Land aus Feuer und Wasser
Insel ist unbewohnt, das weiß ich zufällig ganz genau.«
»War unbewohnt, Herr Professor«, fuhr Dr. Schmidt fort »Hier steht etwas …« Er blätterte in den Zeitungsausschnitten, die er mitgebracht hatte. »Merkwürdig unbestimmt sind alle diese Meldungen. Wie absichtlich gemacht kommt mir manches darin vor, aber der Satz hier läßt sich jedenfalls nicht wegwischen. Hier steht es, daß der Expedition unterwegs drei Mitglieder abhanden gekommen sind. Von einem übereilten Aufbruch, dem fluchtartigen Verlassen einer Insel ist dabei die Rede. Namen und Orte sind nicht genannt, doch ich meine, das könnte nur hier gewesen sein, als die Expedition Hals über Kopf vor dem Vulkanausbruch flüchten mußte. Lesen Sie den Bericht selbst.«
Er reichte Professor Eggerth das Zeitungsblatt. Der ließ sich auf einen Stuhl nieder und begann zu lesen. Eine kurze Zeit beobachtete ihn Dr. Schmidt dabei. Dann ließ er seine Blicke durch den Raum gehen und bemerkte den Block auf dem Tisch. Erstaunt trat er näher heran, fuhr mit den Händen darüber und hob das eigenartige Gebilde schließlich etwas an. Dann fragte er:
»Was ist das hier, Herr Professor? Wie kommen Sie zu diesem Mineral? Scheint vulkanischer Natur zu sein. Fühlt sich fast wie Bimsstein an. Wo haben Sie das gefunden? Wann haben Sie es denn in das Schiff gebracht?« Es waren viele Fragen auf einmal, aber jetzt mußte der lange Schmidt auf Antwort warten, denn Professor Eggerth war noch mit dem Zeitungsbericht über die Carnegie-Expedition beschäftigt.
»Ja, mein lieber Doktor«, sagte er, als er das Blatt endlich beiseite legte, »das sieht in der Tat aus, als ob die Expedition hier bei ihrer überstürzten Abfahrt drei Mann zurückgelassen hat. Da steht auch etwas davon da, daß man ein Schiff ausschicken will, um die Leute abzuholen. Lassen sich reichlich Zeit damit, die Herrschaften. Nun ja, das kostet natürlich Geld, und da es sich wahrscheinlich um arme Teufel handelt, eilt es nicht so besonders.«
Der lange Schmidt kannte Professor Eggerth und seine Art, die Dinge zu erledigen. Er wußte, daß jetzt erst diese Geschichte mit der Carnegie-Expedition zu Ende durchgesprochen werden mußte, bevor er auf seine anderen Fragen Antwort bekommen würde.
»Es ist in der Tat so, Herr Professor«, ging er auf dessen Gedankengang ein. »Wenn sich die Vermißten auf der Insel hier befinden, so müssen sie schon seit mehr als drei Monaten hier sein. Höchstwahrscheinlich doch ohne Waffen und sonstige Hilfsmittel. Wahrhaftig keine angenehme Lage für die Leute. Wer weiß, wie sie’s überstanden haben.«
»Ich glaube, darüber brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, Herr Dr. Schmidt. Es gibt auf der Insel Süßwasser und nahrhafte Früchte in Mengen. Mit ein bißchen Glück und Geschick lassen sich auch Schildkröten und Fische fangen. Aber natürlich wäre es unbillig, die Leute länger als nötig ihrem Schicksal zu überlassen.«
»Sie meinen, Herr Professor, daß wir uns um sie kümmern sollten?«
»Ganz recht. Wir werden uns nach ihnen umsehen, wenn ›St 25‹ wieder in Ordnung ist. Wenn sie wirklich hier sind, dürfte es nicht allzu schwer sein, sie zu finden.«
Der lange Schmidt zog sein Gesicht in Falten. »Fremde an Bord von ›St 25‹? Ich weiß nicht, ob das empfehlenswert ist, Herr Professor. Es gibt doch Neukonstruktionen im Schiff, die noch nicht geschützt sind …«
Professor Eggerth schob die Bedenken des langen Schmidt kurz beiseite. »Wir werden den Leuten nichts zeigen, was sie nicht sehen sollen, aber wir dürfen in diesem Fall nicht kleinlich sein. Es ist unsere Pflicht, sie aus ihrem Exil zu erlösen. Um so mehr, als der Vulkan unberechenbar ist. Das hier …«, Professor Eggerth deutete auf den Steinblock auf dem Tisch, »gibt mir allerhand zu denken.«
Damit kam nun der Professor glücklich zu dem Thema, das Dr. Schmidt im Augenblick am Herzen lag. Er berichtete ihm von seinem Versuch und den überraschenden Erscheinungen, die es dabei gegeben hatte, und gemeinsam machten sie sich daran, das Experiment mit einem anderen Brocken zu wiederholen.
Sprachlos sah Dr. Schmidt zu, wie auch dieses Lavastückchen zu quellen und zu schwellen begann und sich noch stärker ausdehnte als das erste; wahrscheinlich deshalb, weil Professor Eggerth diesmal ein wesentlich geräumigeres Gefäß mit einer entsprechenden größeren Wassermenge benutzt hatte. Immer noch schweigend und mit zusammengekniffenen Lippen betrachtete der Doktor den zweiten Block,
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