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Landnahme

Landnahme

Titel: Landnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hein
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könnte ich Ihnen liefern lassen. Wir haben ja noch zwei Wälder, alles hat man uns nicht weggenommen.«
    »Schön. Das wird erheblich billiger für Sie. Dann macht mein Freund Sigurd kein Geschäft, aber das wird er überleben.«
    »Und wie teuer könnte es werden?«
    »Das lässt sich erst sagen, wenn Sie entschieden haben, wie der Pavillon aussehen soll, wie groß er werden soll, was er für ein Dach bekommt. Wenn Sie solche Rosetten wie hier haben wollen, wird es teurer.«
    »Nein. Es sollte sehr schlicht sein.«
    Friederike kam mit einem Tablett zurück. Sie stellte eine verschlossene Flasche Bier vor Pfarrer Geßling hin, der sich bedankte und sie in seine Ledertasche steckte, dann goß sie ihm Tee ein.
    »Aber ich bin nicht wegen des Pavillons gekommen, Herr Haber. Ich habe eine heikle Mission, eine für mich heikle Mission.«
    »Ich werde dann mal gehen«, sagte ich, »wir sehen uns heute Abend. Mit Veronika.«
    »Sie können bleiben, Herr Kitzerow. Was ich zu sagen habe, ist kein Geheimnis. Oder vielmehr, es ist ein Geheimnis, das ich an die Öffentlichkeit bringe. Es geht um Ihren Vater, Herr Haber.«
    »Was ist mit ihm?«
    Der Pfarrer rührte in seiner Teetasse und sah nicht auf.
    »Hat er Ihnen etwas hinterlassen? Eine Nachricht für mich?«
    »Nein. Es geht um seinen Tod. Wie Sie wissen, nun, er wurde als Selbstmörder beerdigt ...«
    »Es war kein Selbstmord«, unterbrach ihn Bernhard, »es war Mord.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß es eben. Und auch wenn die Polizei es nicht beweisen konnte, es war Mord.«
    »Das ist richtig, Herr Haber. Ihr Vater wurde umgebracht.«
    Der Pfarrer sah jetzt Bernhard an, der ihn verwundert anstarrte. Die überraschende Mitteilung des Priesters hing für Sekunden in dem kleinen Pavillon, hallte nach und ließ uns alle erstarren. Schließlich fasste Bernhard nach der Hand von Pfarrer Geßling.
    »Hochwürden«, sagte er, und seine Stimme klang heiser, »was wollen Sie mir sagen?«
    »Was Sie vermuteten, Herr Haber, das stimmt. Ihr armer Vater wurde ermordet. Ich habe es vor einem halben Jahr in der Ohrenbeichte vernommen. Der es mir sagte, starb in der gleichen Stunde. Es war ein unglücklicher, ein zutiefst zerrissener Mensch.«
    »Wer war es?«
    »Ich bin an das Beichtsiegel gebunden, Herr Haber, und habe Ihnen gesagt, was ich mit mir und meinen Pflichten vereinbaren konnte. Ich wollte und ich musste Ihnen dieses sagen, um Sie von der Last einer väterlichen Sünde zu befreien, die ansonsten heillos ist. Ihr Vater starb nicht in der Sünde, er starb als ein Gerechter und wird seinen Gotteslohn erhalten.«
    »Wer war es?«
    »Ein sehr unglücklicher Mann, den seine schlimme Tat nicht zur Ruhe kommen ließ. Mehr kann und darf ich nicht sagen.«
    »Und warum? Warum hat er meinen Vater gehängt?«
    »Es war eine Wette, sagte er. Und sie waren alle betrunken.«
    »Alle? Wer ist das?«
    »Ich weiß es nicht. Und selbst wenn ich es wüsste, ich dürfte es Ihnen nicht sagen. Sie sollten nicht daran denken. Ich kam zu Ihnen, dass Sie Ihres Vaters schmerzlos gedenken können, denn er ging nicht seiner Seligkeit verlustig.«
    »Sie sagten mir lediglich etwas, was ich bereits wusste, Hochwürden. Was ich nicht weiß: wie ist der Name des Mörders?«
    Der Pfarrer schüttelte den Kopf: »Wer immer es war, er ist tot.«
    »Und die anderen?«
    Der Pfarrer zuckte mit seinen Schultern und schüttelte wieder den Kopf.
    »Und hat er auch den Hund ermordet?«
    »Ich versteh Sie nicht.«
    »Und den Brand? Wer hat die Werkstatt meines Vaters angezündet?«
    »Herr Haber, bitte. Von alldem weiß ich nichts. Ich kam schweren Herzens heute zu Ihnen, um Ihnen einen Trost zu geben. Was ich weiß und sagen durfte, habe ich Ihnen gesagt. Ich habe es getan, um mit mir selbst ins Reine zu kommen. Ich denke, ich habe das Beichtsiegel nicht gelöst, und ich bin meiner Schuldigkeit nachgekommen, um Ihnen eine Last von Ihrer Seele zu nehmen. Wenn Sie Ihres Vaters gedenken, wenn Sie vielleicht für ihn beten, er ist schuldlos und sündenlos gestorben.«
    »Danke, Herr Pfarrer. Aber das war mir nicht unbekannt. Ich wusste es.«
    Bernhard und Friederike begleiteten den alten Priester bis zur Gartentür. Als Bernhard zurückkam, lächelte er mich an.
    »Es tut mir Leid«, sagte ich zu ihm.
    »Was denn? Dass Vater ermordet wurde, wusste ich. Und außerdem ist es fünfzehn Jahre her.«
    »Und wer ...«
    »Vergiss es. Trinken wir noch ein Bier?«
    »Nein, ich habe Veronika versprochen, ihr im Garten zu

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