Landleben
schwängerte Mary Lou Brumbach
von nebenan, als sie erst siebzehn war, aber dann heiratete
er sie, und somit war alles wieder in Ordnung – und am
D-Day war das Baby schon in einem Wagen, den Mary Lou
auf dem Weg zum Acme-Supermarkt und zurück, über
die flachen Rinnen, in denen das Wasser von den Dächern
zum Rinnstein floss, und über die Gehwegplatten schob,
die von den Wurzeln der Rosskastanien angehoben wur-
den und einen stolpern ließen, wenn man mit Rollschu-
hen darüber fuhr. An heißen Sommerabenden drang der
Lärm von Familienstreitigkeiten aus den mit Fliegengit-
tern versehenen Fenstern der überfüllten Reihenhäuser
auf der anderen Straßenseite herüber- der erhöhten Seite,
zu der Zementstufen in den gefährlich nach außen geneig-
ten Stützmauern führten. Aber es gab keine Scheidungen,
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soweit Owen sich erinnern konnte. Die Stimmen wurden
erhoben, Geschrei und Türen seh lagen hallten durch die
Nachbarschaft, aber Scheidungen gab es anderswo, in Holly-
wood und in New York, und sie waren tragische Skandale,
denn sie führten zu dem, was niemand und mit Sicherheit
kein Kind wollte: ein kaputtes Zuhause. Schon der Aus-
druck hatte einen sündigen, schrecklichen Klang und den
aschenen Geschmack des Unglücks, wie die zerbombten
und rauchenden Häuser, die in den Wochenschauen von
Fox Movietone im Scheherazade, dem Lichtspieltheater
im Ort, gezeigt wurden. Die Welt war voller Zerstörung
und Übel, und allein die Vereinigten Staaten, so schien es,
konnten sie wieder in Ordnung bringen. Das Land war im
Krieg, und in Owens Phantasie war das unbebaute Grund-
stück vor seinem e
F nster ein von Unkraut überwucherter
Bombenkrater.
Die ursprüngliche Weide, von der Willow den Namen
hatte, lebte noch und wurde wie ein alter Würdenträger
umhegt, mit Injektionen von Pestiziden und Düngemit-
teln, die in ihre Wurzeln gegeben wurden, nachdem man
mit einer Brechstange Löcher hineingetrieben hatte; sie
stammte aus der Zeit, als dort eine Papiermühle mit einem
Wasserrad gewesen war, und ein Teich mit Forellen und
eine Rennbahn, auf der Trabrennen stattgefunden hatten,
bevor auf dem ebenen, niedrig liegenden Gelände nörd-
lich des Pike ein Netz von Straßen angelegt wurde. Owens
Haus – eigentlich nicht Owens Haus, auch nicht das seiner
Eltern, sondern es gehörte den Eltern seiner Mutter, Isaac
und Anna Rausch – war eines der älteren und größeren an
der Mifflin Avenue; sein Großvater hatte es gekauft, als
er gedacht hatte, er sei reich vom Tabakanbau im Ersten
Weltkrieg. Er verkaufte seine Farm und zog in die zehn
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Meilen entfernte neue, beliebte Gemeinde Willow. Als
dann die Depression kam, schrumpften seine Ersparnisse
zusammen, und seine Tochter zog mit ihrem Mann und ih-
rem Kind ein. Das eine Paar hatte ein Haus, das andere die
Möglichkeit, Geld zu verdienen. Owens Vater war Buch-
halter bei einer der Strickwarenfabriken in Alton. Owens
damals noch schlanke Mutter mit dem kastanienroten Haar
arbeitete in einem Kaufhaus in Alton in der Stoffabteilung,
bis ihr kleiner Sohn ihr ein schlechtes Gewissen verursach-
te: Schluchzend lief er auf der Mifflin Avenue hinter ihr
her, als sie zur Straßenbahn ging; sie gab die Stelle auf, um
mehr Zeit für ihn zu haben. Sein Vater, Floyd Mackenzie,
kam aus Maryland. Owen war nach einem kränklichen
Großvater genannt worden, der vor seiner Geburt gestorben
war, aber, Familiengeschichten zufolge, etwas Funkelndes
gehabt hatte und einen erfinderischen Kopf, was sie für
schottisch hielten. Er besaß in Mt. Airy eine Eisenwaren-
handlung, dieser ursprüngliche Owen, und hatte in seiner
Freizeit Erfindungen gemacht, Verbesserungen an den Ge-
räten, die er verkaufte – einen Unkrautjäter, den man be-
dienen konnte, ohne sich zu bücken, eine Heckenschere,
die so konstruiert war, dass sich das Gelenk sehr viel leichter
bewegen ließ –, aber keine Firma hatte je die Herstellung
dieser Erfindungen übernommen und ihn reich gemacht.
Er starb bankrott und tuberkulosekrank. Doch ein Funke
seiner Hoffnungen, die harte Welt überlisten zu können,
ging auf seinen Enkel über. Die Mackenzies waren nicht
reich, aber sie waren schlau, findig. Owens Vater sagte zu
ihm: «Du schlägst meinem Vater nach. Du hast seine intel-
lektuelle Neugier. Er saß gern da und dachte darüber nach,
wie bestimmte Dinge funktionieren. Ich habe mich so et-
was nie gefragt, nur, wo mein nächster
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