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Landleben

Landleben

Titel: Landleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Updike
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werden
konnte, nachdem sie in Tausende von Maschinen instal-
liert worden war.
    Owen traf in seiner neuen Kleinstadt als auf geheimnis-
volle Weise komfortabel situierter Fremder ein, der in den
frühen Stadien einer nun immer weniger exotischen Bran-
che ein kleines Vermögen angehäuft hatte. Er wurde arg-
wöhnisch als eine Art Alchemist betrachtet, doch er wusste,
dass die Alchemie von Babbage und Turing, Eckert und Mauchly und von Neumann längst in reine Chemie überge-
gangen war – eine Provinz drohnenartiger Quantifikatoren
und unangenehmer Gerüche. Eine Zeit lang hatte er auf
seinem für ihn eingerichteten hochgezüchteten iMac her-
umgehackt, in der Hoffnung, noch einmal auf ein «Nächs-
tes» zu stoßen, vielleicht eine Art Browser-Programm, bei
dem ein paar Ecken genial abgeschnitten werden konnten,
doch im Herzen wusste er, dass er nur spielte; der Raum für
individuelle Erfindungen war eingeengt worden von einem
vermeintlich «reifen» und popularisierten Feld der Ausbeu-
tung, der praktisch unendlichen Ausbreitung von E-Mail,
Pornographie, Spam, halb brauchbaren Daten, Digital-Fo-
tos und –Videos, geraubter Musik – dem ganzen aufdring-
lichen, volkstümlichen Dreck, der in Owens Jugend haupt-
sächlich auf die Printmedien beschränkt geblieben war, auf
Ballen wieder verwertbarer Zeitungen, Zeitschriften, Ka-
taloge und Prospekte. Der so genannte Cyberspace wurde
unterdrückt von dem niedrigen Hunger, den der Kapita-
lismus bedienen musste. In den Ingenieurswissenschaften
wie in den schönen Künsten ist das Morgengrauen, wenn
alle außer einigen wenigen in tiefem Schlaf die Möglich-
keiten an sich vorübergehen lassen, die Zeit der schöpfe-
rischen Sprünge. Die Wunderwerke der Ingenieurskunst
auf dem Computersektor – ähnlich wie die auf dem Au-
tomobilsektor im dahingegangenen Jahrhundert – liegen
begraben unter einem Erdrutsch banaler Nutzung: Jeder
Bankkassierer kann die Wechselkurse in Hongkong abfra-
gen, so wie jeder Autofahrer auf das Pedal treten kann, um
mehr Gas zu geben. Und so wie die Schwellenländer die
Auto- und Textilindustrie dem amerikanischen Arbeiter
gestohlen haben, so nimmt das Outsourcing der Software
in Länder wie Indien, Russland, China, die Philippinen im-        mer mehr zu. Es ist zu traurig. Aber Fortschritt ist traurig,
Veränderung ist traurig, natürliche Auswahl ist sehr traurig.
Was Wunder, dass Owen im Alter, jetzt, nachdem das letzte
von seinen und Julias insgesamt sechs Kindern das Haus
verlassen hat, mit dem Malen angefangen hat – die Stille
der Arbeit, die lange Verbindung der Malerei mit dem Hei-
ligen, der Geruch der geduldig gereinigten Essenzen und
Mineralien.
    Die Kinder hatten sich, weil Kinder keine Wahl haben,
angepasst. Rachel und Thomas Larson, die bei der Hoch-
zeit (einer schlichten, betont kargen Zeremonie in der
Lower Falls Universalist Church) neun und sieben waren,
ordneten sich den chronologisch über ihnen rangierenden
vier Mackenzies unter; sie fanden Schutz in der Gegen-
wart ihrer leiblichen Mutter, obwohl Julia sich mit all ihrer
mütterlichen Energie – einem heroischen Maß an Einfüh-
lungsvermögen, Geduld und Zuneigung – in die traditio-
nell suspekte Rolle der Stiefmutter stürzte. Owens Kinder,
von denen zwei schon auf dem College und alle vier vom
aufgeklärten Stoizismus einer Generation durchtränkt wa-
ren, für die gestörte Familienverhältnisse zum normalen
Fernsehprogramm gehören, machten ihrer Stiefmutter
kaum Vorwürfe für das, was über sie hereingebrochen war.
Nur die kleine Eve hielt in diesen Jahren Distanz. Dann,
als die Sexualität das Kind einholte, hatte sie außer Julia
keine erwachsene Frau, an die sie sich wenden konnte, und
so kamen sie sich für kurze Zeit näher, bis das Mädchen
mit sechzehn in die für eine Frau notwendige Verschwie-
genheit driftete. Es ist ein neues Lebensstadium, dachte
Owen, wenn die eigenen Kinder einen Toleranz und Auf-
geklärtheit lehren – und einem zeigen, wie man Schläge
abfedert.
    Julia hatte von Haskells Crossing gewusst. Arthurs ers-
ter Ruf, nachdem er die Andover Newton Theological
School verlassen hatte, führte ihn als Vikar in eine sie-
chende episkopalische Gemeinde in Cabot City; die ruhi-
gere, wohlhabendere St.-Barnabas-Gemeinde in Haskells
Crossing wurde neidvoll als reicher jüngerer Bruder be-
trachtet. Aus der Perspektive von Middle Falls gesehen –
wo die alte Waffenfabrik am Fluss nun wieder leer stand,
obwohl das Schild «E-O

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