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Land der guten Hoffnung

Land der guten Hoffnung

Titel: Land der guten Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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denn einer, der aussah wie Roy Orbison, fiel in den Kulissen der Truman Show kaum auf. Oder hatte er mich an Bord des Dampfers nach Kladow begleitet? Ich auf dem Oberdeck. Er im Unterdeck. Das war unwahrscheinlich, denn außer einem Fahrrad hätte er nichts mitbringen können, um mir hier draußen auf den Fersen zu bleiben.
    Wie auch immer. Der Mann war da.
    In der Villa holte ich den Laptop aus meiner Reisetasche und sah die gespeicherten Unterlagen durch, die mir Stamm übergeben hatte.
    Weder Texte noch Fotos gaben einen Hinweis auf Orbison den Zweiten. Ich gab auf, und widmete mich Docs Musiksammlung. Zusammen mit der Anlage nahm sie eine ganze Wand der Wohnhalle in Anspruch. Doch weder auf CD noch auf Kassette fand ich, was ich suchte. Erst in der VinylSammlung wurde ich fündig. Wenig später hallte Oh, Pretty Woman durch das Haus.
    Ich machte mir was zu essen und schmeichelte mich bei Lucy mit einem frischen Salatblatt ein. Da die Hausherrin militante Biertrinkerin war, hatte ich mir zwei Flaschen Rotwein mitgebracht. Später legte ich die Platte von Roy Orbison noch mal auf. Bei I Drove All Night musste ich an die Bus-Tour denken. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war Konzertzeit. Wie ich Doc kannte, hatte sie ihre Truppe rechtzeitig in Hörweite zur Band gebracht. Ich spürte so etwas wie Entzugserscheinungen und ging in den Keller.
    Docs Musikstudio war bereits kurz nach dem Umzug fertig gewesen. „Da kannst du richtig Krach machen, Helm!“ Krach hatte sie auch schon im Keller des bescheidenen Reihenhauses genug produziert. Wenn Doc die Elektrogitarre mit ihrem extra harten Plektrum bearbeitete und sich mit Verzerrer und Wawa-Effekt austobte, flatterte die Lautsprecherverkleidung. Ich schnappte mir die Telecaster und schaltete die Verstärkeranlage ein.
    In der folgenden halben Stunde prügelte ich - mehr schlecht als recht - diverse Oldies in die Saiten. Danach schlich ich mich halb taub zurück ins Erdgeschoss, beäugt von Lucy, die Posten an der Küchentür bezogen hatte. Ich trank eine halbe Flasche Mineralwasser, schwamm eine Runde im Havelwasser und fiel ins Bett.
    Wenn Lucy loslegt, dann richtig.
    Laute Warnlaute trieben mich am frühen Sonntagmorgen aus dem Bett. Auf dem Weg zum Fenster hörte ich wie eine Autotür ins Schloss schlug. Die Gans keifte jemandem nach, der bereits hinter dem Steuer saß und den Motor startete. Ich konnte nicht erkennen, wer es war. Der Wagen, in dem er oder sie davonfuhr, war ein schwarzer Mercedes der A-Klasse mit Berliner Kennzeichen.
    Der Tag war diesig. Am Nachmittag fuhr ich mit geschlossenem Cabriodach und eingeschalteter Beleuchtung nach Neu Fahrland und kaufte am mobilen Verkaufsstand einer Fischräucherei zwei große Lachsforellen, um Doc und ihrer Familie einen Nacht-Imbiss anbieten zu können.
    Auf der Rückfahrt durch den Wald bemerkte ich den schwarzen Mercedes mit dem Berliner Kennzeichen im Rückspiegel. Wer immer am Steuer saß, er hielt sich - wie ich - an die ausgeschilderte Geschwindigkeitsbegrenzung.
    Zweimal das Roy-Orbison-Double.
    Zweimal die A-Klasse.
    Es war an der Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen. Die schmale Straße nach Sacrow war um diese Tageszeit kaum befahren. Kurz entschlossen stellte ich das Cabrio quer und blockierte die Fahrbahn. Ich sprang aus dem Wagen und ging auf den Mercedes zu, der langsam zum Stehen kam. Durch Front- und Seitenscheibe war bei den Lichtverhältnissen nichts zu erkennen. Bevor ich die Fahrertür aufreißen konnte, wurde das Fenster geöffnet, und ein älterer Mann sah mich mit besorgter Miene an. Er hatte keinerlei Ähnlichkeit mit Roy Orbison und war ausgesprochen freundlich.
    „Probleme mit dem Wagen?“ fragte er.
    „Ich habe den Eindruck, Sie wollen etwas von mir.“
    „Das muss ein Missverständnis sein.“ Er lächelte. „Ich kann mich nicht erinnern, die Lichthupe betätigt zu haben. Außerdem müsste ich doch nur klingeln, wenn ich was von Ihnen möchte.“
    „Klingeln?“
    „Ich bin Nachbar der Ermayers.“
    So viel zu meinem Verfolgungswahn.
    „Und Sie sind wohl der Hüter des Hauses. Frau Ermayer hat Bescheid gesagt, damit ich nicht nervös werde und die Polizei rufe. Ich wohne gegenüber - obwohl die Gans das nicht zu akzeptieren scheint.“
    „Tut mir Leid!“
    Fernes Scheinwerferlicht kündigte ein Fahrzeug an. Ich beeilte mich, das Cabrio an den Straßenrand zu fahren. Docs Nachbar verabschiedete sich mit einem kurzen Hupen und setzte seine Fahrt fort. Ich ließ auch noch den

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