Land der guten Hoffnung
vergiss meine Weinliste nicht, Helm!“
Erneut kalt erwischt.
„Nur keine Angst, Doc. Ich denke dran. Grüß die Familie.“ Ich legte auf- und bevor ich Desmond und die Liste erneut vergessen konnte, schrieb ich mir einen Merkzettel.
Kapitel 49
Jabu Mahlangus Grab lag im Schatten uralter Bäume auf einem kleinen Stadtfriedhof, umtost vom Lärm der Metropole.
Von andächtiger Ruhe konnte keine Rede sein. Doch dagegen hätte der Alte wohl nichts gehabt. Und auch das billige Pappschild mit dem Schriftzug BLUES IS KING!, das ein Verehrer an das schlichte Holzkreuz geheftet hatte, wäre ihm sicher recht gewesen.
„Der Grabstein ist leider noch nicht fertig. Ich habe einen weißen ausgesucht. Das war seine Lieblingsfarbe“, sagte Betty und legte unsere Blumen zu den vielen anderen auf den Grabhügel.
Viele Sträuße waren bereits verwelkt, andere sahen frisch aus. Eines war sicher: Jabu war sehr beliebt gewesen und wurde nicht vergessen. Stumm verweilten wir noch einige Minuten an seiner letzten Ruhestätte. Dann fuhren wir im Licht der sinkenden Sonne hinaus nach Camps Bay. Unterwegs legte ich die Aaron-Neville-Kassette ein. With You In Mind. Das passte als Erinnerung an den Verstorbenen.
Ich führte Betty zum Abendessen aus. Vor meinem Hotel parkte ich, und wir spazierten gemächlich zum Fischrestaurant an der Victoria Road. Vom Atlantik wehte eine angenehm frische Brise zu uns herüber, und das letzte Tageslicht leuchtete Camps Bay in samtigen Pastelltönen aus.
Das Lokal war bereits gut gefüllt, und der reservierte Tisch wartete auf uns. Bei Fisch und Wein unterhielten wir uns über alles Mögliche, nur nicht über Dinge, die uns an die Vorfälle der letzten drei Wochen erinnern konnten und uns die Stimmung verdorben hätten. Beim Nachtisch traf mich ein fester Schlag auf der Schulter. Noch bevor ich aufsah, erkannte ich Gormann an der Stimme.
„Sieh an, sieh an. Schön zu sehen, dass Sie auf meinen Restaurant-Tipp zurückkommen.“
Ich stellte ihm Betty vor. Sie entschuldigte sich für einen Augenblick, nahm ihre Handtasche und ließ uns für einen Moment alleine. Ich bot Gormann den freien Platz an, und er setzte sich.
„Geschäfte?“ fragte ich.
„Ein junger Produzent aus München, der hier einen Kinofilm drehen will. Wir sitzen auf dem Gehsteig und lassen uns von Passanten anrempeln. Zu spät reserviert.“
„Sie produzieren also fleißig weiter.“
„Stamm hat mir versichert, es bliebe alles beim Alten in der Firma.“ Er stand wieder auf. „Ich muss mich um meinen Gast kümmern. Wollte Ihnen aber wenigstens Hallo sagen.“
„Das ist nett von Ihnen, Gunter.“
„Und passen Sie mit den Frauen auf, die Sie sich aussuchen, Helm.“
War Gormann ernsthaft besorgt oder foppte er mich nur? „Ich weiß nicht, ob ich sie mir aussuche.“ Nachdenklich schüttelte ich den Kopf. „Ich glaube, wir werden ausgesucht - so, wie wir geträumt werden.“
„Ich sehe schon, Sie waren nicht umsonst am Kap.“ Er lächelte mir herzlich zu, hob noch mal die Hand zum Gruß und ging davon.
Nachwort
Wir fahren ja Büchern und Träumen nach. Friedrich Wilhelm Murnau
In diesem Sinne möchte ich mich beim Falling Rocks-Team bedanken. Allen voran bei Peter Keglevic, der mich als Regisseur mit kreativer Arbeit ans Kap lockte, bei Timothy Tremper von Checkpoint Berlin, der den Aufenthalt möglich machte und bei Giselher Venzke von Two Oceans Productions, der uns vor Ort so kompetent betreute. Es war ein guter Start in Camps Bay. Nachdem das Drehbuch stand, gingen wir unserer Wege. Das Filmteam zog weiter nach Norden zum Dreh, und ich widmete mich in der Western Cape Province der Recherche dieses Romans.
Besonderer Dank gilt Angus Stewart von der Advocates Bay Group in Durban, der mir im Hinblick auf den politischen und juristischen Rahmen meiner Geschichte als wertvoller Ansprechpartner und Ratgeber zur Verfügung stand - und Gerulf Augustin, Andreas Rosen und Nike Durczak, die mir im Vorfeld wichtige Hinweise gaben. Darüber hinaus bin ich auch denjenigen Ratgebern verpflichtet, die nicht genannt werden können. Es versteht sich von selbst, dass keine meiner Quellen für fiktive Überhöhung und dramaturgische Beugung von faktischen Gegebenheiten verantwortlich ist - oder für ganz gewöhnliche Fehler, sollten sie mir unterlaufen sein. Die Figuren und Ereignisse in meiner Geschichte sind - wie es sich für einen Roman gehört - Fiktion.
Die Zitate aus „Flamingofeder“ von Laurens van der Post (für
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