte Streuner. Vermutlich haben Sie schon mal von ihnen gehört, ganz bestimmt aber kennen Sie sie nicht aus dem offiziellen Datenstrom.«
    Ich bemerkte den Winkel, in dem die Sonnenstrahlen durch die transparente Spitze der Pyramide hereindrangen. Das Vid war soeben erst aufgenommen worden, also äußerst aktuell.
    Jetzt wanderte die Kamera mitten in das Gewühl hinein. Der Graffititechniker mußte sich den versteckten Recorder um den Bauch gebunden haben, denn die Bilder stammten aus Augenhöhe – Streuneraugenhöhe.
    »Offiziell sind die Kinder, die Sie sehen, kein Problem. Ihre Genotypen sind nicht bei Central Data registriert, daher existieren sie nicht. Warum also sollten Sie sich um Kinder kümmern, die es gar nicht gibt?«
    Große Augen starrten einen aus der Holo-Kammer an und wanderten dann hinaus. Traurigkeit lag in ihnen, ein Ausdruck der Einsamkeit, der Verzweiflung, als suchten sie nach etwas oder jemandem, das oder der ihnen weggenommen worden war. Der Eindruck war erschütternd.
    »Niemand weiß, warum sie gekommen sind oder was sie wollen. Sie sind einfach da und verstopfen die Gänge und die Treppen. Meistenteils sind sie ruhig, aber sie fangen immer wieder an zu rufen …«
    Das Bild wackelte, und plötzlich befanden wir uns wieder im offiziellen Datenstrom.
    »Diese Kapsel haben sie aber schnell gefunden!« sagte Doc.
    Richtig. Gewöhnlich wanderte eine Graffitikapsel zweimal durch den Datenstrom, ehe sie herausgeholt wurde. Data Central betrachtete die radikalen Journalisten eher als eine Belästigung und nicht so sehr als eine Bedrohung – Störenfriede, die aus den Kulissen ins Licht der Großen Show drängten.
    Elmero meinte: »Diese vielen Kinder da unten sind ihnen furchtbar peinlich.« Dabei starrte er nachdenklich in die Holo-Kammer.
    »Ich fahre mal runter«, teilte ich ihnen mit.
    »Wirklich?« fragte Elmero. »Dann paß gut auf, und erzähl mir nachher alles.«
    Ich konnte mir gut vorstellen, was ihm gerade durch den Kopf ging. Wie und was kann ich daran verdienen?
    Elmeros Instinkt, wenn es darum ging, einige Credits zu machen, war gewöhnlich hellwach. Er ahnte, daß etwas Großes im Busch war. Ich ahnte es auch. Und Jean und B.B. steckten mittendrin.

 
10
     
    Entweder war es im M.A. Central seit der Nachrichtensendung noch voller geworden, oder das Graffito, das ich gerade gesehen hatte, wurde der Menge von Streunern in keiner Weise gerecht. Es war das reinste Inferno. Sie waren einfach überall. Man konnte sich in der Menge kaum bewegen. Alle Kinder plapperten miteinander und mit jedem, der bereit war, ihnen zuzuhören. Die Laute vermischten sich zu einem ständigen durchdringenden Summen, einem unangenehmen weißen Rauschen.
    Sie hatten die M.A. Central-Pyramide – zumindest ihre unteren Etagen – lahmgelegt.
    In diesem Durcheinander B.B. zu finden war geradezu unmöglich.
    Ich spürte, wie am Ärmel meines Overalls gezupft wurde. Ich blickte nach unten und gewahrte einen kleinen rothaarigen Streuner. Es war ein Junge, glaubte ich.
    »Sig?« fragte er und zeigte auf mein Gesicht.
    Ich hob ihn hoch und betrachtete ihn etwas genauer. Ich kannte ihn nicht.
    »Gehörst du zu den Lost Boys?«
    Er nickte stolz. »Lost Boy ich.«
    »Weißt du, wo mein Freund B.B. ist?«
    Er schaute sich um, dann begann er aus voller Lunge zu schreien, während er auf mich zeigte.
    »B.B.! Siggy! B.B.!

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