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Land aus Feuer und Wasser

Land aus Feuer und Wasser

Titel: Land aus Feuer und Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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zusammen.
    Zwei Messungen waren nötig, um das spezifische Gewicht genau festzustellen. Einmal eine Wägung des zu untersuchenden Brockens in der Luft. Der Professor legte ihn zu dem Zweck einfach auf eine Federwaage und notierte sich das Gewicht, das sie anzeigte. Eine zweite Wägung, bei welcher der Stein im Wasser hing, hatte danach zu erfolgen. Auch das ließ sich ohne Schwierigkeiten bewerkstelligen. Er schlang ein feines Gummiband um den Brocken und hing ihn mit einem Zwirnsfaden an der Federwaage auf. Dann füllte er ein Literglas mit Wasser, brachte es von unten her so darunter, daß der Stein vollkommen in die Flüssigkeit eintauchte, und schob schließlich noch ein Buch unter das Glas, um es in dieser Stellung festzuhalten. Darauf griff er nach einem Schreibblock und Bleistift und ging daran, die kleine Rechnung aufzumachen, durch die sich das spezifische Gewicht eines Körpers leicht ermitteln läßt, wenn man sein Gewicht in der Luft und im Wasser kennt.
    Eben war er dabei, das Ergebnis niederzuschreiben, als ein leises Klicken ihn aufschauen ließ. Sein Blick fiel auf die Waage; sie zeigte jetzt etwas ganz anders als noch eben vor einer knappen Minute. Sein Auge wanderte weiter zu dem Glas hin, und der Bleistift entfiel seiner Hand beim Anblick dessen, was er dort sah. Wie ein Schwamm war der scheinbar doch so feste Stein in dem Wasser aufgequollen, hatte jede Spur der Flüssigkeit in sich aufgesogen, hatte sich dabei stark und immer stärker ausgedehnt und schließlich die Glaswand gesprengt.
    In Scherben lag das Gefäß auf dem Tisch, und immer noch weiter quoll und wuchs der wunderliche Stein. Schon hatte er soviel an Größe gewonnen, daß er die Tischplatte berührte; schon zerriß auch das Gummiband, das der Dehnung bisher noch standgehalten hatte.
    Schon stieß das nach allen Seiten weiter quellende Gebilde gegen die Federwaage und warf sie um. Mit schnellem Griff brachte Professor Eggerth sie in Sicherheit und starrte wie fasziniert auf das wunderbare Schauspiel, das sich vor seinen Blicken vollzog; schaute minutenlang darauf, bis das rätselhafte Wachstum endlich sein Ende erreichte. Aber da war aus dem früher noch nicht faustgroßen Brocken ein Gebilde geworden, das die halbe Tischfläche bedeckte und etwa die Form und den Umfang eines recht großen Kürbisses aufwies.
    Professor Eggerth strich sich über die Stirn. Narrte ihn ein Spuk? War das Ganze eine Fieberphantasie? Er schloß die Augen und öffnete sie wieder. Das Bild blieb unverändert Wuchtig und mächtig lag nach wie vor der zu einem gewaltigen Block aufgequollene Brocken auf dem Tisch. Der Professor wollte näher herantreten, ihn befühlen, ihn anheben, als es klopfte.
    Die Tür ging auf, Dr. Schmidt kam herein. Aufgeregt schwenkte er ein Bündel Zeitungsblätter in der Rechten. Ohne den Tisch mit seiner auffallenden Last zu bemerken, platzte er mit seiner neuen Nachricht heraus.
    »Wissen Sie das Neueste, Herr Professor? Wissen Sie, wer in dem Zelt gehaust hat, das wir entdeckten …?«
    Professor Eggerth wollte abwehren. Ihn interessierte in diesem Augenblick das rätselhafte vulkanische Gestein auf seinem Tisch mehr als alles andere, aber der lange Schmidt ließ sich nicht abstoppen. Ohne sich unterbrechen zu lassen, sprach er weiter.
    »James Garrison ist hier gewesen. James Garrison – unser alter Bekannter aus der Antarktis. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter gehörte er zu der Carnegie-Expedition. Es stimmt auch; magnetische Messungen sind seine Spezialität. Ich hätte gleich daran denken sollen, als ich das Magnetometer in dem Zelt sah.«
    Der Name ›Garrison‹ ließ Professor Eggerth aufmerken und gab seinen Gedanken für eine kurze Weile eine andere Richtung.
    »So, so, Herr Doktor, Mr. Garrison war mit der CarnegieExpediton hier? Ein eigenartiges Zusammentreffen«, sagte er sinnend, während er an den anderen unfreiwilligen Aufenthalt auf dieser Insel denken mußte, zu dem sein Sohn und Berkoff James Garrison und dessen Begleiter Bolton schon früher einmal verholfen hatten.
    Einen kurzen Augenblick stutzte der lange Schmidt, als Professor Eggerth von einem eigenartigen Zusammentreffen sprach. Einen Moment ging ihm der Verdacht, den er beim Anblick des ersten Zeltes gefaßt hatte, wieder durch den Kopf, doch dann sprudelte er weiter. »Es ist übrigens möglich, Herr Professor, daß wir durchaus nicht die einzigen Bewohner der Insel sind.«
    »Wieso nicht, Herr Doktor?« fiel ihm Professor Eggerth ins Wort. »Die

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